Versicherungen droht Ärztemangel

Der Job eines Versicherungsmediziners hat seine Vorteile - etwa die internationale Ausrichtung der Arbeit. Trotzdem zeichnet sich bereits ab, dass die Versicherungen künftig freie Stellen nur schwer besetzen können.

Anne-Christin GrögerVon Anne-Christin Gröger Veröffentlicht:
Noch verlassen sich Versicherer bei der Arztsuche auf Stellenannoncen. Doch wie lange noch?

Noch verlassen sich Versicherer bei der Arztsuche auf Stellenannoncen. Doch wie lange noch?

© Doc RaBe / fotolia.com

KÖLN. Versicherungsmediziner plagen ähnliche Sorgen wie ihre Kollegen in Kliniken und Praxen: Sie müssen sich darauf einstellen, in ein paar Jahren nicht mehr genügend Nachwuchs für die Stellen in den medizinischen Abteilungen der Assekuranzen zu finden.

"Die Nachfrage nach Medizinern ist groß", sagt Dr. Achim Regenauer, der beim Rückversicherer Munich Re die versicherungsmedizinische Abteilung im Ressort Leben leitet. "Der Wettbewerb um die besten Leute ist in vollem Gange."

Anzahl auf 150 geschätzt

Die Anzahl der Ärzte, die ihr Wissen Kranken- und Lebensversicherern zur Verfügung stellen, ist ohnehin überschaubar. Regenauer schätzt, dass es etwa 50 in der Sparte Lebensversicherung und 100 bei Krankenversicherern sind.

Spezialisten wie Regenauer arbeiten in der Gesundheitsprüfung, werten internationale medizinische Studien aus und helfen dem Versicherer auf diese Weise dabei, die Lebenserwartung der Versicherten, aber auch Behandlungsmöglichkeiten und ihre Kosten besser einzuschätzen.

Munich Re hält Kontakt zu Blindbewerbern

Um weiterhin fähige Leute zu finden, setzt die Munich Re auf den klassischen Weg der Stellenausschreibung, spricht aber auch Kollegen in Kliniken an, ob ein Wechsel in die Versicherungswirtschaft für sie interessant sein könnte.

"Zu Blindbewerbern, für die wir aktuell keine Stelle haben, versuchen wir, den Kontakt zu halten, um möglicherweise später ein Jobangebot unterbreiten zu können", sagt Regenauer.

Ständig auf dem neuesten Stand der Forschung

Regenauer schätzt an seiner Arbeit, dass er ständig auf dem neuesten Stand der Forschung ist. Fortbildungen und Schulungen gehören zum Alltag des Spezialisten.

Zudem hat ihn die internationale Ausrichtung seines Arbeitgebers und die Vernetzung mit Forschungseinrichtungen und Universitäten veranlasst, vor über 20 Jahren bei der Munich Re anzufangen.

Reisen zu internationalen Konferenzen

Reisen zu den Kunden, den Erstversicherern, und internationale Konferenzen auf der ganzen Welt bringen ihn mit vielen Kulturen und Sprachen zusammen.

Ärzte, die in der Versicherungswirtschaft arbeiten wollen, müssen sich auf diese Internationalität einstellen und sich dafür begeistern können, sagt Regenauer.

Analytische Fähigkeiten vonnöten

Außerdem müssen sie Zahlen und Statistiken mögen und analytische Fähigkeiten mitbringen. Als besondere Herausforderung empfindet er die andere Denkweise, die Medizinern in der Versicherungsbranche im Vergleich zu behandelnden Kollegen abverlangt wird.

"Praxis- und Klinikärzte müssen eine Diagnose erstellen, die sie nach weiteren Untersuchungen jederzeit revidieren können", sagt er. "Wir müssen zum Policenbeginn prognostizieren, wie sich die Krankheit innerhalb der nächsten Jahrzehnte entwickeln wird."

Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Rechtzeitig eingefädelt: Die dreiseitigen Verhandlungen zwischen Kliniken, Vertragsärzten und Krankenkassen über ambulantisierbare Operationen sind fristgerecht vor April abgeschlossen worden.

© K-H Krauskopf, Wuppertal

Ambulantisierung

90 zusätzliche OPS-Codes für Hybrid-DRG vereinbart

Führen den BVKJ: Tilo Radau (l.), Hauptgeschäftsführer, und Präsident Michael Hubmann im Berliner Büro des Verbands.

© Marco Urban für die Ärzte Zeitung

Doppel-Interview

BVKJ-Spitze Hubmann und Radau: „Erst einmal die Kinder-AU abschaffen!“