Hintergrund

Vertragsärzte werden zu QM-Profis

QM-Nachzügler suchen die KVen unter Vertragsärzten und -psychotherapeuten mittlerweile vergeblich. Die Hälfte der Praxen ist längst weiter, als es der offizielle Zeitplan fordert. Das gilt auch für Hausärzte. Wahre QM-Vorreiter sind die Labor- und Lungenärzte.

Rebekka HöhlVon Rebekka Höhl Veröffentlicht:
Im Jahr 2010 befanden sich laut QM-Bericht bereits rund 50 Prozent der Vertragsärzte in der Phase der Weiterentwicklung ihres QM.

Im Jahr 2010 befanden sich laut QM-Bericht bereits rund 50 Prozent der Vertragsärzte in der Phase der Weiterentwicklung ihres QM.

© seen / fotolia.com

Bei der Einführung der QM-Pflicht vor sechs Jahren wurde viel geschimpft: noch mehr Bürokratie für die Praxen bei geringem Nutzen und neue Kosten, die erst einmal die Ärzte alleine tragen sollten - so lauteten die Argumente auf Ärztekongressen und bei Vertreterversammlungen.

Sechs Jahre später ist nicht mehr viel davon übrig, die aktuelle KBV-Statistik zum Stand des QM in Vertragsarztpraxen zeigt: Jeder zweite Arzt macht in Sachen QM weitaus mehr, als per QM-Richtlinie von ihm gefordert wird.

Und QM-Verweigerer? Die gibt es nahezu nicht. Denn gerade einmal 0,7 Prozent der Ärzte, die 2010 in die Stichprobenprüfung der KVen kamen, haben sich noch gar nicht mit dem Thema QM beschäftigt. Im Vorjahr, so die KBV in ihrem QM-Bericht, waren dies aber auch nur 1,1 Prozent.

Mehr Praxen sind weiter als es der offizielle QM-Plan es vorgibt

Und: In der Stichprobe 2010 seien auch Teilnehmer gezogen worden, die sich erst nach dem 1. Januar 2006 niedergelassen haben. Das ist ein wichtiger Hinweis, will man die Daten des KBV-Berichts richtig lesen. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass mehr Praxen, als es auf den ersten Blick scheint, weiter als der offizielle QM-Plan sind.

Letzterer besagt nämlich, dass Ärzte, zwei Jahre Zeit für die Planung ihres praxisinternen QM haben, noch einmal zwei Jahre für die Umsetzung sowie ein Jahr für die Überprüfung. Danach sollte die Phase der Weiterentwicklung mit jährlicher Ist-Analyse oder besser Selbstbewertung folgen.

Ärzte, die vor dem 1. Januar 2006 niedergelassen waren, hätten sich demzufolge 2010 in der Phase der Überpüfung befinden müssen und sollten sich dieses Jahr um die Weiterentwicklung ihres QM kümmern.

Tatsächlich befanden sich laut QM-Bericht im vergangenen Jahr bereits 49,6 Prozent der Vertragsärzte in der Phase der Weiterentwicklung, 18,6 Prozent waren - richtlinien-konform - mit der Überprüfung ihres QM beschäftigt. Etwas mehr als ein Fünftel beschäftigte sich noch mit der Umsetzung des QM und nur 8,7 Prozent hatten erst mit der Planung ihres QM begonnen.

Sanktionen seitens des GBA erstmal nicht notwendig

Dabei ist die QM-Auswertung 2010 deshalb so wichtig, weil der Gemeinsame Bundesausschuss (GBA) anhand dieses Berichts prüfen wollte, inwieweit Sanktionen für QM-unwillige Praxen notwendig sind.

Die Entscheidung des GBA ist bereits im Oktober gefallen: Sanktionen sind erst einmal nicht vorgesehen.

Zwar hätten circa 20 Prozent der Ärzte, die in die KBV-Stichprobe gekommen sind, das Ziel der QM-Richtlinie nicht erreicht. - auch an dieser Prozentzahl sieht man wieder, dass die Stichprobe auch Ärzte enthalten muss, die sich nach dem 1. Januar 2006 niedergelassen haben.

Für den GBA reicht es aber aus, wenn die KVen "ihre Anstrengungen im Qualitätsmanagement auf noch schwankende oder sich Qualitätsmanagement verweigernde Einrichtungen konzentrieren". Mehr als die bisherigen Beratungen dürften auf QM-Nachzügler demnach auch künftig nicht zukommen.

In 2010 mussten sich von 3.168 bewerteten Praxen gerade einmal 100 - also knapp über drei Prozent - einer Pflichtberatung durch die KV unterziehen. Diese beinhaltet gemäß Paragraf 8 der QM-Richtlinie aber nicht mehr, als Tipps, wie der entsprechende Vertragsarzt in einem angemessenen Zeitraum die Vorgaben der Richtlinie erfüllen kann.

Den größten Anteil der Stichprobe 2010 machten die Allgemeinmediziner und Praktiker aus, mit 988 befragten und immerhin 932 bewerteten Ärzten (29,4 Prozent der Gesamtstichprobe). Was den Stand des QM in den Allgemeinarztpraxen angeht, bewegen sich die Hausärzte im Gesamtdurchschnitt aller Fachrichtungen.

48 Prozent der Hausärzte bereits in Phase der Weiterentwicklung

Über zwei Drittel der Hausärzte waren im vergangenen Jahr mit der Überprüfung und Weiterentwicklung ihres QM beschäftigt. Wobei 48 Prozent der Hausärzte bereits die Phase der Weiterentwicklung eingeleutet hatten.

Die QM-Stichprobe

2,5 Prozent der Vertragsarztpraxen werden jährlich von den KVen in Sachen QM geprüft. Da die Praxen im Rahmen einer Zufallsstichprobe ausgewählt werden, weiß man vorher nie, wen es trifft.

Außerdem schicken die KVen keine Prüfer in die Praxen.

Die Ärzte müssen lediglich anhand eines Fragebogens darlegen, wie weit sie mit ihrem praxisinternen QM sind.

Hat die KV den Eindruck, dass der Arzt seiner QM-Pflicht noch nicht ausreichend gerecht wird, kann sie weitere QM-Nachweise anfordern.

Noch gar nicht mit dem QM begonnen hatten nur 0,53 Prozent der Hausärzte - in harten Zahlen nicht mehr als fünf Ärzte. Die höchste Quote erzielten hier mit 3,5 Prozent, aber auch nur vier von 113 geprüften Ärzten, die Nervenärzte.

QM-Vorreiter sind Labor- und Lungenärzte

7,3 Prozent der Hausärzte befanden sich 2010 gerade in der Planungsphase ihres QM. Den höchsten Anteil verzeichneten für diese QM-Phase jedoch die Kinder- und Jugendpsychiater mit 16 Prozent und die Radiologen mit 16,9 Prozent.

Spitzenreiter in der Umsetzungsphase waren mit 28,7 Prozent die Kinderärzte.

Wahre QM-Vorreiter sind Labor- und Lungenärzte: Denn exakt 100 Prozent der Ärzte dieser beiden Fachrichtungen, die in die Stichprobe kamen, waren 2010 bereits mit der Weiterentwicklung ihres QM beschäftigt.

Aber nicht nur in Sachen QM, auch bei der Beteiligung an der Stichprobe verhalten sich Vertragsärzte vorbildlich. Die KBV meldet eine Rücklaufquote von 94 Prozent.

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