MVZ

Für immer mehr Ärzte eine Option

Medizinische Versorgungszentren bleiben eine Wachstumsgeschichte. Vor allem die Zahl der angestellten Ärzte in MVZ nimmt weiter zu, wie die aktuelle KBV- Statistik zeigt.

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels und Hauke GerlofHauke Gerlof Veröffentlicht:

BERLIN. Die 2004 mit dem Gesundheitsmodernisierungsgesetz eingeführte Kooperationsform des Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) erfreut sich bei Ärzten einer immer größeren Beliebtheit. Wie aus den jetzt veröffentlichten Zahlen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) hervorgeht, gab es zum Stichtag 31. Dezember 2015 in Deutschland insgesamt 2156 MVZ – 83 mehr als 2014. Insgesamt arbeiteten in diesen Einrichtungen 14.317 Ärzte, davon 12.976 als Angestellte und 1341 als Vertragsärzte. Das heißt, jeder elfte Vertragsarzt arbeitet mittlerweile in einem MVZ, so die KBV.

Im Jahr zuvor belief sich die Zahl noch auf 13.465 Ärzte – 12.119 in Anstellung und 1346 als Vertragsärzte. Die Zahl der Vertragsärzte in MVZ sinkt damit zum dritten Mal in Folge, nachdem sie Ende 2012 mit 1441 auf dem Höchststand gewesen war. Die Zahl der Anstellungen in MVZ wächst dahingegen weiterhin deutlich, sie hat sich zwischen 2009 mit 5793 in MVZ angestellten Ärzten und 2014 mit 12.119 mehr als verdoppelt.

Kaum Vertragsärzte in Klinik-MVZ

Trigger dieser Entwicklung sind besonders Krankenhaus-MVZ: 6918 Ärzte befanden sich Ende 2015 in einem Klinik-MVZ in Anstellung – 2014 waren es noch 6325 Mediziner. Vertragsärzte sind in Versorgungszentren, die von Krankenhäusern geführt werden, dagegen eine vernachlässigbare Größe.

Ein weiterer Trend verfestigt sich bei den MVZ in der Trägerschaft eines Krankenhauses: Von den insgesamt 910 Einheiten arbeiteten im vergangenen Jahr 894 ausschließlich mit angestellten Ärzten, 70 mehr als 2014. Die Zahl der Klinik-MVZ mit Vertragsärzten und angestellten Ärzten ging weiter von 18 auf 15 zurück. Unverändert als Exot arbeitet bundesweit nur ein einziges Klinik-MVZ ausschließlich mit Vertragsärzten.

Insgesamt setzt sich der rückläufige Trend bei MVZ, die ausschließlich mit Vertragsärzten arbeiten, weiter fort. 2015 entfielen auf diesen MVZ-Typen 83 Einheiten, nach 88 im Vorjahr. Der Höchststand war hier in den Jahren 2008 und 2009 mit je 111 Einrichtungen zu verzeichnen. Auch die Zahl der MVZ, die mit angestellten und Vertragsärzten arbeiten, ist tendenziell weiter leicht rückläufig. 2015 waren es mit 471 Einheiten vier weniger als im Vorjahr. Der Höchststand war 2012 mit 486 Zentren erreicht.

Spitzenreiter bleiben die MVZ, die ausschließlich mit angestellten Ärzten arbeiten. Die Wachstumskurve setzte sich von 2014 auf 2015 mit einem Anstieg um 92 auf insgesamt 1602 fort. MVZ sind damit entscheidend daran beteiligt, dass in der vertragsärztlichen Versorgung immer mehr angestellte Ärzte arbeiten. Fast die Hälfte der laut KBV insgesamt 27.174 in der vertragsärztlichen Versorgung angestellten Ärzte arbeitet in MVZ.

Hausärzte vor Facharzt-Internisten

Ein Blick auf die in MVZ vertretenen Fachdisziplinen zeigt, dass Hausärzte insgesamt zwar unterrepräsentiert sind. Sie führen dennoch bei der absoluten Anzahl der Ärzte (2016 Hausärzte in MVZ) als auch bei der Anzahl der MVZ, in denen die jeweilige Arztgruppe vertreten ist (Hausärzte in 1158 MVZ).

Auf dem zweiten Platz rangieren die 1727 Facharzt-Internisten, die in 689 MVZ tätig sind, gefolgt von den 1108 Chirurgen in 476 Einrichtungen und 981 Frauenärzten in 433 MVZ.

Am unteren Ende der Skala finden sich die in 41 MVZ arbeitenden 67 Kinder- und Jugendpsychiater vor den 63 Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten, die in 38 MVZ wirken und den 51 Mund-Kiefer-Gesichtschirurgen, die in 26 MVZ tätig sind.

In puncto Rechtsform offenbart sich, dass MVZ nahezu ausschließlich in Form einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) oder einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) firmieren. Ende 2015 gab es laut KBV-Statistik 1333 GmbH-MVZ (2014: 1278) und 521 GbR-MVZ (2014: 512). MVZ in Krankenhausträgerschaft werden fast ausschließlich als GmbH geführt; 2015 waren dies 713 Einheiten – ein Anstieg gegenüber Vorjahr um 51. Als GbR firmierten im vergangenen Jahr nur 24 Klinik-MVZ, 2014 waren es 22.

Gleichstand bei MVZ-Trägern

Bei der Trägerschaft – Mehrfachträgerschaften sind möglich – legten vor allem die Krankenhaus-MVZ gegenüber 2014 zu: um 67 auf 910. Bei den MVZ in Trägerschaft von Vertragsärzten ergab sich ein Anstieg um 17 auf nun ebenfalls 910. Die Zahl der MVZ in sonstiger Trägerschaft verringerte sich 2015 gegenüber Vorjahr um eines auf 458.

Was die ärztliche Personalausstattung der MVZ betrifft, ist 2015 mit einer Durchschnittskopfzahl von 6,6 Medizinern über alle MVZ und 7,6 für Klinik-MVZ eine Fortsetzung des leichten Aufwärtstrends zu verzeichnen. Seit 2004 hat sich die MVZ-Größe von 3,6 auf 6,6 Ärzte je Einrichtung deutlich erhöht. MVZ nähern sich damit dem Idealbild von fachübergreifenden Einrichtungen zunehmend an. Ob die jetzt bestehende Möglichkeit, fachgleiche MVZ zu gründen, in Zukunft daran wieder etwas ändern wird, bleibt abzuwarten.

Bayern als MVZ-Spitzenreiter

In puncto räumlicher Verteilung zeigt die KBV-Statistik, dass eine relative Mehrheit von 1005 Einrichtungen (46,6 Prozent) in Städten von 100.000 Einwohnern und mehr angesiedelt waren. 847 MVZ (39,3 Prozent) fanden sich in Ober- und Mittelzentren, 304 (14,1 Prozent) in ländlichen Gemeinden.

Nach Bundesländern betrachtet, nimmt Bayern mit 411 MVZ den Spitzenplatz ein, gefolgt von Niedersachsen (215) und Hessen (176). Auf den letzten Rängen finden sich Mecklenburg-Vorpommern mit 49 MVZ vor den kleinen KVen Saarland (26) und Bremen (22).

6,6 Ärzte je MVZ zählte die KBV 2015 im Durchschnitt. Die Durchschnittsgröße der MVZ ist seit 2004 damit deutlich gewachsen. Damals verzeichneten MVZ noch 3,6 Ärzte je Einrichtung.

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