Ionentherapie

Marburger Zentrum insolvent

Das Marburger Ionenstrahlzentrum hat Insolvenz angemeldet. Minderheitsgesellschafter Rhön kann die Entscheidung "nicht nachvollziehen".

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MARBURG. Zu Jahresanfang bescheinigte der Geschäftsführer des Uniklinikums Gießen/Marburg (UKGM), Gunther Weiß, dem Therapiezentrum noch eine "positive Entwicklung". Doch nun scheinen sich die Kritiker bestätigt zu sehen, die schon 2011, als die Einrichtung bereits einmal kurz vor dem Aus stand, und seither immer wieder deren wirtschaftliche Tragfähigkeit anzweifelten.

Wie Minderheitsgesellschafter Rhön-Klinikum (24,9 Prozent) am Freitag mitteilte, hat die Marburger Ionenstrahl-Therapie Betriebsgesellschaft (MIT) jetzt einen Insolvenz- und Eigenverwaltungsantrag beim Amtsgericht Heidelberg gestellt. Was die Geschäftsleitung mit dem Wettbewerbsdruck begründe, der aus der Entwicklung neuer und alternativer Tumor-Therapien sowie dem Bau "deutlich günstigerer Anlagen im In- und Ausland" resultiere.

Von der Insolvenz überrascht

Mehrheitsgesellschafter der MIT ist mit 75,1 Prozent die Heidelberger Universitätsklinik, die auch den Geschäftsbetrieb des Therapiezentrums verantwortet. "Wir bedauern diese für uns überraschende Entscheidung", erklärte UKGM-Eigentümer Rhön. Wochen zuvor habe man von der Geschäftsführung der MIT noch "anderslautende Informationen" erhalten, weswegen man "den Eintritt der Insolvenz nicht nachvollziehen" könne.

Rhön betont darüber hinaus, als Zuweiser "fortlaufend sehr große Anstrengungen unternommen" zu haben, bei entsprechenden Diagnosen "die Anzahl der am Marburger Ionenstrahl-Therapiezentrum behandelten Patienten weiter zu steigern". Außerdem habe man 2017 nicht nur auf Zins- und Tilgung eines Darlehens an die MIT bis zur Verbesserung deren Ertragslage verzichtet, sondern der Gesellschaft auch bereits erhaltene Zinsen zurückerstattet.

Laut Rhön wurden dieses Jahr bislang 186 Patienten in dem Marburger Zentrum behandelt, davon habe das UKGM 143 zugewiesen, 40 die Heidelberger Uniklinik, die auch am eigenen Stammsitz noch ein weiteres Ionenstrahlzentrum unterhält. Seit Betriebsaufnahme seien in Marburg 640 Patienten behandelt worden.

Keine Auswirkungen auf Rhön

Die Insolvenz der Marburger Partikeltherapie habe dank früher getroffener Risikovorsorge "keinerlei Auswirkungen" auf Umsatz, operativen Gewinn und das Finanzergebnis des Rhön-Konzerns, heißt es weiter. Die bisherige Prognose für 2018 werde unverändert aufrechterhalten.

Demnach erwartet Rhön 1,24 Milliarden Euro Umsatz (+/- fünf Prozent) und einen Betriebsgewinn (EBITDA) zwischen 117,5 Millionen Euro und 127,5 Millionen Euro; gegenüber 2017 wären das wenigstens 20 Prozent Zuwachs. (cw)

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