Niedersachsen
Staatsanwalt ermittelt gegen ehemaligen KV-Chef
VERDEN. Die Staatsanwaltschaft Verden ermittelt seit Frühjahr 2016 gegen den ehemaligen Vorstandsvorsitzenden der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN), Dr. Bodo Strahl, wegen des Verdachts auf Korruption. Staatsanwalt Lutz Gaebel bestätigte am Freitag der "Ärzte Zeitung" die Ermittlungen "gegen den ehemaligen Geschäftsführer eines Hannoveraner Vereins".
Gemeint ist offensichtlich der Verein Soforthilfe und Information durch ambulante Hilfe e.V. (SIDA), dessen Geschäfte Strahl führte. Der Verein betreut auch MS-Patienten. Das Verfahren werde wegen des Verdachts auf Bestechung und Bestechlichkeit im geschäftlichen Verkehr geführt, hieß es bei der Recherchegruppe Niedersachsen des Norddeutschen Rundfunks (NDR). Weitere Auskünfte könne er derzeit nicht geben, so Gaebel. Laut NDR soll Strahl von einer Apotheke in Celle monatlich bis zu 15.000 Euro erhalten haben. Der Verein habe für seine Mitglieder die MS-Medikamente nur in dieser Apotheke gekauft. Die Patienten hätten dem Verein in Behandlungsverträgen erlaubt, die Arzneimittelversorgung für sie zu organisieren. Dr. Elmar Straube vom Vereinsvorstand erklärte der "Ärzte Zeitung", die MS-Patienten könnten infolge ihrer Erkrankung vergesslich werden, deshalb beschaffe der Verein die Medikamente.
Die Apothekerkammer Niedersachsen als Aufsichtsbehörde sieht die Zuweisung von Mitgliedern eines Vereins an eine bestimmte Apotheke kritisch. "Das ist nicht zulässig und absolut unüblich", so die Kammerpräsidentin Magdalene Linz und verweist auf die "in Deutschland geltende freie Apothekenwahl der Patienten". Dass Strahl von der Apotheke Geld erhalten und einen Vertrag mit ihr unterschrieben habe, "davon war mir nichts bekannt", versichert Straube.
Strahl trat im Jahr 2000 von seinem Posten als Vorstandsvorsitzender der KVN zurück. Inzwischen ist er nicht mehr SIDA-Geschäftsführer.(cben)