Kardiologen kooperieren im Netz

Für eine optimale Koordination der Patienten im ambulanten Bereich haben sich Kardiologen in Baden-Württemberg zusammengeschlossen. Abläufe und Aufklärungsbögen wurden dafür standardisiert.

Kerstin MitternachtVon Kerstin Mitternacht Veröffentlicht:

LUDWIGSBURG. Im April ist der Kardiologische Verbund Baden-Württemberg (CardionetS®) gestartet.

Zehn Praxen - acht kardiologische und zwei fachärztlich internistische mit dem Schwerpunkt Kardiologie - sind bis jetzt in diesem Verbund zusammengeschlossen. Ziel der Ärzte ist eine optimale Koordination für kardiologische Patienten im ambulanten Bereich.

"Wir hatten auch vor dem offiziellen Zusammenschluss schon eine sehr intensive Kooperation untereinander", berichtet der Ludwigsburger Kardiologe Dr. Ralph Bosch, der mit seinem Praxiskollegen Dr. Hellmut Krause-Allmendinger die Geschäftsführung von CardionetS® übernommen hat.

"Wir haben uns dann aber dazu entschlossen, dass wir klare Handlungsabläufe untereinander haben und dieses auch nach außen hin sichtbar machen wollen." Die Idee ins Rollen gebracht hätten die Selektivverträge nach Paragraf 73c.

CardionetS-Geschäftsführer Dr. Ralph Bosch: "Die Patienten wissen, wo sie hin müssen, wer sie behandelt und wie es danach weitergeht. Es ist alles sehr transparent."

CardionetS-Geschäftsführer Dr. Ralph Bosch: "Die Patienten wissen, wo sie hin müssen, wer sie behandelt und wie es danach weitergeht. Es ist alles sehr transparent."

© privat

Die Ärzte haben jetzt nicht nur klar geregelte Kooperationsstrukturen, sondern auch einen Namen und ein gemeinsames Logo - an einem gemeinsamen Internetauftritt wird laut Bosch noch gearbeitet.

Das Netzt baut auf die Spezialisierung der Praxen

Dabei sind die teilnehmenden Praxen jeweils auf unterschiedliche Felder der Kardiologie spezialisiert, so dass eine komplette kardiologische Leistung im Verbund abgebildet werden kann.

Der Vorteil: Ein Kardiologe, der etwa keine Herzkatheteruntersuchung macht, kann seinen Patienten an einen Arzt aus dem CardionetS® überweisen. Ärzten und Patienten komme hierbei zugute, dass sich die Ärzte untereinander kennen und die Abläufe standardisiert sind.

Dies sei nicht nur für die Kommunikation zwischen den Ärzten von Vorteil, auch die Patienten bekämen klare Abläufe an die Hand und wüssten dann genau, was bei der Untersuchung auf sie zukommen wird, erklärt Bosch. Das bringe Sicherheit. "Jeder Schritt ist für Ärzte und Patienten aufgeschrieben."

Videos zur Aufklärung der Patienten

"Es wurden nicht nur die Aufklärungsbögen und Abläufe standardisiert, der Patient bekommt auch Informationen über die neue Praxis." Es werden etwa Aufklärungsvideos gezeigt, in denen sich die behandelnden Ärzte vorstellen und die Untersuchung erklären.

Die Videos werden zunächst vom Patienten selbst im Wartebereich angeschaut. In der Praxis von Bosch schauen die Patienten den Film beispielsweise auf einem iPad an.

Das CardionetS® (Baden-Württemberg)

Mitglieder: Zehn Praxen, davon acht kardiologische und zwei fachärztlich internistische mit Schwerpunkt Kardiologie

Leistungen: elektrische Kardioversion, Herzkatheteruntersuchungen, Therapeutische Herzkathetereingriffe, Kernspintomografien des Herzens (u. a.)

Vorteile: Reibungsloser Informationsfluss, keine Doppeluntersuchungen

"Bei speziellen Fragestellungen des Patienten wird das Video herangezogen, um diese im Aufklärungsgespräch mit dem Arzt zu beantworten", berichtet Bosch.

Zudem gibt es eine Anfahrtsbeschreibung zur Praxis oder Klinik, Informationen zur Medikamenteneinnahme vor der Untersuchung und darüber, wie es nach der Untersuchung weitergehen wird und an wen sich der Patient bei Problemen wenden kann.

"Bei den Patienten wird das sehr gut angenommen. Sie wissen, wo sie hin müssen, wer sie behandelt und auch wie es danach weitergeht. Es ist alles sehr transparent", berichtet Bosch.

Ein Baustein: Vermeidung von doppelter Arbeit

Weitere Vorteile sind, dass Informationen nicht mehr verloren gehen und keine Doppeluntersuchungen stattfinden. Bis jetzt sind etwa 30 Patienten im Netz behandelt worden, so Bosch.

Die Abläufe sind immer gleich: Die Voruntersuchung und die Aufklärung finden bei dem behandelnden Kardiologen statt. Der Kardiologe, der danach die Untersuchung macht, erbringt nur diese Leistung. Die Ergebnisse bespricht dann wieder der behandelnde Arzt mit seinem Patienten.

Auch für die zuweisenden Hausärzte schreibt das Kardiologennetz Transparenz groß. Bosch: "Es gab gleich zu Beginn für unsere Zuweiser eine Informationsveranstaltung, auf der wir sie über unser Netz aufgeklärt haben. Die Hausärzte haben das sehr gut aufgenommen." In einem nächsten Schritt sollen die Hausärzte dann in die Kooperation eingebunden werden.

Außerdem ist ein intensiver elektronischer Austausch von Befunden in Planung. So soll jeder Arzt an jedem Standort die Möglichkeit erhalten, die Originalbefunde einsehen zu können - und zwar auch bei unterschiedlicher Praxissoftware.

"Eine Aufnahme weiterer Praxen ist gewünscht und wird von uns auch gefördert", sagt Bosch. Diese müssten dann kardiologische Praxen oder internistische Praxen mit kardiologischem Schwerpunkt sein und sollten ein gewisses methodisches Spektrum anbieten (Echokardiografie, EKG, Ergometrie). "Wir sind im Moment schon mit einigen anderen Praxen im Gespräch."

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