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Turbo fürs lahme Praxis-WLAN

Sofern es funktioniert, ist WLAN eine prima Sache. Doch wenn die drahtlosen Daten nur noch tröpfeln, kann es auch sehr nerven. Ein neues Konzept soll das verhindern.

Von Hannes Rügheimer Veröffentlicht:
Funkkontakt mit Extra-Kanal? Moderne WLAN-Technik erlaubt eine effiziente Nutzung der Netze.

Funkkontakt mit Extra-Kanal? Moderne WLAN-Technik erlaubt eine effiziente Nutzung der Netze.

© andifink - stock.adobe.com

NEU-ISENBURG. WLAN-Probleme sind gerade in anspruchsvollen Umgebungen alles andere als selten – und Arztpraxen mit einerseits vielen Einzelräumen und andererseits viel Elektronik sind in dieser Hinsicht sicherlich eine anspruchsvolle IT-Umgebung. Die Bausubstanz einer Praxis mit viel Stahl und Wasserleitungen kann die Situation noch verschlechtern. Noch höher werden die Anforderungen, wenn sich die Praxisräume über mehrere Stockwerke verteilen.

In solchen Fällen bieten viele WLAN-Hersteller Repeater als Lösungen an. Diese empfangen das WLAN-Signal der Basisstation und senden es erneut aus. Damit lässt sich natürlich eine schlechte Funkversorgung zum Teil etwas verbessern. Bei überlasteten WLAN hilft diese Lösung jedoch so gut wie gar nicht.

Wegen dieser Engpässe und der damit verbundenen "Verbindungsprobleme" liegen Lösungen für stark genutzte WLAN im Trend. Die Hersteller sprechen dann meist von "Mesh-WLAN". Der Unterschied zur Repeater-Technik: In "Mesh-WLAN" kommunizieren die WLAN-Access-Points nicht nur mit den im WLAN angemeldeten PC, Smartphones und Tablets, sondern auch miteinander.

Stationen sprechen miteinander

So können die WLAN-Stationen koordinieren, welche von ihnen welches Endgerät bedient. Wird beispielsweise ein Tablet oder Notebook von einem Ende der Praxis zum anderen getragen, kann ein Mesh-System jedes dieser Geräte von einer Basis an die nächste weiterreichen. Durch optimierte Protokolle gelingt dies in Sekundenbruchteilen – man merkt nichts davon.

Doch zunächst ein wenig Technik: In der konkreten technischen Umsetzung dieses neuen Prinzips gibt es zwischen den Herstellern deutliche Unterschiede. So nutzen beispielsweise die Systeme "Velop" vom Hersteller Linksys, "Orbi" von Netgear oder "Ampli-Fi" vom Anbieter Ubiquity einen zusätzlichen, dritten Funkkanal für die Abstimmung zwischen den WLAN-Stationen. Die beiden ersten Funkkanäle werden für die typischen WLAN-Frequenzen 2,4 und 5 GHz benötigt. Solche Dreikanal-Lösungen sind allerdings nicht billig – Dreiersets aus Basisstation und zwei Satelliten-Stationen kosten um 600 Euro.

Andere Systeme wie "TP-Link Deco" oder "Google WiFi" beschränken sich deshalb auf nur zwei Funkkanäle, weshalb diese Lösungen rund 200 Euro günstiger sind. Dafür haben diese Spar-Varianten den Nachteil, dass die auf denselben Frequenzen stattfindende, permanente Abstimmung im Hintergrund zu Lasten der Datenraten aller angemeldeten Endgeräte gehen.

Eine Sonderstellung im langsam wachsenden Mesh-Markt nimmt der deutsche Marktführer AVM ein. Während die vorher genannten Hersteller ihre "WLAN-Mesh-Systeme" als separate Produktpakete anbieten, hat AVM diese Extra-Funktionen mit Software-Updates in seinen bereits bisher auf dem Markt angebotenen Produkten nachgereicht. Es gab also ein Software-Update.

Aufrüstung per Software-Update

Die neueren "Fritzboxen" und die "FritzWLAN Repeater" wurden mit diesen Updates "aufgerüstet", es erweitert sich ihr Funktionsumfang um das "Mesh"-Prinzip. Dieser Sonderweg führt zwar dazu, dass auch bei AVM kein eigener Kommunikations-Kanal für die Mesh-Abstimmungen zur Verfügung steht. Doch im Gegenzug bietet AVM das Update auf WLAN-Mesh für bestehende Geräte kostenlos an. Und wer – trotzdem – AVM-Geräte neu anschafft, zahlt mit rund 200 bis 250 Euro für einen "Fritzbox-Router" oder 50 bis 80 Euro für einen "FritzWLAN Repeater" relativ wenig im Vergleich zum Wettbewerb.

Praxen, die von der neuen WLAN-Technik profitieren wollen, sollten zunächst eine Bestandsaufnahme vornehmen und ein Pflichtenheft für die neue Lösung definieren. Lässt sich der eingesetzte Router selbst nicht auf Mesh-Funktionalität aufrüsten, muss das Mesh-System "dahinter" (also zusätzlich zum bestehenden Router) betrieben werden. Werden aktuell bereits WLAN-Repeater genutzt und lassen sich diese nicht für "Mesh" nachrüsten, müssen sie durch Mesh-taugliche Komponenten ersetzt werden. Dabei sollten Interessenten vor allem auf folgende Details achten:

- Kann das Mesh-System auch mehrere WLAN-Netze verwalten – beispielsweise Praxisnetz und Gastnetz für die Patienten?

- Unterstützt es die Mesh-Funktion möglichst auf den beiden üblichen WLAN-Frequenzbändern 2,4 und 5 GHz?

Installation und Konfiguration sind dann zwar für IT-affine Anwender kein Hexenwerk, aber gerade bei den erhöhten Anforderungen an Sicherheit und Zuverlässigkeit, wie sie in Praxen gelten, sollte sich besser ein Experte darum kümmern – etwa der für die Praxis tätige IT-Dienstleister. Er kann dann sicherstellen, dass Ärzte, Mitarbeiter und Patienten gleichermaßen von einem besseren WLAN-Empfang und der besseren Übertragungsleistung dank der neuen WLAN-Mesh-Technik profitieren.

Mesh-WLAN

Beim Mesh-WLAN handelt es sich um ein Funknetzwerk, das mittels Routers und weiterer Geräte einen möglichst flächendeckenden Empfang bei gleichbleibender Übertragungsgeschwindigkeit gewährleisten soll.

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