Bremen

Intensivstationen für Notfälle abgemeldet?

Pflegekräfte werden überall knapp. Offenbar hat das in Bremen jetzt zu echten Engpässen in der Intensivmedizin geführt.

Veröffentlicht:

BREMEN. Laut Recherchen des Fernsehmagazins „Panorama 3“ führte der Mangel an Pflegekräften in Bremen dazu, dass zeitweise die Hälfte aller Intensivkapazitäten abgemeldet wurden. Das Bremer Krankenhaus Links der Weser (LdW) habe zeitweise 98 Prozent der Kapazitäten seiner Intensivstation abgemeldet, hieß es.

„Panorama 3“ hatte Daten des Onlinesystem „Ivena“ ausgewertet. Sie betreffen 74 Kliniken mit Intensivstationen in Niedersachsen und Bremen in den Wochen zwischen dem 9. November und dem 3. Dezember 2018. Über das System melden sich Krankenhäuser ab, wenn sie keine Betten mehr für neue Patienten zur Verfügung stellen können. Das System zeigt den Rettungsleitstellen, wohin die Rettungswagen ihre Patienten bringen können.

Das LdW gehört zum Bremer Klinkverbund „Gesundheit Nord“ (Geno). Sprecherin Karen Matiszick sagte, tatsächlich stünden derzeit vier der 45 Betten der Intensivstation im LdW wegen Pflegepersonalmangels leer. „Aber wenn eine Station sich zeitweise abgemeldet hat, bedeutet das nicht, dass niemand mehr aufgenommen würde.“ So würden Infarktpatienten im LdW auch dann auf die Intensivstation aufgenommen, wenn das Ivena-System „rot“ zeigt.

Denn für die Behandlung von Infarktpatienten sei das LdW die Schwerpunktklinik im Geno-Verbund. Entsprechendes gelte zum Beispiel für Schlaganfallpatienten und Unfallpatienten im Klinikum Bremen Mitte (KBM). „Es bleiben keine Notfälle vor der Tür“, so Matiszick zur „Ärzte Zeitung“.

Ungeachtet dessen bestätigt die Sprecherin den Personalmangel in Geno-Verbund. „Wir könnten sofort 40 Schwestern und Pfleger einstellen.“ Aber auch in Bremen sei der Markt leergefegt.

Unterdessen hat das Bremer Bündnis für mehr Personal im Krankenhaus seit Oktober Unterschriften für ein Volksbegehren gesammelt. Die Unterzeichnenden fordern unter anderem, für Intensivstationen einen festen Patientenschlüssel abhängig vom Pflegebedarf von 1 zu 1 oder 1 zu 3 festzulegen. Auch für die anderen Stationen sollen feste Schlüssel verbindlich gelten.

Außerdem fordern die Unterzeichner mehr Transparenz. So sollen die Krankenhäuser verpflichtet werden, jährlich ihren Personalbedarf an die Gesundheitssenatorin zu melden, die ihrerseits dem Planungsausschuss berichtet und ihren Bericht veröffentlicht. Bisher sind 5500 Unterschriften gesammelt. 5000 Unterschriften sind nötig, um einen Zulassungsantrag für ein Volksbegehren stellen zu können. (cben)

Mehr zum Thema

Heimbeatmung

Helios Klinik Leisnig erweitert ihr intensivmedizinisches Angebot

Geschäftsjahr 2023

Asklepios steigert Umsatz und Gewinn

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Dr. Iris Dötsch Fachärztin für Innere Medizin, Diabetologin und Ernährungsmedizinerin hat die Hauptstadtdiabetologinnen, eines neues Netzwerk für Frauen in der Diabetologie, gegründet.

© snyGGG / stock.adobe.com

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen