Kommunikation in Ärztenetzen

MFA sind das Ass im Ärmel

Ein Hauptproblem in Ärztenetzen ist immer wieder die Kommunikation der Beteiligten. Der Austausch lässt sich optimieren. Besondere Stellung kommt dabei den Medizinischen Fachangestellten in den Praxen zu.

Von Marco Hübner Veröffentlicht:
Der kontinuierliche Austausch unter Kollegen ist ein Vorteil, den Ärztenetze Praxen bieten sollten.

Der kontinuierliche Austausch unter Kollegen ist ein Vorteil, den Ärztenetze Praxen bieten sollten.

© Stefan Rajewski / fotolia.com

BERLIN. Mehr Flexibilität im Praxisalltag, erschließen zusätzlicher Finanzquellen oder eine bessere Versorgung der Patienten: Die Arbeit in einem Ärztenetz verheißt Praxen einige Vorteile. Damit diese sich zeitnah einstellen, ist die gute Integration in das Netz ausschlaggebend.

Schlüssel dafür ist die gut funktionierende Kommunikation zwischen Arzt und Netz. Erfolgsfaktoren dafür kennt Kommunikationstrainerin Claudia Schrewe, die selbst jahrelang Erfahrung als Netzmanagerin gesammelt hat.

"Konkret und transparent muss es zugehen", betonte Schrewe vor Kurzem auf einem Workshop bei der 21. UCB Netzkonferenz in Berlin. Dazu gehöre beispielsweise, dass im Netz prozessual kommuniziert werde.

Nicht allein Arbeitsergebnisse sollen mitgeteilt werden, sondern auch die Arbeit als solche: "Entscheidungen, Termine, Deadlines gehören immer ins Repertoire." Wichtig sei schließlich, das Netzgeschehen für alle Teilnehmer nachvollziehbar zu gestalten. Dabei ist ein Werkzeug unerlässlich.

Befragung für den Brückenschlag

"Ein Muss für modernes Management sind Mitgliederbefragungen", erklärt Schrewe. Sie können beim Brückenschlag zwischen Arzt und Netz unterstützen. Erfragen ließen sich etwa Erwartungen und Anforderungen der Ärzte.

Dabei sollten sich alle mit einbezogen wissen - auch die, die im Netzalltag stumm bleiben. Die, die sich nicht zu Wort melden, seien nicht zwangsläufig unzufrieden. Auf Basis der Erkenntnisse aus der Befragung könnten nicht zuletzt auch Inhalt, Frequenz, sowie Format und Medien der Kommunikation besser organisiert werden.

Sowohl der Betreff als auch der Zeitpunkt seien ein Erfolgsfaktor für gute Kommunikation. Kontinuität und feste Termine sorgen der Beraterin zufolge für mehr Stabilität im Netz.

"Der Mensch ist ein Gewohnheitstier", sagt Schrewe und rät Netzen zur systematischen Jahresplanung. Doch auch die kann im Sande verlaufen, wenn etwa Texte mit Veranstaltungsinfos ungelesen bleiben.

Mitteilungen an die Ärzte müssten speziellen Anforderungen entsprechen. Orientieren sollten sich Texte am Arbeitsalltag in den Praxen. Das bedeute, das Zeitbudget der Ärzte nicht über Gebühr zu belasten und Kürze und Präzision beim Texten in den Vordergrund zu stellen.

Ergänzend sei es hilfreich, die unterschiedliche Bedeutsamkeit der dargebotenen Information kenntlich zu machen - das könne zum Beispiel durch eine entsprechende Farbwahl bei Briefumschlägen gelingen.

In einer stetig steigenden Informationsflut, die Ärzte heute in ihren Praxen über diverse Kanäle erreicht, könnten allerdings auch farblich hervorgehobene Mitteilungen untergehen.

Mehr Chancen in den Praxen versprechen laut der Kommunikationstrainerin Medien aus Fleisch und Blut: "Kommunikation über Medizinische Fachangestellte ist viel effektiver als das Versenden von E-Mails." Zumal die digitale Ansprache oftmals mehr schade als nutze.

Gefahr für Netzsolidarität

Säumige Zahler per E-Mail zu erinnern oder generell Unangenehmes auf digitalem Wege abzuwickeln, ist ein No-Go in der Kommunikation zwischen Arzt und Netz, waren sich die Teilnehmer des Workshops und Schrewe einig.

Zudem mache der Ton die Musik: Handlungsanweisungen und Überheblichkeit - gleich, über welchen Informationskanal sie in die Praxis gelangen, - würden die Netzsolidarität gefährden. Und gerade diese versprächen sich immer mehr Ärzte als Nutzen von einem Netz.

Die Vorteilserwartungen rankten sich, so Schrewe, neben den klassischen Netzthemen wie gemeinsam organisierte Fort- und Weiterbildung sowie bessere Zusammenarbeit und kurze Wege auch um neue Aspekte: Die Sorge, in der Region nicht hinreichend Praxisnachfolger zu haben, gewinnt in Netzen an Bedeutung.

Hier werde deutlich das aktuelle Aufgabenfeld der Ärztenetze gesehen. Außerdem Thema in den Netzen ist die Option, mit integrierter Versorgung zusätzliche Honorare zu generieren sowie technologisch für mehr Informationsaustausch zu sorgen. "Beides eher schwierige Aufgabenstellungen von bleibendem Wert", schätzt die Kommunikationstrainerin.

Insgesamt würden aber weiche Faktoren wieder stärker in den Vordergrund, des Interesses rücken. Auf diese Entwicklung hat sich zum Beispiel das Wormser Gesundheitsnetz (WoGe) eingestellt, wie beim Workshop deutlich wurde: "Wir sehen es als unsere Aufgabe an, unsere Mitglieder ganzheitlich zu unterstützen und mit den vernetzten regionalen Strukturen eine Art Heimat zu schaffen", so WoGe-Geschäftsführerin Birgit Sattler.

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