Entlassmanagement

Der schnelle Draht zu Pflegedienst und Co

Über eine digitale Entlassplattform können Kliniken fast per Knopfdruck das Überleitungsmanagement organisieren.

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Das Berliner Start-up Recare hat eine digitale Lösung entwickelt, mit der Kliniken ihr Entlassmanagement effizienter machen können. Die digitale Plattform von Recare gibt Sozialdiensten und Case Managern in Krankenhäusern vor der Entlassung von Patienten einen schnellen Überblick darüber, wer freie Kapazitäten für die ambulante Nachsorge hat.

„Für den absoluten Großteil der Patienten garantieren wir, dass es eine positive Zusage für die Übernahme gibt“, sagte Gründer und Geschäftsführer Maximilian Greschke bei einem Seminar des Instituts für patientenorientierte Versorgungsablaufforschung in Mönchengladbach.

Datenbank mit Pflegediensten

So funktioniert das System: Derjenige, der die Entlassung koordiniert, gibt ein pseudonymisiertes Überleitungsprofil ein. Die hinterlegte Datenbank sucht in einem automatisierten Prozess die passenden Pflegedienste oder andere Nachversorger in der Umgebung heraus und schickt ihnen eine E-Mail. Die Unternehmen prüfen das Profil und sagen zu oder ab. Die Kliniken erhalten dann eine Übersicht über die möglichen Nachversorger und können in Absprache mit den Patienten einen auswählen.

Recare müsse einen schwierigen Konflikt lösen, berichtete Greschke. Die Kliniken wollten möglichst schnell einen qualitativ hochwertigen und verlässlichen Nachsorger finden. Die Pflegedienste oder anderen Anbieter dürften aber nicht mit einer Menge von Anfragen überschüttet werden, bei denen dann doch nichts herauskommt. Die Lösung: „Wir arbeiten mit einem selbst lernenden Algorithmus.“ Das System ermittelt aufgrund früherer Überleitungsdaten, bei wem die statistische Annahmewahrscheinlichkeit am größten ist. „Das Ergebnis ist eine übersichtliche Liste mit allen verfügbaren Kapazitäten zum geplanten Entlassdatum.“ Das System funktioniere gut und sei deutlich schneller als die bisherige manuelle Suche durch Krankenhausmitarbeiter. Greschke: „Für 25 Prozent aller Überleitungsanfragen erhalten wir innerhalb der ersten Stunde eine Zusage.“

In 90 Prozent der Fälle komme die Zusage innerhalb eines Arbeitstages. Das 2017 an den Start gegangene Unternehmen kooperiert laut Greschke inzwischen mit mehr als 40 Kliniken und 3000 Pflegediensten. Begonnen hat Recare in Berlin, dort seien 1050 von 1500 zugelassenen Pflegediensten registriert. „Wenn wir in eine neue Region gehen, schaffen wir es innerhalb von sechs bis acht Wochen, ein Netzwerk aufzubauen“, sagte der Gründer.

Recare will beim digitalen Entlassmanagement nicht bei der Überleitung von der Klinik in den Pflegedienst stehen bleiben. Es gebe bereits einen Prototypen für die Verlegung zwischen Kliniken, sagte der Geschäftsführer. Auch die Bereiche Anschlussreha und Hilfsmittel stehen auf seiner Agenda. „Bis Ende 2019 will Recare die Koordination von Pflege-, Reha- und Hilfsmittelversorgung bundesweit ermöglichen“, sagte Greschke.

Für sein Konzept hat Recare in diesem Jahr den Querdenker-Preis der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin gewonnen. (iss)

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