Sechs Irrtümer rund um die Integrierte Versorgung

Von einer Integrierten Versorgung sollen alle Beteiligten profitieren. Doch manche Ärzte gehen mit falschen Vorstellungen an diese Verträge heran. Ein Netzmanager bennent die sechs größten Irrtümer.

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NEU-ISENBURG (ger). Einige der Vorreiter der Praxisnetze in Deutschland arbeiten bereits seit Jahren mit populationsbezogenen Verträgen, die so konzipiert sind, dass bei Einsparungen in der Versorgung die Gewinne zwischen Ärzten und Krankenkassen aufgeteilt werden.

Dass dabei Gewinne in Höhe von zehn bis 15 Prozent der Kosten erzielbar sind - bei verbesserter Versorgung -, zeigen die Erfahrungen.

Doch es wäre ein Fehlschluss zu glauben, dass man nur den Schalter umlegen müsse, um diese Effekte zu erreichen, schreibt Netzexperte Dr. Helmut Hildebrandt, Vorstand der Optimedis AG, in einem Thesenpapier.

Das Unternehmen betreut unter anderem die Integrierte Versorgung in "Gesundes Kinzigtal". Hildebrandt sieht sechs "große Missverständnisse" in der Wahrnehmung der Integrierten Versorgung:

Integrierte Versorgung ist einfach, Gewinne sind leicht zu erzielen. In Wirklichkeit, so Hildebrandt, bringe IV den "Bruch mit der gesamten Orientierung, den ökonomischen Anreizen und den Abläufen in unserem komplexen Gesundheitswesen". Dafür aber brauche man eine ständige Weiterentwicklung der Netzorganisation. Kurzfristige Lösungen innerhalb eines Sektors wie die optimierte Medikamentenverordnung führten allein nicht zum Ziel.

Patienten braucht man nur zur Einschreibung. Tatsächlich könne man dauerhaft eine Verbesserung der Gesundheit der Patienten nur erreichen, wenn man sie begeistert. Die Steuerung allein durch den Arzt führt zu Ausweichreaktionen.

Entscheidend ist die Software zur Vernetzung. In Wirklichkeit sind die hohen Investitionen in eine Netzsoftware nur der erste Schritt. Entscheidend ist, dass die beteiligten Ärzte mit der Transparenz leben können. Im Netz wird die eigene ärztliche Leistung für die Kollegen offengelegt.

Qualität und Effizienz lassen sich leicht nachweisen. Es gibt nur wenige fundierte Evaluationsstudien, so Hildebrandt. Die Datenerhebung und Analyse sind teuer und komplex.

Das Management der IV ist nicht mehr als klassische Betriebswirtschaft. Netzmanagement sei in Wirklichkeit hoch komplex und erfordere ein tiefes Verständnis der Strukturen im Gesundheitswesen.

Als Investition reicht - abgesehen von der Netzsoftware - eine geringe Anschubfinanzierung. Tatsächlich, so Hildebrandt, sei eine nachhaltige Veränderung des Verhaltens und der Kultur der Zusammenarbeit ohne eine starke "Organisationsinstanz" nicht zu erreichen.

Das Thesenpapier ist im Internet abrufbar unter www.optimedis.de

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