Das digitale Zeitalter frisst Zeit und Geld

Patientendaten in Praxis und Klinik werden digitalisiert. Kritiker warnen: Das kostet viel Zeit und Geld. Befürworter feiern hingegen das digitale Zeitalter in der Medizin.

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Die Zukunft ist digitial - und das bindet den Arzt an den Computer. Soll es schnell gehen, diktiert er Befunde. Klaus Rose

Sunna Gieseke

BERLIN. Der Prozess ist langsam und mühsam - und schreitet dennoch kontinuierlich voran: Inzwischen werden immer mehr Daten in Praxis und Krankenhaus digitalisiert.

Die Digitalisierung schafft bessere bildgebende Verfahren und erleichtert die Kommunikation unter den Ärzten. Sie hat allerdings auch ihre Schattenseiten, warnen Experten.

"Ärzte verbringen inzwischen viel Zeit damit, Patientendaten zu digitalisieren. Es bleibt dadurch immer weniger Zeit für die Patienten", betonte Martin Peuker, Leiter Adminstrative Verfahren der Berliner Charité, anlässlich der Konferenz "Gesundheitswirtschaft 2012" der "Financial Times Deutschland" in Berlin.

In der Berliner Charité, einem der größten Krankenhäuser Europas, liege mittlerweile ein riesiger Schatz aus Daten, so Peuker weiter. Allerdings blieben die Daten bisher weitestgehend ungenutzt.

"Wenn es nicht gelingt, mehr Nutzen aus den Daten zu ziehen, ist es kaum noch vertretbar, so viele Daten zu digitalisieren", so Peuker.

Vor allem Arbeit erleichtern

Im ersten Schritt seien jedoch vor allem Lösungen notwendig, die Ärzten die Arbeit bei der Eingabe der Daten erleichterten, ein Beispiel seien Programme zur Spracherkennung.

Einige Experten warnen jedoch vor den Kosten, die dadurch entstehen könnten: Sowohl die Datensicherung als auch solche Programme müssten finanziert werden.

Zudem müsse auch im Blick behalten werden, dass es sich um hochsensible Patientendaten handle, warnte Felix Rademacher, Geschäftsführender Gesellschafter der coliquio GmbH, einer Internetplattform für Ärzte. Solche Daten müssten vor Zugriffen Dritter geschützt werden und könnten nicht einfach ungesichert abgespeichert oder verschickt werden.

Dennoch sei die Digitalisierung in der heutigen Zeit im Zuge des Fachkräftemangels und zunehmender Multimorbidität der Patienten ein Segen, sagte Edgar Jakab, Unternehmensberater im Gesundheitswesen.

Schließlich seien viele Kommunikationsprozesse viel schneller geworden. Die bestehenden Strukturen in Deutschland seien jedoch beharrlich und bisher würde der technische Fortschritt noch zu wenig genutzt.

Andere europäische Länder seien schon weiter. "Es gibt auch in Deutschland gute Konzepte. Es ist nur die Frage, ob wir den Mut haben, diese zu nutzen", so Jakab.

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