Großes Interesse an Arztbewertungsportalen

MÜNCHEN (sto). Die Bewertung von Haus- und Fachärzten im Internet ist ein neuer Trend. Nach einer vorläufigen Übersicht gibt es in Deutschland derzeit etwa ein Dutzend Arztbewertungsportale. Sie alle wollen mehr "Transparenz in den Gesundheitsmarkt", Orientierungshilfe im verwirrenden Gesundheitssystem sein und Patienten bei der Suche nach einem "guten" Arzt unterstützen.

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Die Website von docinsider.de soll den Dialog zwischen Ärzten und Patienten fördern.

Der zunehmende Wettbewerb im Gesundheitswesen wird nach Ansicht von Professor Alexander Ehlers, Fachanwalt für Medizinrecht in München, dazu führen, dass die Krankenkassen ihren Versicherten einerseits noch mehr differenzierte Wahltarife anbieten werden und andererseits mit ausgewählten Arztgruppen spezielle Verträge abschließen, um ihre Versicherten zielgenauer versorgen zu können.

In einer solchen Situation benötige der Versicherte für die Wahl seines Arztes zuverlässige, faire und neutrale Informationen. "Es entsteht derzeit ein neuer Markt für Informationsmanagement", meint Ehlers mit Blick auf die Arztbewertungsportale im Internet.

Internetseiten können auch für Krankenkassen interessant sein Solche Portale seien ein geeignetes Instrument, um zumindest in Teilbereichen Prozess-, Struktur- und Ergebnisqualität der medizinischen Versorgung durch Versicherte und Patienten zu beurteilen. Die Arztbewertungsportale könnten auch für die Krankenkassen von Interesse sein, meint Ehlers. Denn Krankenkassen, die mit einzelnen Ärzten oder Arztgruppen Verträge abschließen, werden das nur tun, wenn positive Bewertungen vorliegen. Die Ärzte sollten sich deshalb der neuen Entwicklung nicht verschließen, empfiehlt Ehlers. "Patienten sind bei Gesundheitsthemen oftmals überfordert und haben deshalb ein großes Interesse an einer neutralen Bewertung", bestätigt Ingo Horak, Gründer und Geschäftsführer der DocInsider GmbH. Das Unternehmen sammelt auf seiner Webseite unter www.docinsider.de seit einigen Monaten Bewertungen, deren Zahl rasant steigt. Seit November vergangenen Jahres seien 2,7 Millionen Seitenaufrufe und 30 000 Bewertungen registriert. "Wenn es so wie bisher weitergeht, werden wir Ende 2009 etwa 400 000 Bewertungen haben", sagt Horak. Um dem Vorwurf zu begegnen, die Bewertungen von Haus- und Fachärzten im Internet seien manipulationsanfällig, arbeite DocInsider mit einem ausgeklügelten Qualitätsmanagement, erklärt Horak. Technischer Filter gegen Schmähkritik

Dazu gehören ein systematischer Fragebogen mit den wichtigsten Qualitätskriterien und eine Punktbewertung für den Gesamteindruck.Und für Schmähkritik gebe es einen technischen Filter. Registrierte Ärzte erhalten darüber hinaus unmittelbar nach einer Bewertung automatisch eine Mitteilung per E-mail und können so sofort reagieren, berichtet Horak. Zudem haben Ärzte und Nutzer die Möglichkeit einen Missbrauch zu melden. "Wir sind für ein faires Miteinander. Schließlich wollen wir den Dialog zwischen Ärzten und Patienten fördern", betont Horak.

Gesellschafter und Geldgeber von DocInsider sind mehrere Verlage und Risikokapital-Unternehmen, gefördert wird das Projekt durch das Bundeswirtschafts- und das Bundesforschungsministerium.

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