Unter Freunden

Brasilien setzt auf deutsche Medizintechnik

In Brasilien ist unter präsidialer Schirmherrschaft das Deutschland-Jahr gestartet. Für die deutsche Healthcare-Branche könnte dies ein lohnender Anstoß sein, den Markt zu fokussieren.

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:
Auf gute deutsch-brasilianische Beziehungen: Die Präsidenten Joachim Gauck und Dilma Rousseff in Sao Paulo.

Auf gute deutsch-brasilianische Beziehungen: Die Präsidenten Joachim Gauck und Dilma Rousseff in Sao Paulo.

© dpa

NEU-ISENBURG/SãO PAULO. Das vergangene Woche im Beisein von Bundespräsident Joachim Gauck und der Präsidentin Dilma Rousseff in Brasilien eröffnete Jahr "Deutschland und Brasilien 2013-2014" rückt für die deutsche Healthcare-Branche den größten südamerikanischen Markt in den Fokus.

Der Tenor ist, wie Branchenkenner einhellig sagen, dass sich für Medizintechnik und Pharmaprodukte noch große Potenziale auf dem brasilianischen Markt auftun.

"Trotz bürokratischer Hindernisse bietet der brasilianische Markt deutschen Herstellern weiterhin gute Lieferchancen, zumal der hohe Bedarf an Medizintechnik kurz- bis mittelfristig nicht durch die lokale Produktion gedeckt werden kann", prognostiziert zum Beispiel Gloria Rose von der deutschen Außenhandelsagentur Germany Trade & Invest (gtai) im Tagungsmagazin zu den deutsch-brasilianischen Wirtschaftstagen, die vom 12. bis zum 14. Mai in São Paulo stattgefunden haben.

Vor allem private Kliniken rüsten auf

Die Rekordinvestitionen großer privater Dienstleister sorgen, so Rose, trotz der allgemeinen Wachstumsdelle für gute Ergebnisse in der brasilianischen Medizintechnikbranche. Zudem setze der Angebotsausbau des staatlichen Gesundheitssystems Sistema Unico de Saude (SUS) Impulse für die öffentliche Nachfrage.

Obwohl alle 196 Millionen Menschen in Brasilien Anspruch auf Leistungen des SUS hätten und aktuell weniger als 50 Millionen Personen im Land eine private Krankenversicherung besitzen, liegen die privaten Gesundheitsausgaben in Brasilien laut gtai über den staatlichen.

Die Zahl Privatversicherter wachse pro Jahr um durchschnittlich vier Prozent. Entsprechend steige die Nachfragenach privaten Dienstleistungen. Dienstleister der klinischen und bildgebenden Diagnostik sowie private Kliniken hätten ihre Ausgaben für Medizintechnik besonders erhöht.

Als Trend zeichneten sich vertikale Erweiterungsinvestitionen ab, denn private Versicherungsgesellschaften eröffneten eigene Krankenhäuser und Diagnosezentren.

Wie gtai informiert, gehe Brasilien aber auch auf der staatlichen Ebene Missstände im Gesundheitswesen an und investiere kräftig in dessen Ausbau. Ein erklärtes Ziel sei zum Beispiel die Verkürzung der langen Wartezeiten im öffentlichen Gesundheitswesen durch den personellen und technischen Ausbau von Gesundheitseinrichtungen.

Zusätzlich habe das Gesundheitsministerium im vergangenen Jahr die Zuschüsse für chirurgische Eingriffen in Einrichtungen der Bundesstaaten und Gemeinden verdoppelt.

Laut gtai investiert die Regierung zudem über das Programm Rehuf seit 2010 verstärkt in die Reform und den Ausbau der 45 Universitätskliniken des Landes. Allein 2012 seien hier Mittel in Höhe von 135 Millionen Real (rund 52 Millionen Euro) in den Kauf medizintechnischer Ausrüstung geflossen.

Inländische Produktion gefördert

Nach Beobachtungen von gtai entschlössen sich immer mehr deutsche und andere ausländische Medizintechnikanbieter, in Brasilien selbst zu fertigen. Hintergrund sei unter anderem die Tatsache, dass seit Juli 2012 im Inland produzierte Medizintechnik - der Anteil der Fertigung muss mindestens 60 Prozent betragen - bei Anschaffungen der Gesundheitseinrichtungen auf Bundesebene bevorzugt würden.

Der Preis dürfe dabei je nach Komplexität der Technologie um bis zu 25 Prozent über dem vergleichbarer Importgüter liegen. Ausschlaggebend sei anstelle des Preises der Anteil der inländischen Wertschöpfung am Endprodukt.

Aber auch ohne inländische Förderung ergeben sich für deutsche Medizintechnikhersteller gute Exportchancen, wie der Branchenverband Abimo laut gtai errechnet hat. So würden rund 40 Prozent der brasilianischen Nachfrage nach Medizintechnik importiert. Der größte Teil aus den USA, gefolgt von Deutschland.

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