Auszeichnung

Hamburger Klinik hat bei Medizintourismus die Nase vorn

Medizintourismus bleibt weltweit eine Boombranche – mit eigenen Spielregeln für die Teilnehmer.

Angela MisslbeckVon Angela Misslbeck Veröffentlicht:

BERLIN. Erneut führt eine deutsche Klinik das weltweite Ranking für Krankenhäuser für Medizintouristen aus aller Welt an.

Die Medical Travel Quality Alliance (MTQUA) hat die Asklepios Klinik Barmbek in Hamburg zum zweiten Mal in Folge als weltbestes Krankenhaus für Medizintouristen ausgezeichnet.

Seit 2010 wählt die Organisation jedes Jahr die Top-Ten-Kliniken weltweit, die besonders gut auf die Bedürfnisse internationaler Patienten ausgerichtet sind. Dabei wird nicht nur die medizinische Qualität bewertet.

Im Fokus des Rankings steht vielmehr die Organisation rund um die Klinikbehandlung, wie Janet Geddes von der MTQUA bei der Tourismusmesse ITB Berlin im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung" erläuterte. Alle Krankenhäuser, die internationale Patienten behandeln, seien medizinisch top. Unterschiede, gebe es aber im Service, so Geddes.

"Medizintouristen sind nicht wie normale Patienten und sie sind keine normalen Touristen", sagte Geddes. Reisende Patienten seien auf Unterstützung angewiesen. Reiseagenturen würden aber vernachlässigen, dass die Reisenden Patienten seien.

Deshalb sei es umso wichtiger, dass die Krankenhäuser nicht vergessen, dass ihre Patienten auf Reisen sind. "Medizintourismus ist eine Gesundheitsbranche, keine Tourismusindustrie", sagte Geddes.

Elf Qualitätsindikatoren

Für ihr Ranking misst die MTQUA elf Qualitätsindikatoren. Das wichtigste ist – neben der medizinischen Ergebnisqualität – Geddes zufolge ein integriertes Versorgungsmanagement.

Auch eine klare, vertrauliche und sichere Kommunikation im Vorfeld der Behandlung und transparente Informationen über Preise und Ergebnisse sind bedeutend.

Einen ethischen Marketingansatz und ethische Prozeduren setzt die MTQUA ebenfalls voraus. Zudem müssen beauftragte Agenturen für die Patienten kostenfrei arbeiten und offenlegen, von wem sie bezahlt werden. Auch kulturelle, soziale und religiöse Sensibilität werden überprüft.

Eines der Kriterien sind aber auch die Kosten im internationalen Vergleich. Das ist laut Geddes der Grund dafür, dass keine US-Klinik auf der Top-Ten-Liste steht. "US-Krankenhäuser sind bei weitem zu teuer", sagte Geddes.

Neu auf der Liste sind aber Krankenhäuser aus Polen und Indien. Im polnischen Carolina Medical Center und dem indischen Fortis Hospital beobachtet die Rating-Agentur große Veränderungsprozesse im Management.

Das türkische Anadolu Medical Center ist vom zehnten auf den vierten Platz aufgestiegen. Nach MTQUA-Angaben sind dort 15 Prozent der Patienten internationale Medizintouristen.

Auf Platz drei rankt das jordanische Speciality Hospital und auf Platz zwei das Clemenceau Medical Center im Libanon.

Rund 17.000 deutsche Medizintouristen in Jordanien

Für den Medizintourismus in Jordanien sind Patienten aus Deutschland der wichtigste Markt. Rund 17.000 deutsche Medizintouristen besuchen das Land am Toten Meer pro Jahr nach Angaben von Karim Mubarak, Vizepresident von MedXJordan.

Die Public-Private-Partnership-Agentur wirbt mit dem Slogan "Because we care" für ihr Internetportal, das internationalen Patienten Rundum-Betreuung für einen Aufenthalt in Jordanien bieten soll.

Während die Zahl der internationalen Patienten in Jordanien seinen Angaben zufolge steigt, schweigen sich Vertreter der Dünyagöz Kliniken über die Entwicklung ihrer Klinik in Istanbul aus.

Weltweit steigt die wirtschaftliche Bedeutung des Medizintourismus fortwährend. Rika Jean-François, die das Segment bei der ITB betreut sprach von einem jährlichen Wachstum um 15 Prozent auf zuletzt 15 Milliarden US-Dollar.

Patienten begeben sich laut Jean-François vor allem deshalb auf Reisen, weil sie bessere, schnellere oder billigere Behandlung suchen oder weil Behandlungen in ihren Heimatländern nicht verfügbar oder nicht erlaubt seien. Der Erfolg des Medizintourismus wird nach ihren Angaben durch die immer günstigeren Flugpreise zusätzlich beflügelt.

In den Hamburger Asklepios Kliniken hat sich die Zahl ausländischer Privatpatienten seit 2009 nach Konzernangaben mehr als verdoppelt. Vor allem aus Russland und den GUS-Staaten kommen immer mehr Patienten nach Hamburg zur Behandlung.

Waldbaden für Atemwegspatienten

Aber auch deutsche Tourismusregionen entdecken den Medizin- und Gesundheitstourismus zunehmend für sich.

 So wirbt der Bäderverband Mecklenburg-Vorpommern mit dem Gesundheitspotenzial des aerosolhaltigen Küstenwaldes für Atemwegspatienten. Der Trend des "shinrin yoku" kommt, wie berichtet, aus Japan.

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