AOK Nordwest

Türspalt für Ärztenetze geöffnet

Der Strukturvertrag mit der AOK Nordwest ist Ende 2012 ausgelaufen - seitdem suchen Netze in Schleswig-Holstein dringend nach neuen Geldquellen. Nun macht die Kasse die Tür für Netze wieder etwas auf.

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KIEL. Die AOK Nordwest hält eine finanzielle Netzunterstützung durch Krankenkassen trotz KV-Förderung und gekündigtem Strukturvertrag für möglich. Voraussetzung sind aber verbindliche Ziele, die die Netze zu erreichen haben.

"Ich würde gerne viele Dinge gemeinsam mit Praxisnetzen machen. Aber der Austausch innerhalb der Netze muss besser werden. Von den Ärzten erfordert das Bereitschaft zu Transparenz und Kooperation, etwa in Verordnungsfragen", sagte der Vorstandsvorsitzende der AOK Nordwest, Martin Litsch, der "Ärzte Zeitung".

Die Netzförderung durch seine Kasse sei nicht aufgehoben, weil die KV Schleswig-Holstein Netze, die bestimmte Kriterien erfüllen, mit jährlich 100.000 Euro unterstützt. Bislang erfüllen erst zwei Netze diese Kriterien.

Bei der Mehrzahl der über 20 Praxisnetze im Norden darf bezweifelt werden, dass sie die von der KV gesetzten Kriterien erfüllen. Die meisten von ihnen hatten in der Vergangenheit von einem Strukturvertrag mit der AOK profitiert, der Ende 2012 nach über einem Jahrzehnt nicht verlängert worden war.

Netze suchen neue Geldquellen

Seitdem suchen die Netze nach neuen Geldquellen und sehen sich gezwungen, sich neu aufzustellen. Der Vorsitzende des Dachverbandes der Praxisnetze (DPN-SH), Hausarzt Stefan Homann, sieht darin eine Gefahr insbesondere für kleinere Netze.

Litsch hält die Kündigung des Strukturvertrages dennoch für richtig: "Wir können nicht weiterhin Jahr für Jahr Geld geben und nichts verändert sich. Sich zwei Mal im Jahr zum Austausch zu treffen, reicht nicht", betonte er.

Besonders in der Arzneimitteltherapie erwartet Litsch mehr Beweglichkeit von den Netzen. Ihm schwebt eine Schnittstelle vor, über die Informationen über die netzinterne Verordnungsweise bereitgestellt werden. Zur Kritik daran entgegnete Litsch: "Wenn das als Trojanisches Pferd bewertet wird, kann ich nichts tun."

Das netzseitige Verständnis für die Belange der Krankenkassen ist nach seiner Einschätzung aber gestiegen. Nach Gesprächen, die er als konstruktiv bezeichnete, läge für Netze im Norden eine "ausformulierte Vertragsgrundlage, die Verbindlichkeit schafft", vor.

Eine Unterzeichnung sei bislang aus verschiedenen Gründen nicht erfolgt. Einer davon sind die verschiedenen selektivvertraglichen Optionen, die die Krankenkassen bedienen müssen. So entfaltet etwa der Paragraf 73b SGB V nach seiner Einschätzung in finanzieller Hinsicht "unkalkulierbare Wirkungen für die Kassen". (di)

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