3D-Druck in der Medizin

Morgenland wittert Morgenluft

Dubai will zur weltweiten 3D-Druck-Kapitale aufsteigen. Ein Standbein sind dabei Prothesen und Zähne aus dem Drucker. Die Medizinmesse Arab Health soll als Innovationsplattform dienen.

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:

DUBAI. Dubai sieht die 3D-Drucktechnologie als integralen Bestandteil seiner Zukunft. Bereits im Mai vergangenen Jahres hatte das Emirat seine 3D-Druck-Strategie verabschiedet. Diese fokussiert die drei Hauptsektoren Bau, Konsumgüter und Medizintechnik. Für den Städtebau sieht der Plan zum Beispiel vor, dass – beginnend ab 2019 – bis 2025 jeder Neubau im Emirat zu einem Viertel aus Teilen bestehen soll, die dem 3D-Druck entstammen.

Die Gesundheitsbehörde Dubai Health AUTHORity (DHA) will die regulatorischen Voraussetzungen für den Einsatz von Prothesen aus dem Drucker im Gesundheitswesen schaffen und zugleich entsprechende obligatorische Standards setzen. In öffentlichen Krankenhäusern sollen Armprothesen und andere künstliche Gliedmaßen, Zähne sowie Hörhilfen aus dem 3D-Drucker in der Versorgung zum Einsatz kommen.

Wettbewerbsfähigkeit im Blick

Ambitioniert zeigt sich Dubai bei seinen Zielvorgaben – auch für die Prothesenhersteller: Es strebt unter seinem Herrscher Scheich Mohammed bin Rashid al Maktoum an, die Wettbewerbsfähigkeit Dubais zu stärken und seinen Führungsanspruch als globales Technologiezentrum zu untermauern. Für die Medizinproduktebranche heißt das, dass am Persischen Golf 2025 künstliche Organe für weniger als 400 Dirham – und damit weniger als 100 Euro – im 3D-Druckverfahren produziert werden sollen. Keramische Zähne sollen binnen 20 Minuten hergestellt werden.

Ein weiterer Fokus der Scheichs liegt auf orthopädischen Eingriffen. Hier soll sich die Patientenversorgung mit Prothesen und Implantaten zu 40 bis 80 Prozent auf Produkte aus dem 3D-Drucker stützen. Damit könnte Dubai zum Exzellenzzentrum in der Chirurgie sowie weiteren nachgelagerten Disziplinen aufsteigen.

Der Plan mag utopisch anmuten, unrealistisch ist er allerdings nicht. Denn Dubai hat seine einseitige Abhängigkeit vom Öl längst hinter sich gelassen und zieht durch eine liberale Wirtschaftspolitik immer mehr internationale Investoren an. Im Gesundheitssektor fallen für Unternehmen keinerlei Steuern an, die Dubai Healthcare City (DHCC) ist als Freihandelszone konzipiert.

Zudem hat sich das Emirat in puncto Gesundheit ehrzgeizige Ziele gesetzt. Mit dem Auf- und Ausbau der DHCC soll das weltweit größte Areal für hochwertige medizinische Leistungen etabliert werden (wir berichteten). Mit im Boot sind renommierte Kliniken aus aller Welt, die in der DHCC Dependancen aufbauen. Gleichzeitig agiert Dubai erfolgreich beim Anwerben medizinischer Spezialisten aus dem Ausland.

Workshops und Diskussionsforen

Die jährlich stattfindende Arab Health – weltweit die zweitgrößte Medizinmesse – will die DHA künftig strategisch nutzen, um über Innovationen im medizinischen 3D-Druck zu informieren. Die Säulen der innovativen Technik seien öffentliche Aufmerksamkeit, Regulierung und Implementierung. In der "3D medical printing zone" sollen neben Expertendiskussionen vor allem auch Workshops abgehalten werden, in denen renommierte Experten Ärzte aus aller Welt für den Umgang mit Implantaten und anderen Medizinprodukten aus dem 3D-Drucker im Op-Alltag sensibilisieren. Zudem eignen sich künstliche menschliche Organe aus dem 3D-Drucker zu Zwecken der Patientenaufklärung.

100

Euro

Herstellungskosten sollen bis 2025 umgerechnet maximal anfallen, wenn in Dubai Prothesen mit Hilfe des 3D-Drucks produziert werden.

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