EU-Medizinprodukteverordnung

MedTech mahnt Allianz gegen Engpässe an

Der Bundesverband Medizintechnologie bewertet Spahns Medizinprodukte-Anpassungsgesetz positiv. Um Versorgungslücken entgegenzuwirken, brauche es aber mehr.

Margarethe UrbanekVon Margarethe Urbanek Veröffentlicht:
Engpässe drohen unter anderem bei chirurgischem Besteck.

Engpässe drohen unter anderem bei chirurgischem Besteck.

© OJO Images / Image Source

BERLIN. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will die Überwachung von Medizinprodukten künftig in die Hand von Bundesoberbehörden legen, damit sie, so Spahn, „für die Patienten sicher und kein Risiko für sie sind“. Ende August legte sein Ministerium einen entsprechenden Referentenentwurf für ein Medizinprodukte-Anpassungsgesetz-EU (MPAnpG-EU) zur Abstimmung vor.

Jetzt hat sich der Bundesverband Medizintechnologie (BVMed) zu dem Entwurf geäußert. Er bewertet den Referentenentwurf „grundsätzlich positiv und unterstützt insbesondere die Beibehaltung bewährter nationaler Vorschriften“. Dennoch sei gut, „dass nun endlich auch auf europäischer Ebene Bewegung in die Diskussion um die EU-Medizinprodukte-Verordnung kommt. Es muss sichergestellt werden, dass durch ein funktionierendes Regelwerk alle Produkte zeitgerecht zertifiziert sein können“, bezieht BVMed-Geschäftsführer Dr. Marc-Pierre Möll Stellung.

Kritik an Rezertifizierungs-Prozess

Hintergrund ist die Sorge um Versorgungsengpässe mit Medizinprodukten, die mit Inkrafttreten der europäischen Medizinprodukte-Verordnung (MDR) zum 26. Mai 2020, so Spahn bereits Mitte Juli, „nicht ausgeschlossen“ sind. Bis zu diesem Stichtag müssen sich die für die Marktzulassung von Medizinprodukten in Europa verantwortlichen „Benannten Stellen“ nach neuem Recht rezertifizieren lassen.

Ein langwieriger Prozess, der stockt: Bis dato haben von den in Frage kommenden 58 Benannten Stellen erst vier die Rezertifizierung bestanden, eine davon im vom Brexit bedrohten Vereinigten Königreich.

Es muss sichergestellt werden, dass durch ein funktionierendes Regelwerk alle Produkte zeitgerecht zertifiziert sein können.

Marc-Pierre Möll, Geschäftsführer des BVMed

„Die Neubenennung und Notifizierung verläuft nach wie vor schleppend. Für die Erfüllung der MDR-Anforderungen müssen dringend mehr Benannte Stellen mit ausreichenden personellen Ressourcen für alle Medizinprodukte-Klassen zur Verfügung stehen“, fordert Möll. Engpässe drohen vor allem bei künftig höher klassifizierten Produkten wie Software und arzneimittelähnlichen Medizinprodukten (Risikogruppe I) oder bei wiederverwendbaren chirurgischen Instrumenten (Risikogruppe Ir). Für diese Produkte gelten, anders als für andere Risikogruppen, keine Übergangsfristen. Sie müssen ab dem 26. Mai 2020 durch die rezertifizierten Benannten Stellen zugelassen werden.

Leitlinien gefordert

Die im MPAnpG-EU vorgesehene Regelung, den beiden Bundesoberbehörden – dem Bundesinstitut für Arzneimittelsicherheit und dem Paul-Ehrlich-Institut – bei der Marktüberwachung von Medizinprodukten eigene Vollstreckungsbefugnisse zu geben, ist aus BVMed-Sicht nachvollziehbar, muss aber noch auf ihre Praktikabilität geprüft werden.

Der BVMed fordert außerdem Leitlinien und Positionspapiere für eine europaweit koordinierte Implementierung der Medizinprodukteverordnung. Die erforderlichen Expertengremien müssten schnellstmöglich etabliert werden und harmonisierte Normen und gemeinsame Spezifikationen unter der MDR erstellt werden.

Mehr zum Thema

Pilotstudie mit Aducanumab

Fokussierter Ultraschall verstärkt Anti-Amyloid-Therapie

Neuroimaging

ZI in Mannheim erhält 7-Tesla-MRT

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Neuer Hoffnungsträger

Homotaurin-Prodrug bremst Alzheimer

Gesundheitskongress des Westens

KBV-Chef Gassen fordert: Vergütungsreform muss die Patienten einbeziehen

Lesetipps
Schwere Infektionen mit Antibiotika richtig behandeln: Behandlungsmythen, die so nicht stimmen.

© bukhta79 / stock.adobe.com

Richtig handeln bei Infektionen

Drei Mythen bei der Antibiotika-Therapie auf dem Prüfstand