Zu spät zur Kindervorsorge? Krankenkassen zahlen nicht

NEU-ISENBURG (ava). Acht Monate nach Einführung der Meldepflicht von Vorsorgeuntersuchungen für Kinder in einigen Bundesländern werden im Praxisalltag erste Mängel deutlich.

Veröffentlicht:
Check up beim Kinderarzt: Viele Politiker sind für regelmäßige Pflichtuntersuchungen, um Kinder vor Misshandlung und Vernachlässigung zu schützen.

Check up beim Kinderarzt: Viele Politiker sind für regelmäßige Pflichtuntersuchungen, um Kinder vor Misshandlung und Vernachlässigung zu schützen.

© Foto: klaro

In Hessen funktioniert zwar die Meldung an das neu eingerichtete Kindervorsorgezentrum an der Universitätsklinik Frankfurt gut, doch nach Angaben von Pädiatern fehlt es an Hilfsangeboten für überforderte Eltern.

Schwierigkeiten gibt es bei der Abrechnung mit den Kassen. Immer wieder streichen die Kassen Pädiatern oder Hausärzten die Honorare für die Untersuchungen, wenn sie - selbst einen Tag - nach der von den Kassen gesetzten Toleranzgrenzen gemacht wurden.

Dr. Wolfram Hartmann, Präsident des Berufsverbands der Kinder und Jugendärzte wirft den Kassen deshalb "mangelnde Kooperation" vor. Mit dem Argument, es handele sich um eine "soziale Frage", bezeichneten die Kassen sich als nicht zuständig für die Entscheidung der Politiker, so Hartmann.

Es könne jedoch nicht sein, dass die Kinder- und Hausärzte auf den Kosten der verbindlichen Vorsorge-Untersuchung sitzen bleiben, wenn die Eltern mit einem Erinnerungsbrief in der Hand zu spät in die Praxen kommen.

Die Kinderärzte bleiben dabei, dass die Vorsorgeuntersuchungen für Kinder in ihrer jetzigen Form ungeeignet sind für das, was Politiker bezwecken. Es seien Programme zur Früherkennung von Krankheiten und nicht zur Primärprävention, so Hartmann.

Bund und Länder hatten sich im Dezember 2007 darauf geeinigt, Eltern zu verpflichten, die Vorsorgetermine für Kleinkinder wahrzunehmen. Bislang haben lediglich Hessen, Saarland und Bayern die Pflicht gesetzlich umgesetzt.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Gute Idee - an der Umsetzung hapert’s

Lesen Sie dazu auch: Zu spät untersucht - kein Honorar für die Ärzte

Mehr zum Thema

„ÄrzteTag“-Podcast

Wie Hausärzte Fortbildung jetzt „feiern“

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert

Lesetipps
Gefangen in der Gedankenspirale: Personen mit Depressionen und übertriebenen Ängsten profitieren von Entropie-steigernden Wirkstoffen wie Psychedelika.

© Jacqueline Weber / stock.adobe.com

Jahrestagung Amerikanische Neurologen

Eine Frage der Entropie: Wie Psychedelika bei Depressionen wirken

Gesundheitsminister Lauterbach hat angekündigt, den Entwurf für die Klinikreform am 8. Mai im Kabinett beraten lassen zu wollen. 

© picture alliance / Geisler-Fotopress

Großes Reformpuzzle

So will Lauterbach den Krankenhaus-Sektor umbauen