Steht bald eine Gehaltssteigerung vor der Tür?

Am Donnerstag sind die Tarifverhandlungen für Medizinische Fachangestellte angelaufen. Doch der Berufsverband verlangt mehr als eine Gehaltssteigerung.

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NEU-ISENBURG (reh). Die letzte Tariferhöhung für Medizinische Fachangestellte (MFA) gab es im Juli 2009. Im nächsten Jahr könnte es erneut eine Steigerung geben, denn die Tarifparteien verhandeln seit heute wieder. Dabei hat der Verband der medizinischen Fachberufe (VmF), der die MFA vertritt, sowohl den Gehaltstarifvertrag als auch den Tarifvertrag für die betriebliche Altersvorsorge gekündigt.

Wie Magret Urban, Ressortleiterin Tarifpolitik beim VmF zur "Ärzte Zeitung" sagte, fordere man bei der Altersvorsorge nicht nur eine Anhebung der Beiträge, sondern insbesondere eine Gleichstellung von Teilzeit- mit Vollzeitkräften.

Bei den Gehältern will der VmF von Einstiegsgehältern unter 10 Euro die Stunde weg - das sei bislang in der untersten Tarifgruppe, der Gruppe I mit einem Monatsbruttogehalt von 1424 Euro der Fall. Bei den Verhandlungen wird sich der Verband auch auf die Ergebnisse seiner Online-Gehaltsumfrage unter MFA beziehen.

Die Zwischenergebnisse aus den ersten vier Wochen hätten zwar gezeigt, dass zwei Drittel der teilnehmenden MFA tarifliche Regelungen im Arbeitsvertrag hätten. Aber eben auch, dass nur selten die Eingruppierung in die höheren Tarifgruppen III und IV erfolge, obwohl viele MFA angegeben hätten, dass ihr Aufgabenspektrum eher in diese Bereiche fallen würde.

Urban: "Wenn die Ärzte ihre Honorarverhandlungen führen, dann nehmen sie gerne den Tarifvertrag, um zu zeigen, dass sie wegen der verantwortungsvollen Aufgaben der MFA bestimmte Betriebskosten hätten." Nur tatsächlich gezahlt würden die höheren Gehälter scheinbar nicht.

Hier müsste mehr Sensibilität bei den Praxischefs her. Auch deshalb fordert der VmF eine lineare Anhebung aller Tarife und für die Azubis 75 Euro mehr pro Ausbildungsjahr.

Auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, für die das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) derzeit wirbt, sei in den Praxen noch nicht umgesetzt. Sechs Prozent der befragten MFA hätten angegeben, dass sie Minijobs annehmen müssten, um über die Runden zu kommen, so Urban.

Und wenn junge Frauen in diesen Beruf mit einem Stundenlohn von 8,53 Euro einsteigen müssten, dann sei Familie und Beruf kaum vereinbar. Zumal es unter den MFA - zumindest unter den Umfrageteilnehmerinnen - rund 35 Prozent Alleinverdiener gibt. Und auch einige alleinerziehende Mütter in den Praxen tätig sind.

Zudem befürchtet Urban, dass MFA und gerade der Nachwuchs für den Beruf in die Pflege abwandern könnten. Denn dort seien die Entgelte höher. "Wir würden gerne erst einmal in der Nähe der Pflege andocken", so Urban.

Dass man noch in diesem Jahr mit den Arbeitgebern, vertreten durch die Arbeitsgemeinschaft zur Regelung der Arbeitsbedingungen für Arzthelferinnen/Medizinische Fachangestellte (MFA), zu einer Einigung kommt, glaubt Urban allerdings nicht.

Eine Stellungnahme der Arbeitgeberseite, der AAA, zu den aktuellen Tarifverhandlungen lag bis Redaktionsschluss noch nicht vor.

So sehen die Tarifgehälter derzeit aus
Gehälter für Medizinische Fachangestellte seit Juli 2009
Berufsjahr Tätigkeitsgruppe I (Euro) Tätigkeitsgruppe II (Euro) Tätigkeitsgruppe III (Euro) Tätigkeitsgruppe IV (Euro)
1. - 3. 1.424 1.495 - -
4. - 6. 1.554 1.632 1.709 1.865
7. - 10. 1.685 1.770 1.854 2.022
11. - 16. 1.783 1.872 1.962 2.140
17. - 22. 1.897 1.992 2.087 2.277
23. - 29. 2.013 2.114 2.214 2.416
ab dem 30. 2.131 2.237 2.344 2.557
Quelle: Verband medizinischer Fachberufe e.V . Tabelle: Ärzte Zeitung

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