Feldstudie

E-Medikationsplan: PRIMA zeigt Nachbesserungsbedarf

Patienten verstehen und wollen den Medikationsplan. Aber: Der elektronische Austausch zwischen Arzt und Apotheke läuft nicht optimal, so das Resultat einer Feldstudie.

Von Marco Hübner Veröffentlicht:
Seit Oktober 2016 gibt es den bundeseinheitlichen Medikationsplan – vorerst aber nur auf Papier.

Seit Oktober 2016 gibt es den bundeseinheitlichen Medikationsplan – vorerst aber nur auf Papier.

© Henrik Dolle /stock.adobe.com

BERLIN. Der bundeseinheitliche Medikationsplan (BMP) wird angenommen. Die überwiegende Mehrheit der betreffenden Patienten in Deutschland will einen solchen Plan und würde davon profitieren. Das ist Fazit der Auswertung des Modellprojekts "PRIMA" (Primärsystem-Integration des Medikationsplans mit Akzeptanzuntersuchung). Beim elektronischen Austausch von Medikationsplänen zwischen Arztpraxis- und Apothekenverwaltungssystemen scheint es aber noch häufig zu klemmen. "Wir haben schnell gemerkt: Bei vielen Arzneimitteln unterscheiden sich die Angaben in der Arztpraxis-Software im Detail von denen der Apotheken. Da sind Missverständnisse unvermeidlich", teilte die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) am Dienstag mit.

40 Patienten befragt

Der Startschuss für das Modellprojekt fiel vor mehr als zwei Jahren. Untersucht wurde in dem vom Bundesgesundheitsministerium (BMG) geförderten Projekt zum einen die Akzeptanz des Medikationsplanes unter realen Bedingungen. Dafür seien 40 Patienten, die dauerhaft fünf oder mehr Wirkstoffe einnahmen, anhand eines strukturierten Interviews befragt worden. "PRIMA hat gezeigt, die Patienten verstehen und akzeptieren den Medikationsplan. Das ist positiv zu begrüßen", betont ein Sprecher der Kassenärztlichen Bundesvereinigung auf Anfrage der "Ärzte Zeitung". Zum anderen wurden erstmals elektronische Medikationspläne aus der Primärsoftware von Arzt und Apotheker heraus gemeinsam erstellt und aktualisiert. Ziel war es der ABDA zufolge, die inhaltliche Qualität der Medikationspläne sicherzustellen und durch Optimierungen in Technik und Zuständigkeiten die Voraussetzungen für eine erfolgreiche bundesweite Implementierung des Medikationsplans zu schaffen. Hierfür haben elf Paare aus je einem Arzt und einem Apotheker den elektronischen Austausch von Medikationsplänen mit rund 200 Patienten getestet, heißt es.

Aus den Erkenntnissen des Testlaufes zwischen Praxis und Offizin hat die ABDA fünf Qualitätskriterien abgeleitet. So müsse ein Medikationsplan aktuell und vollständig sein sowie kontinuierlich fortgeschrieben werden. Viertens sei die Bewertung der gesamten Medikation durch Arzt und Apotheker wichtig. Fünftens verstünden Patienten ihren Medikationsplan nur dann, wenn er ihnen erläutert wird und alle Angaben patientenfreundlich formuliert sein.

PRIMA soll in ARMIN eingehen

Die Ergebnisse aus PRIMA sollen nach dem Willen der Akteure in das Modellprojekt ARMIN in Sachsen und Thüringen eingehen, um sowohl die Prozesse als auch die Technik weiterhin zu optimieren, eine hohe Akzeptanz aller Beteiligten zu erreichen sowie wichtige Erfahrungen für die Etablierung des BMP und des Medikationsmanagements in Deutschland zu sammeln. Ein detaillierter Abschlussbericht zu PRIMA liegt noch nicht vor. Dieser werde erst mit den Berichten der zwei anderen Projekte veröffentlicht, die vom BMG gefördert werden, heißt es aus dem Ministerium. Dabei handelt es sich um das Projekt "Metropol-Mediplan" und ein Projekt der Helios Klinik in Erfurt zum Medikationsplan.

PRIMA – in Kürze

» Der Begriff steht für Primärsystem-Integration des Medikationsplans mit Akzeptanzuntersuchung.

» Partner des Projekts sind der Apothekerdachverband ABDA, die Apothekerverbände und KVen in Sachsen und Thüringen, die AOK PLUS, die KBV sowie die Freie Universität Berlin.

» PRIMA ist eines von drei Projekten zum Medikationsplan, die vom Bundesgesundheitsministerium gefördert werden. Die Gesamtfördersumme beträgt 700.000 Euro.

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