München Klinik

Aus der Krise in die schwarzen Zahlen

Schnellere Arbeitsabläufe und bessere Organisation – moderne Medizintechnik kann einen wichtigen Beitrag zu einem wirtschaftlichen Klinikbetrieb leisten. Feste Systempartnerschaften sind dabei eine Option – so wie in der München Klinik. Ohne Investitionen geht das allerdings nicht.

Thorsten SchüllerVon Thorsten Schüller Veröffentlicht:

MÜNCHEN. Wenn Kliniken und Medizintechnikunternehmen heutzutage einen Vertrag unterschreiben, geht es meist um mehr, als Diagnostikgeräte zu verkaufen und ein Wartungsabkommen abzuschließen.

Es geht, wie Peter Vullinghs, Vorstandschef von Philips GmbH Market DACH sagt, um „Value Based Healthcare“, also um Mehrwert, der für die Kliniken, aber auch für Patienten und Mitarbeiter durch eine feste Partnerschaft geschaffen werden soll.

Dieses Ziel stand auch im Fokus, als die München Klinik mit ihren fünf städtischen Krankenhäusern und der Medizintechnikkonzern Philips eine weitreichende Partnerschaft besiegelten. Die erstreckt sich über acht Jahre und hat zum Ziel, sukzessive bildgebende Geräte der Kliniken durch aktuelle Apparate aus dem Hause des Industrieunternehmens zu ersetzen.

Innerhalb von acht Jahren sollen für rund 50 Millionen Euro etwa 270 bildgebende Systeme erneuert werden. Insgesamt investiert die Klinikgesellschaft 180 Millionen Euro in die Modernisierung der Medizintechnik.

Strategische Partnerschaft

Tatsächlich geht diese Partnerschaft weit über eine traditionelle Lieferanten-Kunden-Beziehung hinaus: „Wir werden zunehmend an den Ergebnissen gemessen, die unsere Kunden erzielen“, führte Vullinghs anlässlich einer Zwischenbilanz, die die Beteiligten nun in München gezogen haben, weiter aus.

„Qualität, Effizienz und Wirtschaftlichkeit sind zu den bestimmenden Faktoren geworden. Zusammen mit der München Klinik erarbeiten wir ganzheitliche Lösungen, die den Nutzen für den Patienten in den Mittelpunkt stellen.“

Philips selbst sieht er dabei als strategischen Partner, der nicht nur die Produkte liefert und die Wartung übernimmt, sondern auch Beratung, Schulungen und Finanzierungsmodelle anbietet.

Die Patientenzufriedenheit messen die Beteiligten beispielsweise daran, dass Diagnosen schneller erstellt werden könnten, weniger Folgeuntersuchungen nötig seien und sich Wartezeiten verkürzten.

Einen Mehrwert gibt es nach den Worten von Philips-Manager Vullinghs auch in puncto Wirtschaftlichkeit, da aufgrund kürzerer Scan-Zeiten mehr Patienten untersucht werden könnten. Im Übrigen sei Philips am Risiko beteiligt. Werde eine bestimmte Patientenzahl nicht erreicht, habe das auch für den Hersteller finanzielle Konsequenzen.

Letztlich soll auch das Personal der München Klinik von der neuen Technik profitieren. „Workflow-Innovationen, intuitive Bedienbarkeit und ergonomisches Design unterstützen in der täglichen Routine“, sagt Heiko Borwieck, Health Systems Leader Deutschland, Philips GmbH Market DACH.

„Kooperationen sind der Schlüssel“

Bei der Zwischenbilanz zieht auch die Klinikleitung ein positives Fazit: „Wir möchten den Patienten eine konsistent herausragende Behandlungsqualität bieten und sind der festen Überzeugung, dass langfristige und zukunftsfähige Kooperationen dazu der Schlüssel sind“, kommentiert Axel Fischer, Vorsitzender der Geschäftsführung der München Klinik, die Zusammenarbeit.

Warum die Wahl dabei auf Philips fiel? Weil der Konzern das beste Gesamtpaket aus Leistung und Preis geboten habe, so Fischer im Gespräch mit der „Ärzte Zeitung“.

Eine zu große Abhängigkeit von dem Unternehmen sieht er durch die Zusammenarbeit nicht: „Wir haben keine Exklusivpartnerschaft“, sagt Fischer, „wir arbeiten auch weiterhin mit anderen Herstellern zusammen.“

Herzstück der Innovationspartnerschaft sind die bildgebenden Geräte, hier insbesondere das MR-System namens Ingenia Ambition sowie eine Angiografie-Plattform mit dem Titel Azurion.

Ingenia Ambition kann den Angaben zufolge die Zeit „in der Röhre“ bei gleicher Bildschärfe um bis zu 50 Prozent verkürzen. Außerdem komme es mit nur sieben statt rund 1500 Litern Helium aus. Aktuell sind rund 60 neue Geräte in der München Klinik in verschiedenen Fachbereichen im Einsatz.

Noch vor etwas mehr als fünf Jahren befanden sich die städtischen Münchener Kliniken in einer Krise. Das Geld fehlte, die Sanierung stockte, es gab schwere Verwerfungen zwischen der damaligen Klinikleitung und der Stadtspitze.

Mit einer neuen Geschäftsführung unter Leitung Fischers drehte sich ab April 2014 der Wind. Ein umfangreiches Sanierungs- und Umstrukturierungsprojekt wurde angestoßen, millionenschwere Baumaßnahmen auf den Weg gebracht, 2016 standen erstmals wieder schwarze Zahlen in den Büchern. Seit Ende 2018 heißt das städtische Klinikum „München Klinik“.

Der Weg zu einem modernen und auch finanziell stabilen Klinikbetrieb ist allerdings lang. Über einen Zeitraum von zehn Jahren investiert die Klinikgesellschaft fast eine Milliarde Euro in neue Bauten und die Modernisierung der technischen Ausstattung, so Geschäftsführer Fischer. Der nächste Schritt ist schon geplant: Zum Januar 2020 soll die München Klinik GmbH zu einer gemeinnützigen GmbH umgewandelt werden.

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