Schweiz

Kliniken buhlen weiter händeringend um Ärzte

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:

BERN. Die Zahl der in der Schweiz tätigen Ärzte steigt seit Jahren kontinuierlich an. So waren bei den Eidgenossen im vergangenen Jahr insgesamt 37.525 Ärzte berufstätig – gegenüber 2017 ein Zuwachs um 625 Personen, wie aus der aktuellen Medizinerstatistik des Schweizer Berufsverbands der Ärzte FMH hervorgeht. Leicht zugenommen im Vergleich zum Vorjahr hat 2018 der Anteil der Ärzte, die im ambulanten Sektor tätig waren – auf 51,5 Prozent (2017: 51,1 Prozent). Dies ging vollkommen zu Lasten des stationären Sektors, in dem 2018 nurmehr 46,9 Prozent aller berufstätigen Ärzte in der Schweiz arbeiteten (2017: 47,3 Prozent).

Mit 1,6 Prozent stabil geblieben ist der Anteil der Ärzte, die in einem anderen Sektor arbeiteten – darunter fallen laut FMH zum Beispiel Lehrtätigkeiten als Universitätsprofessor oder auch eine Beschäftigung in der Industrie.

Gute Karten dank guter Ausbildung

In der stationären Versorgung bleibt die Nachfrage nach Fachärzten aus dem Ausland – wie seit Jahren – anhaltend hoch. Laut FMH-Ärztestatistik stammten 2018 mit 13.266 Medizinern insgesamt 35,4 Prozent der berufstätigen Ärzteschaft in der Schweiz aus dem Ausland oder hatten ihr Medizinstudium im Ausland abgeschlossen (2017: 12.570 Ärzte/ 34,1 Prozent). 7136 (53,8 Prozent) der ausländischen ärztlichen Fachkräfte stammten aus Deutschland – 2017 waren es noch 54,4 Prozent.

Im vergangenen Jahr folgten den Deutschen weit abgeschlagen an zweiter Stelle mit 8,8 Prozent Ärzte aus Italien. Ärzte aus Frankreich belegten mit 6,7 Prozent Rang drei und Mediziner aus Österreich mit 6,1 Prozent Platz vier. Aufgrund der fehlenden Sprachbarriere und der anerkannt guten Ausbildung hierzulande haben Ärzte aus Deutschland auf dem Schweizer Klinikarbeitsmarkt gute Karten.

Der medizinische Fachkräftemangel wird die Eidgenossen auch die nächsten Jahre noch beschäftigen, da von den Universitäten im Land nicht genügend Nachwuchsärzte generiert werden können – viele Absolventen kehren der Alpenrepublik nach dem Studienabschluss den Rücken. Die Schweiz verfolgt nunmehr seit November 2016 mit dem 100 Millionen Franken schweren Sonderprogramm „Erhöhung der Anzahl Abschlüsse in Humanmedizin“ das Ziel, Abschlüsse in der Humanmedizin bis 2025 auf jährlich mindestens 1300 zu erhöhen, um ihre Abhängigkeit von im Ausland ausgebildeten Ärzten zu verringern.

Absolventenzahl unter Zielkorridor

Ein Blick in die FMH-Ärztestatistik offenbart aber, dass auch 2018 mit insgesamt 1029 Ärzten, die das eidgenössische Diplom in Humanmedizin erhalten haben, die Absolventenzahl weiterhin unter dem Zielkorridor lag. Im selben Jahr habe die Medizinalberufekommission (MEBEKO) 3292 ausländische Diplome anerkannt. 65,5 Prozent der anerkannten Weiterbildungstitel betrafen laut Statistik den Bereich der fachärztlichen Versorgung. 42,5 Prozent der Ärzte, die 2018 einen Facharzttitel erworben haben, wiesen ein ausländisches Ärztediplom aus. Auch hier führten die Vertreter aus Deutschland klar mit 51,4 Prozent vor denen aus Österreich (10,8 Prozent), Italien (10,7 Prozent), Frankreich (5,4 Prozent) und Griechenland (3,8 Prozent).

Steckbrief der FMH-Ärztestatistik

Die Ärztestatistik des Schweizer Berufsverbands der Ärzte FMH wird jeweils zum Jahresende (Stichtag 31. Dezember) neu erstellt. Die Datenbank enthält laut FMH die wichtigsten ärzte- demographischen Merkmale wie Alter, Geschlecht, Nationalität und Ort der Berufsausübung der berufstätigen Ärzte in der Schweiz. Die Erhebung wurde 2008 erstmals durchgeführt.

In seiner Datenauswertung legt der Schweizer Ärzteberufsverband auch einen Fokus auf die Geschlechterverteilung in den Sektoren und Hierarchiestufen. So seien von den 19.331 Ärzten im ambulanten Sektor 81,8 Prozent Praxisin- oder -teilhaber. 5,3 Prozent seien als Praxisassistenten oder als Facharzt angestellt. Im stationären Sektor bildeten die Weiterbildungsassistenten mit rund 52,8 Prozent die größte Gruppe. 18,7 Prozent seien als Oberärzte tätig, 12,2 Prozent als Leitende Ärzte sowie 8,8 Prozent als Chefärzte.

Einzig bei den Assistenzärzten überwiege der Frauenanteil mit 58,6 Prozent, danach nehme er kontinuierlich ab: auf Oberarztstufe seien es 47,9 Prozent Frauen, bei der leitenden Ärzteschaft 24,5 Prozent und 12,4 Prozent auf Chefarztebene.

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