Nachfrage

Phytos profitieren von Erkältungswelle

Nach Jahren stagnierender oder rückläufiger Umsätze hat die Nachfrage nach pflanzlichen Arzneimitteln 2013 deutlich zugelegt. Ein Motor der Entwicklung war die Erkältungswelle.

Florian StaeckVon Florian Staeck Veröffentlicht:

FRANKFURT/MAIN. Ganz anders als in diesem Jahr hat der Winter Deutschland im ersten Quartal 2013 fest im Griff gehabt.

Die Praxen waren gefüllt mit schniefenden Menschen. Eine lange Erkältungswelle, die erst im März abklang, hat ihre Spuren auch bei der Verordnung oder Empfehlung von Phytopharmaka hinterlassen.

Dazu hat das Beratungsunternehmen IMS Health differenziert nach verschiedenen Rezeptarten den Zeitraum von Oktober 2012 bis September 2013 ausgewertet.

Der "Verschreibungsindex Pharmazeutika" (VIP) berücksichtigt Daten von mehr als 2500 repräsentativ ausgewählten Ärzten der zehn wichtigsten niedergelassenen Facharztgruppen.

GKV-Rezept mit vier Prozent Zuwachs

Demnach hat die Abgabe von Phytopharmaka auf Grünem Rezept im genannten Zeitraum um 17,2 Prozent im Vergleich zum entsprechenden Zeitraum der Jahre 2011/2012 zugenommen. Für GKV-Rezepte ergibt sich ein Zuwachs von vier Prozent.

Lediglich bei PKV- respektive Privat-Rezepten beobachtet IMS Health einen Rückgang von 0,5 Prozent.

Auf der Basis von 19,96 Millionen abgegebenen Präparaten ergibt sich für die drei Rezeptarten eine Dreiteilung des Markts: 7,19 Millionen arztgestützte Empfehlungen auf Grünem Rezept, 6,7 Millionen GKV-Verordnungen und 6,05 Millionen PKV-/Privatrezepte sind im fraglichen Zeitraum registriert worden.

Ein Blick auf die am häufigsten verordneten oder empfohlenen Medikamente verdeutlicht, dass der Markt deutlich von der Erkältungswelle Anfang 2013 beeinflusst wurde.

An der Spitze der auf Grünem Rezept abgegebenen Präparate liegen mit weitem Abstand Expectorantien und Antiinfektiva (3,5 Millionen, plus 23,6 Prozent) sowie Husten- und Erkältungspräparate (1,08 Millionen, plus 27,3 Prozent) an zweiter Stelle.

Ebenfalls überdurchschnittlich stark ist die Abgabe von perkutanen Mitteln und Inhalaten (plus 27,9 Prozent) gestiegen. Bei den "saisonunabhängigen" Präparaten legten Urologika (plus 24,3 Prozent) stark zu.

Zehn Prozent mehr Packungen

Bei den zehn verordnungsstärksten Medikamenten in der GKV haben Phyto-Präparate gegen Erkältungen ein noch größeres Gewicht als beim Grünen Rezept - sie repräsentieren mehr als zwei Drittel aller Verordnungen.

Allerdings legten die Rezepte bei Expectorantien und Antiinfektiva (plus 4,8 Prozent) und Husten- und Erkältungspräparaten (plus 7,9 Prozent) deutlich geringer zu als die Empfehlungen auf Grünem Rezept.

Insgesamt verzeichnet IMS Health in den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres ein Plus von zehn Prozent bei den abgegebenen Packungen. Der Umsatz wuchs demnach im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Jahres 2012 um knapp acht Prozent auf 1,1 Milliarden Euro zu Apothekenverkaufspreisen.

Mit diesem Ergebnis liegt die Marktentwicklung bei pflanzlichen Arzneimitteln deutlich über der des gesamten Apothekenmarkts, der um fünf Prozent gewachsen ist.

Nicht-repräsentative Leserbefragungen der "Ärzte Zeitung" in den Jahren 2010 und 2011 haben gezeigt, dass fast 90 Prozent der antwortenden Ärzte ein Grünes Rezept ausstellen, wenn Patienten nach rezeptfreien Medikamenten fragen.

73 Prozent der Befragten sahen darin eine Merkhilfe für den Patienten. Rund zwei Drittel der Umfrageteilnehmer argumentierten, eine Empfehlung auf Grünem Rezept stärke zudem die Arzt-Patienten-Bindung.

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Kosten und Nutzen

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