Berlin

Geriatrie auf historischem Grund

Über dem historischen Gelände eines ehemaligen Weltkriegsbunkers in Berlin wurde eine neue Geriatrie eröffnet. Die Besonderheit: eine Protective Care Unit für delirgefährdete und an Demenz erkrankte Patienten.

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BERLIN. Auf dem Gelände des Sana Klinikums Lichtenberg hat am Dienstag eine neue Geriatrie eröffnet. Auf einer Grundfläche von 10.000 Quadratmetern über einem ehemaligen Weltkriegsbunker stehen jetzt 76 geriatrische Betten auf zwei Stationen und 25 tagesklinische Plätze für Alters- und Palliativmedizin zur Verfügung.

Zusätzlich sind auf den fünf Etagen des Neubaus eine Palliativstation mit zehn Betten und der zentrale Therapiebereich untergebracht. Er umfasst unter anderem ein Übungsbad und eine Übungsküche. Raumgestaltung und -anordnung, sowie Farbkonzept und Leitsystem auf den Stationen sind auf die Bedürfnisse alter Patienten eingerichtet.

Ein Außentherapiebereich im denkmalgeschützten Garten des Klinikums ermöglicht Gruppentherapien.

„In der modernen Altersmedizin rückt die Therapie nah an die Patienten heran und steht mit ihm im Mittelpunkt. Dieses Konzept haben wir auch architektonisch umgesetzt“, so der Chefarzt der Geriatrie am Sana Klinikum Lichtenberg Dr. Eric Hilf zur „Ärzte Zeitung“.

Er zeigt sich überzeugt, dass die neue Klinik dringend nötig ist, um den wachsenden Bedarf allein im Berliner Bezirk Lichtenberg zu decken. Bis 2030 sollen in Lichtenberg rund 20.000 Menschen im Alter von über 80 Jahren leben. „Das ist ein großer Versorgungsauftrag“, so Hilf.

Multiprofessionelle geriatrische Teams betreuen die Patienten. „Jeder Patient wird bei uns präventiv auf Depression und Demenzerkrankungen untersucht. So können wir frühzeitig Unterstützung anbieten“ sagt Hilf. Bestandteil des Versorgungskonzeptes ist auch ein Therapiehund, der Hilf bereits seit drei Jahren begleitet.

800 Tonnen Stahl verbaut

Mit der Eröffnung geht zudem eine Protective Care Unit (PCU) an den Start. In diesem speziell strukturierten Bereich sollen delirgefährdete und demenzkranke Patienten stationär behandelt werden.

Die Station ist vom Durchgangsverkehr durch eine verschlossene Tür mit Klingel abgetrennt. Eine spezielle Lichtanlage soll den Tag-Nacht-Rhythmus unterstützen, Alltagsbegleiter beschäftigen und motivieren die Patienten.

Mit Gesamtkosten von 34,5 Millionen Euro ist der Sana-Neubau eines der großen Krankenhausbauprojekte in der Hauptstadt. 22,5 Millionen Euro hat der private Klinikbetreiber Sana aus Eigenmitteln finanziert, zwölf Millionen Euro Investitionsförderung steuerte das Land Berlin bei.

Der Bau auf dem historischen Krankenhausgelände wies einige Besonderheiten auf. Bei Kernbohrungen wurde die Stahlbetonplatte eines Bunkers entdeckt, in dem ab 1943 Schwerkranke operiert und Schwangere entbunden wurden. Der Bunker dient künftig als Sanitär- und Umkleideraum.

Für den Neubau war der Abriss eines ursprünglich denkmalgeschützten Gebäudes auf dem Klinikgelände nötig. Verbaut wurden schließlich unter anderem 800 Tonnen Stahl, 600 m Kleinbohrpfähle 66 Kilometer Starkstromkabel, 60 Kilometer Datenleitung und der Inhalt von mehr als 600 Betonmischern. (ami)

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