Dr. Mireille Untiedt

Endlich glücklich - als Landärztin

Dr. Mireille Untiedt hat bereits einige berufliche Stationen durchlaufen. Sie arbeite als Ärztin in Kliniken und in Gemeinschaftspraxen. Mit jetzt 40 Jahren fühlt sie sich angekommen: in einer klassischen Landarztpraxis.

Dirk SchnackVon Dirk Schnack Veröffentlicht:
Dr. Mireille Untiedt schätzt die Vorteile der Landarzt- und der Einzelpraxis. "Die Zufriedenheit in der Einzelpraxis ist einfach höher", sagt sie.

Dr. Mireille Untiedt schätzt die Vorteile der Landarzt- und der Einzelpraxis. "Die Zufriedenheit in der Einzelpraxis ist einfach höher", sagt sie.

© Dirk Schnack

ST. MARGRETHEN. Das halbe Dorf war auf den Beinen, bevor Dr. Mireille Untiedt ihre frisch renovierte Praxis zu ihrem ersten Arbeitstag betreten konnte.

Die Freiwillige Feuerwehr hatte das alte Mobiliar entsorgt, der Bürgermeister hatte die Container für die Altlasten organisiert und Maler durch die alte Praxis von Untiedts Vorgänger Dr. Günter Voigt geschickt.

Als Untiedt im Juli ihren ersten Praxistag hatte, standen die Menschen in Zweierreihen vor der Tür und warteten auf "ihre" neue Landärztin.

Die war keineswegs abgeschreckt von dem Andrang, sondern erleichtert: "Ich war froh, dass die Menschen die neue Praxis angenommen haben."

Nicht nur positive Erfahrungen in Gemeinschaftspraxen

St. Margarethen ist ein kleines Dorf kurz vor der Elbmündung bei Brunsbüttel. Jahrzehnte lang versorgte Voigt die Bevölkerung. Er konnte sich voll auf seine Erfahrung und Qualifikation verlassen, arbeitete noch ohne Computer.

Solche Praxen finden in einer Region wie Steinburg nur schwer Nachfolger. Auch Untiedt war zu Beginn ihrer ärztlichen Tätigkeit nicht auf eine Einzelpraxis auf dem Land aus.

Nach ihrem Studium am UKE arbeitete sie in verschiedenen Kliniken und später in Gemeinschaftspraxen in Elmshorn. Zunächst in einer Praxis mit zehn Kollegen, später in einer Dreierpraxis.

Parallel dazu gründete sie eine Familie - einige turbulente Jahre für die Ärztin, die zwischendurch auch noch in Frankfurt promovierte. Ihre Erfahrungen in den Gemeinschaftspraxen waren nicht nur positiv.

"Als jüngstes Mitglied hat man es in einer Gemeinschaftspraxis schwer", lautet ihre Erfahrung. Hinzu kamen Auseinandersetzungen über Abrechnung und Anteile.

Zwischen Praxis und Wohnort liegen 20 Kilometer

Praxis Dr. Untiedt

Die Praxisinhaberin: Dr. Mireille Untiedt ist 40 Jahre alt und hat vor der Einzelpraxis in verschiedenen Kliniken und Gemeinschaftspraxen gearbeitet. Vor dem Medizinstudium hat sie eine Ausbildung zur Tierarzthelferin abgeschlossen.

Die Praxis: Das gesamte allgemeinmedizinische Spektrum wird abgedeckt, auch Patienten mit Herzinfarkt kommen in die Praxis. Untiedt hat die Zusatzbezeichnung Sportmedizin und will behutsam IGeL-Leistungen etbalieren.

Die Patienten: Rund zehn Prozent der Patienten sind privat versichert. Im Vergleich zu ihren früheren Standorten sagt die Ärztin: "In der Stadt sind Patienten anspruchsvoller." (di)

Untiedt zog einen Schlussstrich und suchte einen Neuanfang. Über die Praxisbörse der KV Schleswig-Holstein wurde sie auf St. Margarethen aufmerksam.

Das Dorf am Elbdeich ist von ihrem Wohnort Krempe 20 Kilometer entfernt - genauso wie ihr bisheriger Arbeitsort Elmshorn. Das Problem: Untiedt hatte einen Kassenarztsitz für den Kreis Pinneberg.

Bevor sie sich im nicht gesperrten Kreis Steinburg niederlassen konnte, musste sie ihren Sitz im Nachbarkreis verkaufen. "Das ist ohne Verluste gelungen, ich konnte unbelastet in meine neue Niederlassung starten", berichtet die Ärztin.

Allerdings brachte der Wechsel einige Umstellungen mit sich: Zunächst wurde die Praxis von ausschließlich Papier auf papierlos umgestellt. Das klingt schwerer, als es war - denn die Mitarbeiterinnen zeigten sich aufgeschlossen und lernfähig.

"Es musste kein altes Programm aus ihren Köpfen gelöscht werden", sagt Untiedt. Über ihre Mitarbeiter ist Untiedt voll des Lobes: "Die sind für mich unverzichtbar, sie kennen die Patienten ja seit vielen Jahren."

Was die Angestellten nicht wissen, steht auf der umfangreichen Patientenkartei ihres Vorgängers. Die Karten werden derzeit vom Mann der Ärztin eingescannt.

Als wertvoll schätzt die 40-jährige Untiedt auch die Unterstützung ihres Vorgängers ein. Der hat in den ersten Wochen noch einen Nachmittag in der Praxis mitgearbeitet und entlastet sie heute noch bei Hausbesuchen.

Untiedt selbst hat für sich eine klare Grenze gezogen, um Überlastung nicht aufkommen zu lassen. "900 bis 1000 Patienten, das ist genug. Wenn die Zahl steigt, müssen sich die Patienten auf längere Wartezeiten einstellen", steht für sie fest.

Die Patienten akzeptieren die praxisfreien Nachmittage

Ihre Sprechzeiten sind darauf eingerichtet - Untiedt hat einen Vor- und drei Nachmittage in der Woche frei. Negative Rückmeldungen gibt es deswegen keine: "Das wird akzeptiert. Die Leute wissen, dass ich Familie habe."

Dass sie als Praxisinhaberin dennoch nicht auf die Minute schauen muss, verdankt sie der beruflichen Umorientierung ihres Mannes.

Der Elektromeister hat seinen Job aufgegeben, kümmert sich halbtags um das Praxismanagement und anschließend um die Kinder.

Für die Ärztin ist dies ideal. Im Vergleich zu ihren früheren beruflichen Stationen sagt sie heute: "Die Zufriedenheit in der Einzelpraxis ist einfach höher."

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