Optimaler Hygienealltag

"It's in your hands"

Zum Welthändehygienetag am 5. Mai rührt die WHO die Werbetrommel für mehr und richtige Händehygiene in der Versorgung. In Deutschland bewährt sich das Modell der Compliance-Beobachtung in Kliniken.

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:
Hier zeigt man sich hygienisch gut gerüstet.

Hier zeigt man sich hygienisch gut gerüstet.

© PLUS / photos.com

BERLIN/GENF. In deutschen Kliniken ist das medizinische und pflegerische Personal offensichtlich immer besser sensibilisiert für die essenzielle Rolle der Händehygiene in ihrem Versorgungsalltag. Wie es auf Nachfrage der „Ärzte Zeitung“ von Seiten der „Aktions Saubere Hände“ (ASH) anlässlich des Welthändehygienetages am 5. Mai heißt, steigt der Händedesinfektionsmittelverbrauch in deutschen Krankenhäusern seit elf Jahren kontinuierlich an.

Die ASH wurde am 1. Januar 2008 mit Unterstützung des Bundesgesundheitsministeriums vom Nationalen Referenzzentrum für Surveillance von nosokomialen Infektionen (NRZ), dem Aktionsbündnis Patientensicherheit (APS) sowie der Gesellschaft für Qualitätsmanagement in der Gesundheitsversorgung ins Leben gerufen.

Zeitaufwändig, aber enorm effektiv

Der Mehrverbrauch ist laut ASH sowohl auf Intensivstationen wie bei der Intensivüberwachungspflege und bei Normalstationen zu verzeichnen. Aktuell übermitteln rund 2500 dieser Stationen in Deutschland der ASH Daten zum Händedesinfektionsmittelverbrauch.

Wie die ASH weiter betont, ist es mit der Dokumentation des Verbrauchs alleine aber nicht getan. Viel wichtiger sei der korrekte Zeitpunkt der Händedesinfektion. Von „übergeordneter Bedeutung ist die Compliance-Beobachtung“, so Janine Walter, die die ASH-Kampagne inhaltlich mitbetreut.

Bei der Compliance-Beobachtung überwachen Mitarbeiter das Personal dahingehend, dass die Händedesinfektion auch zum richtigen Zeitpunkt durchgeführt wird. Dies sei zwar zeitaufwändig, aber enorm effektiv. Inzwischen würden bundesweit in 422 Krankenhäusern direkte Compliance-Beobachtungen durchgeführt. Die Stationen, die das seit vier Jahren praktizierten, verzeichneten einen deutlichen Anstieg der Compliance, obwohl sie schon sehr stark gestartet seien, so Walter.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO), die den „Internationalen Tag der Händehygiene“ 2009 initiiert hat, stellt ihn dieses Jahr unter den Slogan „Clean care for all – it’s in your hands“.

Offensichtlich scheint sie das Gesundheitspersonal weltweit nicht nur über die traditionellen Wege via Flyer & Co erreichen zu wollen, sondern auch online. So gibt es auf YouTube erstmals einen offiziellen Event-Song zu hören – mit dem einprägsamen Titel „It’s in Your Hands“. Bis Donnerstag mittag verzeichnete er bereits mehr als 13 000 Abrufe.

TK: Mangelndes Klinikinteresse

Gerade im Krankenhaus bestehe für Patienten ein erhöhtes Risiko für Infektionen, da die körpereigene Abwehr nach einer Op oder durch eine Erkrankung geschwächt sein könne, betont Dr. Barbara Voß, Leiterin der TK-Landesvertretung in Hessen.

„Die konsequente Händedesinfektion der Krankenhausmitarbeiter ist eine der einfachsten und wirksamsten Maßnahmen, um Patienten vor multiresistenten Keimen zu schützen. Daher würden wir es begrüßen, wenn sich alle Krankenhäuser in Hessen an der ‚Aktion saubere Hände‘ beteiligen“, moniert Voß mit Blick auf die Tatsache, dass sich nach eigener Aussage in Hessen nur 37 der insgesamt 134 Kliniken am Sonntag mit Aktionen am Welthändehygienetag beteiligen wollen – bundesweit sind es laut TK 516 der 1942 Häuser.

Das Robert Koch-Institut (RKI) legt den Fokus zum Welttag dieses Jahr auf den Einsatz des medizinischen Einmalhandschuhs – „in der Regel der pathogenfreie bzw. keimarme Einmalhandschuh zur Anwendung bei bestimmten medizinischen und pflegerischen Tätigkeiten“, wie es heißt.

Das RKI warnt zugleich vor einem laxen – und damit zu bequemen – Umgang mit Einmalhandschuhen. Deren Tragen ersetze „in keinem Fall die hygienische Händedesinfektion, da diese dem Schutz der Patienten dient. Vor dem Anlegen und nach dem Ablegen der Handschuhe ist jeweils die hygienische Händedesinfektion durchzuführen“, so der Appell an das medizinische und pflegerische Personal im Versorgungsalltag.

Der Einsatz erfolge zudem unter Aspekten des Patientenschutzes und insbesondere des Arbeitsschutzes, wie sie in den Technischen Regeln für Biologische Arbeitsstoffe (TRBA250) aufgeführt und auch in der Empfehlung „Händehygiene in Einrichtungen des Gesundheitswesens“ der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) verankert seien.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Hygiene nicht zum Nulltarif

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