Netzförderung

Für die KV Westfalen-Lippe "gut angelegtes Geld"

Ideen, wie sich die ambulante Versorgung durch gezielte Vernetzung verbessern lässt, gibt es an der Basis viele, wie die Innovationsförderung der KV Westfalen-Lippe beweist.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Fünf Millionen Euro hat die KV Westfalen-Lippe 2015 für die Netzförderung ausgegeben.

Fünf Millionen Euro hat die KV Westfalen-Lippe 2015 für die Netzförderung ausgegeben.

© KVWL

KÖLN. Die KV Westfalen-Lippe zieht eine positive Bilanz der bisherigen Förderung von Ärztenetzen. Innerhalb von zwei Jahren sind in der Region 16 Netze in der Basisstufe nach der bundesweiten Rahmenvorgabe zur Anerkennung von Praxisnetzen zertifiziert worden.

Die ersten drei von ihnen haben gerade die Anerkennung nach der Stufe I erhalten, also einen höheren Grad der Professionalität belegen können. "Dies zeigt, dass die Entwicklung der Netzstrukturen in Westfalen-Lippe längst noch nicht abgeschlossen ist", sagt KVWL-Geschäftsführer Thomas Müller. Er geht von einem weiterhin "riesigen Potenzial" der Netze aus.

Die KVWL hatte von den Krankenkassen für 2015 fünf Millionen Euro zweckgebunden für die Förderung der Netze erhalten. Das sei gut angelegtes Geld gewesen, betont Müller.

Auf der einen Seite ist das Geld in den Aufbau von professionellen Netzstrukturen geflossen, was sich nicht zuletzt in der Zertifizierung der stolzen Zahl von 16 Netzen niedergeschlagen hat. "Auf der anderen Seite haben wir mit Erfolg zertifizierte Praxisnetze über finanzielle Anreize motivieren können, zukunftsorientierte Versorgungsideen zu entwickeln."

Investment innovative Projekte

Von den fünf Millionen Euro ist genau die Hälfte in innovative Projekte geflossen. "Mit diesem in Deutschland erstmalig vereinbaren Fördertopf haben wir einen Meilenstein für die zukunftsorientierte Weiterentwicklung der ambulanten Versorgung erreicht", sagt der 2. KVWL-Vorsitzende Dr. Gerhard Nordmann.

Dadurch erfahre das Management der Netze eine handfeste Würdigung, die es erlaube, die bestehenden Strukturen weiterzuentwickeln.

Dem Aufruf der KV, innovative Projekte zur Förderung einzureichen, waren 14 zertifizierte Netze mit insgesamt 23 Anträgen gefolgt. Eine finanzielle Förderung erhielten elf der Vorschläge.

Darunter war ein gemeinsames Konzept von acht Netzen. Es zielt auf die EDV-Vernetzung der Haus- und Fachärzte innerhalb der Netze. Die acht Netze haben sich auf eine Software geeinigt, die als herstellerneutrale Plattform für den Austausch von Behandlungsdaten über eine dezentrale Patientenakte fungiert.

Die Software wird jetzt über zwei Jahre in 300 Praxen getestet. Die weiteren geförderten Projekte in Stichworten:

- die Arbeit mit einheitlichen ITgestützten Medikationsplänen,

- eine elektronische Arztvisite im Pflegeheim,

- die Entwicklung einer App für Ärztenetze,

- ein Online-Terminpool zur zeitnahen Terminvereinbarung,

- eine telematische Wundkonferenz,

- ein Behandlungspfad zu Prävention, Diagnostik und Therapie des Altersdiabetes

- ein Behandlungspfad zu Diagnostik und Therapie bei COPD,

- das Schmerzmanagement bei Patienten in Pflegeheimen,

- das Stressmanagement für Menschen mit stressinduzierten Erkrankungen

und ein sektorübergreifendes Case Management für die Versorgung von älteren, multimorbiden Patienten.

"Motor für neue Ideen"

"Die prämierten sehr konkreten Projekte zur Weiterentwicklung der ambulanten Versorgung in Westfalen-Lippe zeigen, dass wir mit unserem starken Engagement für den Aufbau qualitativ hochwertiger Praxisnetzstrukturen auf dem richtigen Weg sind", betont KVWL-Vize Nordmann.

Die finanzielle Förderung hat sich nach seiner Einschätzung als "Motor für neue Ideen" erwiesen. Wegen der nachweisbaren Erfolge ist Nordmann optimistisch, dass die Förderung keine Eintagsfliege bleibt.

"Wir sind zuversichtlich, dass wir in den laufenden Honorarverhandlungen für 2016 wieder mit einem vergleichbaren Entgegenkommen der Krankenkassen rechnen können."

Für Geschäftsführer Müller ist die Vielzahl der eingereichten Projekte ein Beleg, dass die Netze in Westfalen-Lippe die ambulante Versorgung aktiv mitgestalten wollen.

Das fachliche Potenzial dazu sei auf jeden Fall vorhanden. Die KVWL werde "nicht nachlassen, die Arbeit der Praxisnetze auf allen Ebenen zu fördern und zu unterstützen".

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