Versorgungsformen

Wachstum der MVZ beschleunigt sich

Die Dynamik bei den neuen Versorgungsformen ist ungebrochen. Das zeigt die Entwicklung bei den Medizinischen Versorgungszentren. Jeder zehnte Arzt in der ambulanten Versorgung arbeitet mittlerweile im MVZ.

Hauke GerlofVon Hauke Gerlof Veröffentlicht:
Schwer im Kommen: Laut aktueller Statistik der Kassenärztlichen Bundesvereinigung kamen 2016 weitere 334 MVZ hinzu.

Schwer im Kommen: Laut aktueller Statistik der Kassenärztlichen Bundesvereinigung kamen 2016 weitere 334 MVZ hinzu.

© Marius Becker / dpa

BERLIN. Die Anzahl der Medizinischen Versorgungszentren ist binnen zwölf Monaten um 15,5 Prozent auf 2490 MVZ gestiegen. Ende 2015 waren noch 2156 MVZ zugelassen, seitdem sind laut aktueller MVZ-Statistik der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) mit Stichtag 31. Dezember 2016 genau 334 Versorgungszentren hinzugekommen.

Die Dynamik der Entwicklung bei der seit 2004 möglichen, bis vor kurzem meist fachübergreifend angelegten Versorgungsform hat damit im vergangenen Jahr nochmals zugenommen, in den Jahren zuvor waren jeweils weniger als 100 MVZ zusätzlich zugelassen worden. Ursache für die stärkere Zunahme dürfte das GKV-Versorgungsstärkungsgesetz sein, das nun auch eine MVZ-Gründung mit Ärzten nur einer Fachgruppe ermöglicht.

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Damit ist das MVZ als Kooperationsform für Vertragsärzte wieder attraktiver geworden. In den vergangenen Jahren hatte die Anzahl der als Vertragsärzte tätigen MVZ zwischen 1300 und 1400 Ärzten stagniert, mit leicht rückläufiger Tendenz. Im vergangenen Jahr hat sie sich um mehr als 100 auf 1449 erhöht.

Mehr Vertragsärzte als Träger

Noch deutlicher wird dieser Trend, wenn man sich die Träger der MVZ anschaut: Ende 2015 waren Vertragsärzte und Krankenhäuser als MVZ-Träger noch mit 910 Einheiten gleichauf, mit stärkerem Wachstum auf Seiten der Kliniken. Ende 2016 waren jetzt immerhin 1010 MVZ in Trägerschaft von Krankenhäusern (plus 100), aber 1120 in Trägerschaft von Vertragsärzten (plus 210).

Die stärkere Zunahme bei den vertragsärztlich geführten MVZ dürfte auch die Ursache dafür sein, dass die Anzahl der Ärzte je MVZ erstmals leicht rückläufig ist im Vergleich zum Vorjahr: 6,4 Ärzte je MVZ zählte die KBV im Durchschnitt, ein Jahr zuvor waren es noch 6,6 Ärzte gewesen. In Klinik-MVZ ist der Durchschnitt mit 7,6 Ärzten – ohne Veränderung im Vorjahresvergleich – deutlich höher.

11,8 Prozent mehr Ärzte als 2015

Insgesamt waren Ende 2016 nach den von der KBV zusammengeführten Zahlen aus den Kassenärztlichen Vereinigungen 16.009 Ärzte in Versorgungszentren tätig, das sind 11,8 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Damit arbeitet laut KBV jeder zehnte Arzt in der ambulanten Versorgung in einem MVZ. 14.560 der Ärzte in MVZ waren als Angestellte beschäftigt. Mehr als neun von zehn Ärzten in MVZ waren damit in Anstellung, nur neun Prozent waren als Vertragsärzte tätig.

Die Dominanz der angestellten Ärzte in dieser Versorgungsform zeigt sich auch daran, dass 1855 der 2490 MVZ ausschließlich mit angestellten Ärzten arbeiten, 533 mit Vertragsärzten und angestellten Ärzten und nur 102 ausschließlich mit Vertragsärzten.

Große Städte als Standort bevorzugt

Weiterhin sind große Städte in der Standortwahl von Versorgungszentren mit einem Anteil von 47,5 Prozent aller MVZ an erster Stelle – vor Mittel- und Oberzentren (39 Prozent) und ländlichen Gemeinden (13,5 Prozent). Der Anteil der ländlichen Gemeinden ist sogar nochmals leicht zurückgegangen. Die Überlegungen, Versorgungslücken auf dem Land könnten mit als MVZ geführten zentralen Einheiten aufgefüllt werden, die dann in Dörfern der Umgebung jeweils mit Filialen arbeiten, schlagen sich in der Statistik also noch nicht wahrnehmbar nieder.

In der Verteilung der Fachgruppen, die in MVZ tätig sind, bilden die Hausärzte weiterhin die relative Mehrheit. 2338 Hausärzte waren in MVZ tätig. Mit 15 Prozent der in MVZ aktiven Ärzten sind Hausärzte damit allerdings deutlich unterrepräsentiert. Fachärztliche Internisten sind in den Zentren kaum weniger häufig vetreten (1986 Ärzte). Mit deutlichem Abstand folgen Chirurgen (1179 Ärzte), Frauenärzte (1081), Orthopäden (1043) und Radiologen (871). Hausärzte sind in gut der Hälfte der MVZ aktiv, aber "das typische MVZ" mit einer bestimmten Fachgruppenstruktur scheint es nicht zu geben, denn alle anderen Fachgruppen sind deutlich seltener vertreten: Internisten mit 762 MVZ auf Platz 2, Chirurgen mit 508 auf Platz 3. Wie viele fachgleich aufgestellte MVZ es bereits gibt, geht aus der Statistik nicht hervor.

GmbH deutlich vor GbR

Unter den Rechtsformen bleibt die Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) die am häufigsten gewählte: 1559 MVZ (63 Prozent) firmierten Ende 2016 als MVZ. An zweiter Stelle folgt die Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR), die auch häufig in Berufsausübungsgemeinschaften gewählt wird. 588 MVZ werden als GbR geführt, unter den Klinik-MVZ gibt es lediglich 22 GbR.

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