Ja zur Einzelpraxis

Hausarzt macht auch mit 70 weiter

Ein Leben ganz ohne Arbeit kann sich der Hausarzt Dr. Manfred Simon schwer vorstellen. Obwohl schon im Rentenalter, ist er immer noch in seiner Praxis aktiv. Und auch danach würde der 70-Jährige gerne noch in Teilzeit weiterarbeiten.

Dirk SchnackVon Dirk Schnack Veröffentlicht:
Dr. Manfred Simon will noch mindestens bis 2015 in Vollzeit weiter praktizieren.

Dr. Manfred Simon will noch mindestens bis 2015 in Vollzeit weiter praktizieren.

© Dirk Schnack

KRONSHAGEN. Spätestens mit Anfang 60 denken viele Praxisinhaber ans Aufhören. Hausarzt Dr. Manfred Simon dagegen kann seiner Tätigkeit auch mit 70 Jahren noch so viel abgewinnen, dass er bis 2015 weiter praktizieren wird.

Auch wenn sein Regelleistungsvolumen bereits kurz nach Quartalsmitte zu 95 Prozent ausgeschöpft ist. Denn die Patienten des Allgemeinmediziners geben sich auch im ersten Quartal 2013 die Klinke in die Hand.

So wie seit 25 Jahren, seit er die Praxis übernahm und sich seine Arbeit in Kronshagen bei Kiel schnell herumsprach.

Praxisnachfolge ist ein Problem

"Ich bin hier bekannt wie ein bunter Hund", sagt Simon über sich selbst. Schließlich ist er nicht nur Hausarzt, sondern war auch ein Vierteljahrhundert lang Vorsitzender des örtlichen Turn- und Sportvereins.

Viele Jahre hat er auch im Vorstand des großen Kieler Praxisnetzes mitgewirkt. Inzwischen tritt er an vielen Stellen kürzer, auch seine Sprechzeiten hat er leicht eingekürzt - allerdings öffnet er seine Praxis nur an zwei Tagen in der Woche etwas später, ansonsten ist er täglich für "seine Patienten" da.

Das meint Simon wörtlich: zahlreiche Stammpatienten kommen zu ihm. Viele von ihnen duzt er, weil er sie schon als Kinder kannte. Dass er auch im Rentenalter noch praktiziert, hat zwei Gründe:

Er hängt an seiner hausärztlichen Tätigkeit. Simon räumt ein, dass er sich ein Leben ganz ohne Arbeit schwer vorstellen kann.

"Ich spiele gerne Golf. Aber was soll ich den ganzen Tag auf dem Golfplatz", fragt sich Simon. Ohne Praxis würde er später gerne zumindest noch in Teilzeit weiter arbeiten.

Er hat noch keinen geeigneten Nachfolger gefunden. Ausgeschrieben hat Simon seine Praxis bereits - bislang aber ohne einen Kollegen zu finden, mit dem er einig wurde. Simon hätte am liebsten einen gleitenden Übergang, mit einjähriger Phase gemeinsamen Arbeitens in einer Gemeinschaftspraxis.

Solange er keinen Nachfolger gefunden hat, kommt Aufhören für ihn nicht infrage: "Ich lasse meine Patienten doch nicht einfach im Stich."

Belastung wird zu hoch eingeschätzt

Der frühere Bundeswehr- und Polizeiarzt vermutet, dass sich viele junge Kollegen schwer mit einer Niederlassung tun, weil die Arbeitsbelastung oft als sehr hoch eingeschätzt wird.

Diese Sorge ist nach seinen Erfahrungen durch die gute Organisation im Kieler Praxisnetz unbegründet. Urlaubsvertretungen sind schnell gefunden, Einsätze an Wochenenden und nach den Sprechstunden extrem selten.

Und auch die Sorge, dass Patienten keine fachärztliche Weiterbehandlung erfahren, ist in der Randgemeinde der Landeshauptstadt mit der guten ambulanten ärztlichen Infrastruktur unbegründet.

Ein Traumjob also, der seinen Nachfolger erwartet? Dafür hat sich Simon selbst Jahrzehnte lang zu sehr aufgeregt über die Rahmenbedingungen im Gesundheitswesen. Bürokratie und alltagsuntaugliche Regelungen bringen den erfahrenen Arzt, der auch in der Öffentlichkeit nie ein Blatt vor den Mund genommen hat, noch heute auf die Palme.

Deswegen aber die eigene Niederlassung scheuen und sich die hausärztliche Tätigkeit vermiesen lassen, kam für Simon nie infrage. "Ich habe immer Spaß an der Arbeit gehabt, selten an den Rahmenbedingungen."

Und der Verdienst? Simon macht kein Geheimnis aus den Zahlen und zeigt Interessenten schwarz auf weiß, dass sich Hausarzt auch finanziell lohnen kann. Das aber steht für ihn nicht im Vordergrund: "Mir ist immer das Verhältnis zu den Patienten wichtig gewesen."

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