Vogtland

Hausarzt händeringend gesucht

In Sachsen betreibt die KV seit 2016 zwei Hausarztpraxen in stark unterversorgten Regionen. Während die Dinge in Mügeln offenbar rund laufen, wird für Reichenbach nach nur einem Jahr ein Nachfolger gesucht.

Sven EichstädtVon Sven Eichstädt Veröffentlicht:
Praxiseröffnung im November 2016. Arzt Ioan Vetrov (2.v.r.) hat nach nur einem Jahr wieder gekündigt.

Praxiseröffnung im November 2016. Arzt Ioan Vetrov (2.v.r.) hat nach nur einem Jahr wieder gekündigt.

© KV Sachsen

DRESDEN. Die KV Sachsen sucht dringend einen Nachfolger für eine Hausarztpraxis im vogtländischen Reichenbach, die sie in Eigenregie betreibt. Denn der dort bisher tätige Arzt Ioan Vetrov hat zu Mitte Oktober gekündigt. Die Praxis wird erst seit November 2016 von der KV betrieben. Um die Nachfolgersuche zu beschleunigen, wird am 25. Oktober von 15 bis 18 Uhr in der Praxis in der Zwickauer Straße 147 ein Tag der offenen Tür veranstaltet.

Dass die KV Sachsen als Praxisbetreiber auftritt, ist Folge einer langjährigen Entwicklung. Seit 2011 bemüht sich die KV um eine Verbesserung der Versorgungslage in und um Reichenbach. Zusätzlich hatte der Landesausschuss der Ärzte und Krankenkassen im Juli 2015 für die 22.000 Einwohner zählende Stadt im Vogtland Unterversorgung festgestellt: Versorgungsgrad 75 Prozent. "Der Tod eines Kollegen und zwei Praxisschließungen 2014 hatten im hausärztlichen Bereich zu einer dramatischen Situation geführt", berichtete der Leiter der KV-Bezirksgeschäftsstelle Chemnitz, Axel Stelzner, Anfang 2016. "Mehrere Ausschreibungen führten in der Zeit von April 2014 bis Dezember 2015 zu intensiven Gesprächen mit Interessenten." Dennoch habe sich kein geeigneter Arzt zur Praxisübernahme oder Neuniederlassung im Planungsbereich Reichenbach finden lassen. Nachdem im Juli 2015 die Unterversorgung festgestellt wurde, hatte der Landesausschuss der Ärzte und Krankenkassen zusätzliche Fördermaßnahmen in Form einer Bonuszahlung ab dem vierten Quartal 2015 oder alternativ die finanzielle Unterstützung für die Anstellung eines Facharztes beschlossen. "In mehreren Vor-Ort-Gesprächen mit den ambulant niedergelassenen Hausärzten wurde allerdings deutlich, dass eine solche Anstellung in einer der bestehenden Praxen nicht realisierbar ist", so Stelzner. "Für die Weiterbildung von Weiterbildungsassistenten gilt das ebenso. Die Gründung einer Eigeneinrichtung der KV Sachsen wurde somit notwendig."

Im Mai 2016 begann dann der Internist Thomas Pazur im MVZ Reichenbach seine Arbeit. Und im November 2016 startete schließlich die KV-Eigenpraxis mit Ioan Vetrov. Nachdem Anfang dieses Jahres noch eine weitere Niederlassung in Reichenbach mit der Allgemeinmedizinern Ruth Hachmöller öffnete, waren 82 Prozent Versorgungsgrad erreicht; allerdings behielt die Region dennoch in Sachsen die "rote Laterne". Im Vogtland war und ist nicht nur in Reichenbach die Versorgungslage kritisch. Von den Förderstellen in Sachsen liegen laut KV 55 Prozent im KV-Bezirk Chemnitz, allein 15 Prozent im Vogtlandkreis. Auch alle an Reichenbach grenzenden Planungsbereiche sind von Unterversorgung bedroht. Besonders kritisch ist die Situation im Rosenbacher Ortsteil Syrau und in Bad Brambach. Allgemeinmediziner Vetrov hatte bei seinem Praxis-Start im November 2016 noch den Allgemeinmediziner Norman Seidel als Mentor dabei. Außerdem stellte die KV zwei MFA. Für die Entscheidung Vetrovs, nach nur knapp einem Jahr wieder aufzuhören, führt die KV "persönliche Gründe" des Arztes an. "Trotz intensivsten persönlichen Engagements aller Beteiligten" habe er sich entschieden, die KV-Praxis nicht zu übernehmen.

Die KV stellt auch einem künftigen Betreiber oder Inhaber der Praxis ebenfalls zahlreiche Unterstützungsmaßnahmen in Aussicht. Zudem ist die KV offen für sämtliche organisatorischen Optionen: Vom Betreiben einer Niederlassung, einer Zweigpraxis oder einer Anstellung mit einer "attraktiven individuellen Vergütung" bis hin zu einer späteren Praxisübernahme, heißt es.

Die zweite sächsische KV-Praxis, die in Mügeln Anfang 2016 als erste ihrer Art an den Start ging, wird von dem Internisten Thomas Kracht geleitet. Er ist von Anfang an dabei.

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