Geo-Marketing

Kaufkraftdaten für Arztpraxen per Mausklick sichtbar gemacht

Wo in Deutschland gibt es das höchste Potenzial, Selbstzahlerleistungen anzubieten? Und wo ist der Markt härter? Das IGeL-Potenzial steht im Fokus der ersten Karte des Monats, die "Ärzte Zeitung" und Rebmann Research gemeinsam als kostenlosen Service für Ärzte anbieten.

Hauke GerlofVon Hauke Gerlof Veröffentlicht:

NEU-ISENBURG/SCHRAMBERG. Selbstzahlerleistungen sind für viele Arztpraxen ein bedeutsamer Faktor im Mix des Leistungsportfolios. Das hat vor Kurzem die Umfrage von "Ärzte Zeitung" und "Die PVS" ergeben (wir berichteten). Je nach Fachgruppe haben zwischen 15 und 50 Prozent der Praxen, die an der Umfrage teilgenommen habe, einen IGeL-Umsatzanteil von sechs Prozent und höher. Bei Orthopäden und Urologen liegt sogar mehr als jede dritte Praxis über einem Umsatzanteil von zehn Prozent.

Doch nicht in jeder Region haben Ärzte dieselben Chancen, mit Selbstzahlerleistungen bei ihren Patienten anzukommen. Das geht aus der aktuellen Karte des Monats hervor, die ab sofort auf der Website der "Ärzte Zeitung" abrufbar ist. Demnach sind Hamburg und Bayern die beiden Regionen in Deutschland mit dem höchsten Potenzial für IGeL. Besonders schwer haben es Ärzte mit diesen Leistungen in den Bundesländern Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen.

Interaktiver Service für Ärzte

Die Karte des Monats ist ein neuer, im Internet auch interaktiver Service, den die "Ärzte Zeitung" ihren Lesern in Kooperation mit dem Marktanalyse- und IT-Unternehmen Rebmann Research fürs Praxismanagement zur Verfügung stellt. "Das IGeL-Potenzial wird aber nicht nur auf der Ebene der Regionen dargestellt, sondern bis auf Kreisebene heruntergebrochen", erläutert Dr. Bernd Rebmann, dessen Team die Karte des Monats aus der unternehmenseigenen Datenbank Atlas Medicus® extrahiert. Wer zum Beispiel in der Karte Bayern anklickt, erhält einen Überblick über die Landkreise und erfährt beispielsweise, dass das IGeL-Potenzial in Starnberg und München im Vergleich zum Landesdurchschnitt extrem hoch ist (+34 und +28 Prozent), in ländlichen Kreisen wie Cham dagegen niedrig (-18 Prozent). So ist auch in Sachsen nicht überall das Potenzial für IGeL sehr niedrig. In Leipzig und Dresden etwa bewegt es sich im Plus-Bereich.

Wie berechnet sich das IGeL-Potenzial auf der Karte? Laut Rebmann Research ergibt es sich einerseits aus der Kaufkraft in der jeweiligen Region. Je höher die Kaufkraft ist, umso höher ist auch das zu erwartende IGeL-Potenzial, wie der WIdO-Monitor zum Thema Selbstzahlerleistungen (I/2015) herausgearbeitet hat. Andererseits wurde die Altersstruktur mitberücksichtigt. Das größte Potenzial für IGeL ist in der Altersgruppe der 40- bis 50-Jährigen zu vermuten, das kleinste in den Altersgruppen unter 30, wie ebenfalls aus dem WIdO-Monitor hervorgeht. Jene Regionen, die besonders hohe Anteile der eher IGeL nachfragenden Altersgruppen haben, werden für die Karte mit einem Zuschlag versehen und vice versa. Die zur Berechnung verwendeten Kaufkraftdaten und Angaben zur Bevölkerungszusammensetzung stammen aus Geo-Marketing-Daten der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK).

Kaufkraftdaten entscheidend

Eine hohe Kaufkraft und eine "günstige" Bevölkerungsstruktur lassen eine entsprechende Nachfrage nach Selbstzahlerleistungen vermuten, sodass diese Regionen in der Karte grün gekennzeichnet sind. Regionen mit niedrigem IGeL-Potenzial sind rot eingefärbt. Die angegebene Prozentzahl entspricht der Abweichung vom jeweiligen Durchschnitt. "Selbstverständlich kann jede Region auch aus ganz anderen wirtschaftlichen, medizinischen oder persönlichen Gründen für das Angebot von IGeL interessant sein", betont Dr. Bernd Rebmann. Und auch auf Kreisebene könne es, je nach Gemeinde oder Stadtteil große Unterschiede im Potenzial geben.

Die Karte soll daher vor allem das Bewusstsein für das Potenzial von IGeL für die Praxen vor Augen führen, aber nicht das letzte Entscheidungskriterium für das Angebot einer Selbstzahlerleistung sein. "Zumal die Praxen ja auch regional ganz unterschiedlich ausgerichtet sind", betont Rebmann. So könne ein Urologe mit guter Verkehrsanbindung und gut ausgebauter Website ein sehr weites Einzugsgebiet haben, ein Hausarzt, der vor allem eine erweiterte Gesundheitsuntersuchung anbietet, werde sich dagegen am Markt vor Ort orientieren. Aber auch Hausärzte könnten sehr spezialisierte IGeL-Angebote entwickeln, die weit über den Einzugsbereich vor Ort ausstrahlen. Nicht zuletzt kann auch die Wettbewerbssituation vor Ort unterschiedlich aussehen.

Die Daten der Karte liegen übrigens auch in Tabellenform vor und lassen sich in einem PDF-Report, bis auf Kreisebene heruntergebrochen, ausdrucken. Der Service von "Ärzte Zeitung" und Rebmann Research wird jeden Monat ausgebaut. Lesen Sie im Januar: Regionen, in denen Arztpraxen noch etwas wert sind.

Karte des Monats

» Initiatoren: "Ärzte Zeitung" und Rebmann Research

» Erscheinung: einmal im Monat

» Datenbasis: Atlas Medicus® von Rebmann Research auf Basis von Geo-Marketing-Daten der GfK

» Lesen Sie im Januar: Regionen, in denen Arztpraxen noch etwas wert sind.

» Abruf im Internet: www.aerztezeitung.de/ extras/karte_des_monats

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