Medizintechnik

Thailand forciert Medizintourismus

Trotz immer wieder aufflammender politischer Unruhen will Thailand in Asien die Nummer eins für Medizintouristen werden. Das freut auch die Medizintechnikbranche.

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:
Die traditionelle Thai-Massage ist bei Medizintouristen beliebt.

Die traditionelle Thai-Massage ist bei Medizintouristen beliebt.

© Jeanette Dietl /fotolia.com

BANGKOK. Thailand verfolgt ungeachtet der gegenwärtigen - wieder einmal aufgeflammten - politischen Unruhen das Ziel, in Asien die Destination Nummer eins für Medizintouristen zu werden.

Entsprechende Investitionen tätigen vor allem die privat betriebenen Kliniken, um auf ein im internationalen Vergleich höchstes Niveau zu kommen.

Diese Strategie schlägt sich nach Angaben der deutschen Außenhandelsagentur Germany Trade & Invest (gtai) auch auf den Markt für Medizintechnik positiv nieder.

Dieser sei 2012 um 8% auf 1,2 Mrd. US-Dollar (rund 900 Millionen Euro) gestiegen. Der Import von Branchenprodukten habe 2012 um 24% auf 949 Mio. US-Dollar zugelegt.

Deutschland lag laut gtai in der Rangliste der Lieferländer an dritten Stelle mit größeren Marktanteilen bei Röntgenapparaten, Diagnosegeräten, ophthalmologischen und sonstigen Instrumenten.

Auch staatlicher Sektor investiert kräftig

Der Markt für Medizintechnik in Thailand entwickelt sich nach Ansicht der gtai-Experten weiterhin dynamisch.

Einen Wachstumsschub habe neben dem Engagement der Privatkliniken auch das staatliche Sonderprojekt "Thai Khem Khaeng" für die öffentlichen Krankenhäuser bewirkt, das die Importe 2011 um 27% und 2012 um 24% habe hochschnellen lassen.

Für das vergangene Jahr sei nur mit einer geringfügigen Zunahme zu rechnen, zumal die politischen Unruhen zum Jahresende die öffentliche Beschaffung behindert hätten.

Rund zwei Drittel der Medizintechnikeinfuhren bestreiten laut gtai die vier Länder USA (26%), Japan (15%), Deutschland (13%) und China (12%). Medizintechniklieferungen aus Deutschland hätten 2012 recht stark um 16% auf 115 Mio. US-Dollar zulegen können.

Für ausländische Medizintechnikanbieter schaffe überdies die ASEAN Economic Community (AEC) ab 2016 durch die Harmonisierung der medizintechnischen Standards zusätzliche Anreize für ein langfristiges Engagement in Thailand.

30% der medizinischen Dienstleistung durch Privatsektor

Die Bemühungen zur Konsolidierung und Diversifikation sollten mit der Umsetzung der AEC noch über die Grenzen hinweg zunehmen - mit positiven Auswirkungen auf Beschaffungen und Dienstleistungen, wie die Außenhandelsagentur schätzt.

Des Weiteren könnten Investoren dann auch im Gesundheitssektor als einem von vier Dienstleistungszweigen eine Beteiligung bis zu 70% erwerben.

Wie die gtai informiert, verfügte Thailand im Jahr 2010 über 1025 öffentliche Kliniken mit 109.025 Betten und 261 private Krankenhäuser mit 24.658 Betten. Der Privatsektor erbringe rund 30% der medizinischen Dienstleistungen.

Dass sich der Gesundheitstourismus als richtiges Zugpferd erweisen kann, zeigt laut gtai die führende private Krankenhauskette Bangkok Dusit Medical Services (BGH).

Diese habe bereits 40% des Jahresumsatzes von rund 40 Mio. US-Dollar mit Ausländern, bei Bumrumgrad International (BH) habe der Anteil sogar 60% betragen.

BGH verfüge über 29 Krankenhäuser in Thailand und zwei in Kambodscha und wolle bis 2015 auf 50 Hospitäler mit 6000 Betten aufstocken.

Gute Rahmenbedingungen für Medizintouristen

Thailand kann durchaus günstige Rahmenbedingungen für Medizintouristen vorweisen. So gilt das Personal führender Kliniken als gut ausgebildet, und die Op-Kosten liegen unter denen von US-amerikanischen oder europäischen Hospitälern.

2,5 Millionen der rund 22,4 Millionen Touristen, die im Jahr 2012 nach Thailand einreisten, seien nach Angaben des Department of Health Service Support allein wegen medizinischer Behandlungen in das Königreich am Mekong gekommen.

Nachgefragt seien vor allem Gesundheitsuntersuchungen, Zahnbehandlungen, Hüft- und Augenoperationen, Nierentransplantationen sowie Herz-Op.

Die Medizintouristen in Thailand stammen laut gtai vor allem aus Japan, den USA, China, Taiwan, Großbritannien, Deutschland sowie aus Südostasien und dem Mittleren Osten.

Umgerechnet rund drei Milliarden Euro hätten die Medizintouristen 2012 nach Angaben des thailändischen Gesundheitsministeriums für ihre Behandlung ausgegeben.

Visa-Erleichterungen für Patienten aus dem Mittleren Osten

Die Regierung in Bangkok habe sich für die kommenden Jahre eine jährliche Wachstumsrate von zehn Prozent zum Ziel gesetzt und forciere den Ausbau des Sektors.

Thailand soll sich bis 2016 zu einem Zentrum in Asien in den Bereichen medizinische Versorgung, Gesundheitsförderung, traditionelle Thai-Massage und alternative Medizin sowie Gesundheitsprodukte entwickeln. Um dies zu erreichen und die internationale Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern, habe Bangkok in einem ersten Schritt die Visabestimmungen für Länder des Mittleren Ostens gelockert.

Medizintouristen aus Bahrain, Kuwait, Oman, Katar, Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten erhielten ein 90 Tage gültiges Visum statt der sonst üblichen 30 Tage.

Die Visa-Regelung könnte, so schätzt die gtai, auch auf andere ASEAN-Staaten ausgeweitet werden, wenn 2015 die ASEAN Economic Community (AEC) realisiert werde.

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