Gemischte Erfahrungen beim Praxistest mit Kodierrichtlinien

MÜNCHEN/BERLIN (ger/sto). Die Ergebnisse der Pilotphase zu den Ambulanten Kodierrichtlinien (AKR) veranlassen die Kassenärztliche Bundesvereinigung zu einer Überprüfung. "Wir werden sie aber zum 1. Januar 2011 einführen", sagte KBV-Chef Köhler vor Software-Experten in Berlin.

Veröffentlicht:
Das Kodieren wird für Ärzte in Zukunft nicht leichter.

Das Kodieren wird für Ärzte in Zukunft nicht leichter.

© pressmaster / fotolia.com

"Wir müssen dem Vorwurf, dass nicht gut kodiert wird, endlich entgegentreten", betonte Köhler. Die Abkoppelung der ärztlichen Vergütung von der Morbidität, wie sie im Referentenentwurf geplant ist, werde damit begründet, dass die Kodierrichtlinien nicht eingeführt seien, so Köhler weiter.

Der Test in Bayern habe zudem gezeigt, dass "die Frage der Machbarkeit offenbar absolut abhängig von der verwendeten Software ist", sagte Köhler. Er appellierte an die Praxis-EDV-Anbieter, rechtzeitig anwenderfreundliche Lösungen für die AKR bereitzustellen.

Die Erfahrungen der Ärzte, die am Test teilgenommen haben, sind zumindest teilweise durchwachsen. Die AKR würden bei den Hausärzten erhebliche Mehrarbeit bringen, erwartet der Passauer Hausarzt Wolfgang Gradel nach seinen Erfahrungen im Pilotprojekt. Bei den Hausärzten gebe es sehr viele Patientenkontakte ohne eine richtige Diagnose. Oft gehe es darum, eine Erkrankung auszuschließen, weil ein Verdacht besteht.

"Wir bekommen viele Symptome geliefert", sagt Gradel. Das werde in den AKR nicht berücksichtigt. Ein Problem sei auch, dass künftig keine Dauerdiagnosen mitgeführt werden können, so Gradel. Deshalb müsse bei jedem Patientenkontakt neu überlegt werden, was kodiert werden soll.

Nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB), die die Pilotphase im Auftrag der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) mit weniger als 100 Ärzten organisiert hat, wird die KBV zu Beginn des vierten Quartals erste Ergebnisse veröffentlichen. Der Beschluss der KVB-Vertreterversammlung, die AKR "in der jetzigen Form" vorerst nicht einzuführen, ändere an diesem Zeitplan nichts.

Die KV Bayerns habe den Auftrag zur Durchführung der Testphase übernommen, um auf das Ob und Wie der bundesweit verbindlichen Einführung der Ambulanten Kodierrichtlinien maßgeblich mit einwirken zu können, erklärte KVB-Vorsitzender Dr. Axel Munte. "Dass ein Teil der Ärzte insbesondere im hausärztlichen Bereich die Einführung in der jetzigen Form ablehnt, wird einer der Punkte sein, die wir der KBV im weiteren Verlauf der Testphase zurückmelden werden. Jetzt ist für uns die Gelegenheit gegeben, Erfahrungen zu sammeln. Und das ist allemal besser, als etwas verfrüht scharf zu schalten und dann hinterher mit den negativen Konsequenzen leben zu müssen", sagte Munte.

Lesen Sie dazu auch den Hintergrund: Bayerns Ärzte hadern mit den neuen ambulanten Kodierrichtlinien

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Kräftemessen um Kodierrichtlinien

Mehr zum Thema

Praxis-IT

KBV: Neuer Anforderungskatalog an PVS

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Führen den BVKJ: Tilo Radau (l.), Hauptgeschäftsführer, und Präsident Michael Hubmann im Berliner Büro des Verbands.

© Marco Urban für die Ärzte Zeitung

Doppel-Interview

BVKJ-Spitze Hubmann und Radau: „Erst einmal die Kinder-AU abschaffen!“

Diakonie-Präsident Rüdiger Schuch.

© Rolf Schulten

Interview

Diakonie-Präsident Schuch: Ohne Pflege zu Hause kollabiert das System