Digitalisierung
Kriedel glaubt an Telematik-Rollout bis Ende 2018
Keine neuen Verzögerungen bei der E-Card? – Laut KBV-Vorstand Dr. Thomas Kriedel könnten tatsächlich alle Praxen bis Ende 2018 an die Telematikinfrastruktur angebunden sein. Das beinhaltet allerdings noch nicht alle Anwendungen.
Veröffentlicht:ESSEN. Der Rollout der Telematikinfrastruktur (TI) nimmt nun doch Gestalt an: Bis Ende nächsten Jahres werden voraussichtlich alle Arztpraxen mit Konnektoren ausgestattet sein, erwartet Dr. Thomas Kriedel, Vorstand der Kassenärztlichen Bundesvereinigung und Vorsitzender der gematik-Gesellschafterversammlung. "Ich gehe davon aus, dass Ende 2018 bundesweit die Geräte ausgerollt sind und wir eine Telematikinfrastruktur haben, die bundeseinheitliche Standards und eine sichere Datenübermittlung gewährleistet", sagte er auf der Veranstaltung "eHealth.NRW" des Zentrums für Telematik und Telemedizin am Dienstag in Essen.
Erwartungen nicht zu hoch stecken
Um diesen Zeitplan einhalten zu können, muss aber eine entscheidende Voraussetzung erfüllt sein: "Noch in diesem Oktober müssen die ersten für den Routinebetrieb zugelassenen Konnektoren den Ärzten zum Kauf zur Verfügung stehen", erklärte Kriedel der "Ärzte Zeitung". Doch auch wenn es mit der Ausstattung klappt, sollten die Erwartungen an die Umsetzung nicht zu hoch geschraubt werden. "Bis der schnelle und sichere Datenaustausch voll läuft, wird es wohl noch bis Mitte 2019 dauern."
Kriedel warb um Verständnis dafür, dass es mit dem Aufbau der TI und dem Bereitstellen der notwendigen Geräte so lange gedauert hat. Die Hersteller stünden schließlich vor großen Herausforderungen. "Die Komponenten der Telematikinfrastruktur werden speziell für dieses Angebot entwickelt, die Hersteller können sie nicht auf dem Weltmarkt einkaufen."
Auch Dr. Stefan Bales, Ministerialrat im Bundesgesundheitsministerium, rechnet mit einem Start der Vernetzung im vierten Quartal dieses Jahres und der kompletten Umsetzung bis 2018. "Wichtig ist, dass wir aus der Vergangenheit lernen", betonte Bales. Deshalb werde die Politik in der nächsten Legislaturperiode mit dem E-Health-Gesetz II die Grundlagen dafür schaffen, dass endlich auch Anwendungen der medizinischen Versorgung kommen. Bales: "Die neue Regierung wird sehen müssen, welche Maßnahmen nötig sind, um den elektronischen Medikationsplan, das Notfalldatenmanagement und die elektronische Patientenakte ins Laufen zu bekommen".
Nicht um seiner selbst willen
Das bei den Ärzten so unbeliebte Versicherungsstammdaten-Management habe die Politik nicht um seiner selbst willen als erste Anwendung ins Gesetz geschrieben, erläuterte er. Es sei darum gegangen, die Vernetzung der Ärzte zu etablieren.
An dieser Vernetzung führt auch aus Sicht von Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe, kein Weg vorbei. "Wir brauchen das heilberufliche Netzwerk". Overwiening ist sich sicher, dass die Telematikinfrastruktur dafür das geeignete Instrumentarium abgeben kann.