Netzakte

Patienten sind Eigentümer ihrer Daten

Viel Licht, aber auch viel Schatten bietet die Arbeit in Netzen. Das gilt auch für Projekte wie die elektronische Patientenakte.

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Nichts beschönigen wollte Wolfgang Bachmann, bis Ende März Geschäftsführer des Ärztenetzes Niederrhein und seit Anfang April aus beruflichen Gründen in den Süden der Republik gewechselt. Auf dem Kongress für Gesundheitsnetzwerker in Berlin berichtete er von Erfahrungen, die das Ärztenetz in Nordrhein mit der Einführung eines "Gesundheitskontos", einer elektronischen Patientenakte, bis dato gemacht hat.

"Es läuft schon bei uns – aber es läuft nicht so richtig gut", bekannte Bachmann gleich zu Beginn. Dabei sollte das Gesundheitskonto dem Ärztenetz endlich Flügel verleihen, das Projekt sein, mit dem die Mitglieder etwas Großes vollbringen würden. Nach anfänglicher Euphorie nach der Gründung des Ärztenetzes Niederrhein 2009 war für ungefähr zwei Jahre laut Bachmann "alles toll", und alles sollte anders werden. 2012 hatten dann "Ernüchterung und Resignation" eingesetzt, auch wegen unterschiedlicher Interessen der Mitglieder.

Neuen Schwung wollten sich die 50 Ärzte aus sieben Facharztgruppen, vier Kliniken, zwei Apotheken und ein Pflegedienst ab 2014 geben. Eine neue Strategie wurde gesucht und die Idee eines Gesundheitskontos geboren. Seit 2016 können nicht nur Netz-Patienten auf einer Plattform dieses Konto einrichten und auf ihm alle Informationen speichern, die bei Ärzten, in Kliniken oder Apotheken generiert werden. Die Daten gehören den Kontoinhabern. "Die Patienten geben Ärzten die Erlaubnis, dass diese dort reinschauen dürfen", erklärte Bachmann.

Gerade das sorge für Diskussionen, so der Ex-Geschäftsführer. Das Argument, das die Ärzte gegen die alleinige Verfügungsgewalt des Patienten anbrächten: "Der kann doch nicht entscheiden, dass ich in seine Daten reinsehen darf. Ich bin doch der Arzt!"

Nur zehn von 50 Netzärzten und zwei von vier Kliniken befassten sich intensiv mit dem Projekt Gesundheitskonto, das vor allem das Ziel verfolge, einen vollständigen Medikationsplan zu generieren, so Bachmann. Wichtig bei solchen Vorhaben sei der Wille zur Veränderung, "die Versorger müssen damit umgehen wollen", resümierte der Netzmanager.

Dass nach einem Jahr nur 500 Gesundheitskonten angelegt wurden, führt Bachmann aber auch darauf zurück, dass für Werbung keine finanziellen Mittel zur Verfügung standen. Das soll beim Gesundheitskonto des Gesundheitsnetzes Süd, dessen Geschäftsführer Bachmann ebenfalls ist, anders werden. Dort sind für die Öffentlichkeitsarbeit Gelder fest eingeplant.(juk)

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