Patientenrechtegesetz

Mehr als nur ein Sturm im Wasserglas

Ein Medizinrechtler lobt das Patientenrechtegesetz vor allem für seine Klarstellungen. Ärzten rät er zur Gelassenheit.

Veröffentlicht:

BERLIN. Das Patientenrechtegesetz hat zwar kaum Neues, dafür aber einige Klarstellungen gebracht. Dieses Fazit zieht der Medizinrechtler Professor Jochen Taupitz rund ein Jahr nach Inkrafttreten des Gesetzes.

"In einigen wichtigen Punkten hat der Gesetzgeber für mehr Rechtssicherheit gesorgt", sagte Taupitz beim Symposium für Ärzte und Juristen der Kaiserin-Friedrich-Stiftung vor Kurzem in Berlin.

Positiv bewertet er, dass Gesetzgebung und Rechtsprechung durch das Patientenrechtegesetz wieder mehr konform gehen, zum Beispiel bei der Umkehr der Beweislast bei schweren Behandlungsfehlern.

Nachbesserungsbedarf sieht der Jurist nicht, aber einige Notwendigkeiten zur Feinabstimmung. "An manchen Stellen wird dem Patienten mehr versprochen, als er tatsächlich bekommt", so Taupitz. Problematisch ist aus seiner Sicht vor allem die umfassende Aufklärungspflicht des Arztes bei Behandlungsbeginn.

"Da steht etwas im Gesetz, was so überhaupt nicht praktikabel ist", sagte Taupitz. Seine Botschaft an die Ärzte: "Keine Panik! Das Gesetz ist nicht so schlimm, wie viele befürchten."

Das sieht auch der Anästhesist Professor Walter Schaffartzik so. Er betrachtet das Gesetz als hilfreiches "Nachlesewerk, um einmal über den Umgang mit Patienten nachzudenken", findet darin jedoch "in wesentlichen Dingen nichts Neues".

Mit Taupitz stimmt er zudem darin überein, dass die Aufklärungspflicht bei Behandlungsbeginn unpraktikabel ist. "Das geht nicht. Viele Dinge ergeben sich erst während der Behandlung", sagte Schaffartzik.

Er stellte infrage, ob das Gesetz zu mehr Patientensicherheit führt und würdigte, dass es für den Einsatz von Fehlermeldesystemen wie CIRS (Critical Incidence Reporting System) eine finanzielle Förderung vorsieht. "Über die Etablierung der Fehlermeldesysteme hat man schon einen Beitrag zu mehr Patientensicherheit geleistet", so Schaffartzik. (ami)

Mehr zum Thema

„Bedrohliche Pflegeplatzlücke“

Pflegeverband sorgt sich um die Versorgung in Altenheimen

Kommentar zum Umgang mit aggressiven Patienten in Frankreich

Klima der Gewalt

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert

Lesetipps
Gefangen in der Gedankenspirale: Personen mit Depressionen und übertriebenen Ängsten profitieren von Entropie-steigernden Wirkstoffen wie Psychedelika.

© Jacqueline Weber / stock.adobe.com

Jahrestagung Amerikanische Neurologen

Eine Frage der Entropie: Wie Psychedelika bei Depressionen wirken

Gesundheitsminister Lauterbach hat angekündigt, den Entwurf für die Klinikreform am 8. Mai im Kabinett beraten lassen zu wollen. 

© picture alliance / Geisler-Fotopress

Großes Reformpuzzle

So will Lauterbach den Krankenhaus-Sektor umbauen