Arztnavigator: "Auf Gesamtnote und Ranking wird verzichtet"

Fragen nach dem Nutzen des Portals von AOK und Weisse Liste standen bei der Telefonaktion der "Ärzte Zeitung" im Mittelpunkt.

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Können Patienten auch nach einem Praxisumzug des Arztes diesen bewerten? Kann ich mit Hilfe des Portals mögliche neue Patienten auf mich aufmerksam machen?

Schmidt-Kaehler: Beides ist möglich. Ältere Bewertungen bleiben erhalten, auch wenn ein Arzt umzieht. Patienten können einen Arztbesuch bewerten, der in den vergangenen 12 Monaten stattgefunden hat. Die Ergebnisse sind für zwei Jahre lang gültig. Das Portal gibt Ihnen die Chance, auch von Patienten gefunden zu werden, die Sie bisher noch nicht kannten. Sie können die Rückmeldungen der Patienten nicht nur für Ihr Qualitätsmanagement, sondern auch für Ihre Außendarstellung nutzen. Die Darstellung der Ärzte im Portal ist zudem kostenfrei.

Ich arbeite in einer Gemeinschaftspraxis. Wir behandeln viele schwer erkrankte Patienten, die oft sehr kritisch eingestellt sind. Daher befürchte ich, dass es bei unserer Praxis eine Häufung von Negativbewertungen geben wird. Wie soll da ein objektives Bild entstehen?

Graalmann: In der Tat ist es so, dass eher diejenigen eine Beurteilung abgeben, die motiviert sind - entweder weil sie sehr gute oder sehr schlechte Erfahrungen gemacht haben. Unser Ziel ist es aber, auch andere Versicherte zu aktivieren. Das ist ein anderer Weg als bei den existierenden Bewertungsportalen. Hier muss sich der Nutzer von sich aus zu einer Bewertung entschließen. Unsere Befragung ist zudem so aufgebaut, dass viele Fragen Einschätzungen abfragen, die auf einem generellen Eindruck beruhen. Deswegen lassen wir auch keine Freitexte zu. Wir wollen differenzierte Ergebnisse. So kann jeder Nutzer des Portals nach den Schwerpunkten schauen, die ihm wichtig sind, etwa die Wartezeit oder die Kommunikation des Arztes. Wir verzichten dabei ganz bewusst auf die Bildung einer "Gesamtnote" für einen Arzt. Ein solches Ranking ist nicht unser Ziel. Zudem wird auch die Mindestzahl von zehn Bewertungen pro Arzt dazu beitragen, dass die Ergebnisse aussagekräftig sind.

Woher erfahren die Versicherten von der Bewertungsmöglichkeit? Kann ich sie auch als Arzt auf das Projekt aufmerksam machen?

Schmidt-Kaehler: Die AOK informiert ihre Versicherten, etwa über das Mitgliedermagazin oder durch Berichte in den Medien. Natürlich können Sie auch als Arzt Ihre bei der AOK versicherten Patienten auf die Bewertungsmöglichkeit aufmerksam machen. So haben Sie die Chance, frühzeitig von einer Vielzahl von Patientenrückmeldungen zu profitieren. Dazu können Sie Flyer und Plakate bei der zuständigen AOK bestellen.

Ich habe in meiner Praxis viele ältere Patienten. Beteiligen sich nicht nur junge Versicherte, die auf das Internet zugreifen können?

Schmidt-Kaehler: Das ist eine Frage, mit der wir uns intensiv auseinandergesetzt haben. Heute sind rund 70 Prozent der Deutschen online, die Zahl der Internetnutzer wächst stetig. Statistiken zeigen, dass dabei besonders ältere Menschen aufholen. Trotzdem sind wir uns bewusst, dass es ältere Menschen gibt, die nicht auf das Internet zugreifen können. Internet-Cafés für Senioren können eine Möglichkeit sein, das zu kompensieren oder Angehörige, die beim Login in das Portal unterstützen.

Ist die Bewertung nur online möglich?

Schmidt-Kaehler: Das Projekt ist als Online-Befragung angelegt, weil damit relativ einfach eine große Zahl von Versicherten erreicht werden kann. Zudem prüfen wir eine Befragung mit einem schriftlichen Fragebogen. Damit könnten wir in der Pilotphase vor allem älteren Patienten entgegenkommen.

Die Telefonaktion der "Ärzte Zeitung" fand im Rahmen der Medienpartnerschaft mit der AOK und der Weissen Liste am 1. Septmber in der Redaktion statt.

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