Autofahren im hohen Alter

Papier gibt Ärzten Tipps zur Beratung von Demenzkranken

Wann sollten Demenzkranke auf das Autofahren verzichten? Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft gesteht Hausärzten eine zentrale Rolle bei der Beurteilung zu und hat Vorschläge, wie vorzugehen ist.

Anke ThomasVon Anke Thomas Veröffentlicht:
Für Senioren ist es oft sehr bedeutsam, dass sie noch Auto fahren dürfen.

Für Senioren ist es oft sehr bedeutsam, dass sie noch Auto fahren dürfen.

© curto / stock.adobe.com

KASSEL/BERLIN."Kann ich den Patienten noch guten Gewissens am Verkehr teilnehmen lassen?" Mit dieser heiklen Frage hat sich sicher schon jeder Hausarzt beschäftigt. Mitunter sind es auch Angehörige, die sich Sorgen machen und den Hausarzt auf die Problematik ansprechen.

Für Ärzte und Angehörige sei die Frage, ob sich ein Demenzkranker hinters Steuer setzen kann, eine "sehr konfliktträchtige Situation", so Helga Schneider-Schelte von der Deutschen Alzheimer Gesellschaft (DAlzG). Auf der Suche nach einer Person, die helfen und beraten könne, sei man schnell auf den Hausarzt gestoßen.

Papier von Experten entwickelt

Um Hausärzte bei der schwierigen Aufgabe zu unterstützen, haben Experten aus unterschiedlichen Disziplinen (Allgemeinmedizin, Verkehrspsychologie, Rechtswissenschaften, Medizinethik, Angehörigenvertretung, Gerontologie, Polizei, Verkehrsbehörden etc.) die Lage analysiert und das 72-Seiten umfassende Papier: "Autofahren und Demenz – Vorgehensempfehlungen für die Hausarztpraxis" entwickelt. Die Empfehlungen wurden am Donnerstag auf einer DAlzG-Fachtagung vorgestellt.

Die erarbeiteten Vorgehensweisen sollen Hausärzten mehr Sicherheit bieten und enthalten konkrete Tipps zu Strategien im Arzt-Patienten-Gespräch. Auch werden Vorlagen zur Dokumentation des Arzt-Patienten- bzw. Arzt-Angehörigen Gespräch sowie verschiedenen Checklisten zur Verfügung gestellt.

Grundsätzlich, so heißt es in dem Papier, sind Hausärztinnen und Hausärzte in Deutschland nicht zur Überprüfung der Fahreignung verpflichtet. Wollen Hausärzte Patienten auf das heikle Thema ansprechen, wird beispielhaft aufgeführt, welche Gelegenheiten zum Gesprächseinstieg genutzt werden können (Check-up, Medikation, geriatrisches Assessment etc.).

Auch konkrete Einstiegsfragen an den Patienten werden aufgelistet: "Wie ist das eigentlich bei Ihnen mit dem Autofahren? Wie sind Sie heute in die Praxis gekommen? Oder: Wie machen Sie das eigentlich mit längeren Wegen?"

Besonders hilfreich für die hausärztlichen Praxen sind gewiss die im Papier zur Verfügung gestellten Dokumentationshilfen: Wenn zum Beispiel eine Aufklärung eines Patienten über Demenz und Fahrsicherheitsrisiken erfolgt ist, können Hausarzt und Patient bzw. ein Angehöriger oder eine MFA das Dokument ausfüllen, unterzeichnen und zu den Akten legen.

Bruch der Schweigepflicht

Entscheidet der Hausarzt, dass der Patient eine Gefahr für sich und andere im Straßenverkehr ist, gibt es auch Formulierungsvorschläge für "eine Ankündigung des beabsichtigten Bruchs der ärztlichen Schweigepflicht." Weitere Vorschläge für die Dokumentation, etwa eine "Ankündigung der Information der Verkehrsbehörde", sind für Hausärzte hilfreiche Instrumente, die auch rechtliche Sicherheit bieten.

Fazit: Das Papier ist auf die Bedürfnisse der Hausärzte zugeschnitten und gibt Tipps – auch auf rechtliche Fragen, die nicht nur bei Demenzkranken eine Rolle spielen.

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