Smart Health

Höhere Adhärenz durch vernetzte Behandlung?

Eine neuartige patientenzentrierte Smart Health Service Plattform soll die intelligente Datennutzung in den Versorgungsalltag bringen. Unter anderem geht es um die optimierte Arzt-Patienten- wie auch Arzt-zu-Arzt-Kommunikation.

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:
Eine App-Lösung soll im Projekt „Medical Allround-Care Service Solutions“ als Herzstück der Vernetzung dienen.

Eine App-Lösung soll im Projekt „Medical Allround-Care Service Solutions“ als Herzstück der Vernetzung dienen.

© iconimage / stock.adobe.com

BERLIN. Kann das Internet der Dinge die Patientenversorgung optimieren? Dieser Frage geht das vom Bundeswirtschaftsministerium geförderte Projekt "Medical Allround-Care Service Solutions" (MACSS) unter Federführung der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Nephrologie und des Instituts für Medizinische Informatik der Charité nach.

Bis zum Jahr 2020 sollen laut Schätzungen bereits 30 Milliarden Produkte mit dem Internet verbunden sein. Durch die rasant steigende Zahl von Geräten und vernetzten Produkten entstehen immer mehr Daten, die automatisch analysiert, verarbeitet und verknüpft werden.

Daraus resultierende Smart Services genannte intelligente Dienste, die unseren Alltag vereinfachen sollen – so auch in der medizinischen Versorgung.

Das zu Jahresbeginn 2016 gestartete MACSS-Projekt hat zum Ziel, den Prototypen einer neuartigen patientenzentrierten Smart Health Service Plattform in Zusammenarbeit von Wissenschaft, Wirtschaft, Krankenkassen, Leistungserbringern, Patientenverband und Pharmaindustrie zu entwickeln.

MACSS, so lautet der Zielauftrag, soll sowohl die Arzt-Patienten- als auch die Arzt-Arzt-Kommunikation nachhaltig verbessern.

Problemfeld Zeitmangel

MACSS-Projekt

» Laufzeit: Das Projekt "Medical Allround-Care Service Solutions" startete am 1. Januar 2016 und läuft über drei Jahre.

» Fördermittel: MACSS ging als eine der 16 prämierten Initiativen des Wettbewerbs "Smart Service Welt" des Bundeswirtschaftsministeriums hervor, der als Teil der "Digitalen Agenda" und der "Hightech-Strategie" der Regierung die Entwicklung von Plattformen für vernetzte Service-Dienstleistungen fördert. Das Ministerium fördert das Projekt mit rund 2,5 Millionen Euro.

» Konsortialpartner: Charité (Konsortialführer), Beuth Hochschule für Technik, Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz, Dosing GmbH, SAP und SmartPatient GmbH

Eine gute Kommunikation zwischen dem Patienten und seinem behandelnden Arzt ist ein besonders wichtiger Faktor für den erfolgreichen Verlauf einer Therapie, wie es von Charité-Seite heißt. Die in der Realität knapp bemessene Zeit für den Arzt in der Praxis erschwere deutlich eine personalisierte und zeitnahe Anpassung der Therapie.

Obwohl es schon eine ganze Reihe mobiler Apps für die Dokumentation der Einnahme von Medikamenten und der vitalen Daten der Patienten gibt, würden diese bisher nicht systematisch in den Therapieprozess eingebunden und seien somit den behandelnden Ärzten meistens nicht zugänglich.

Therapieverlauf wird überwachbar

Das MACSS-Projekt richtet sich an chronisch kranke Patienten. Diese sollen sich mehrmals jährlich in einem Versorgungszentrum vorstellen, wo die Therapie festgelegt wird. Eine App, die umfassende Vitaldaten des Patienten aufzeichnet und über eine sichere Schnittstelle mit dem Versorgungszentrum verbunden ist, soll den Ärzten auch zwischen den Visiten Einblick in den Gesundheitszustand ihrer Patienten ermöglichen, wie es im diesjährigen Innovationsbericht Smart Service Welt des Bundeswirtschaftsministeriums heißt.

Aber auch der Hausarzt, der den Patienten zwischen den Routinevisiten behandelt, und die Ärzte des Versorgungszentrums tauschen untereinander Daten aus, um alle Informationen zu bündeln und gegebenenfalls zeitnahe Änderungen in der Therapie zu veranlassen.

"Die App kann", wie dem Bericht zu entnehmen ist, "den Patienten an die Einnahme seiner Medikamente erinnern (Warnsystem), Vitaldaten erfassen und dem Arzt oder der Klinik einen Datenzugriff erlauben, so dass sich der Therapieverlauf überwachen und dokumentieren lässt, um eine durchgängige medizinische Begleitung zu ermöglichen."

Weiterhin werde an einem Textmining gearbeitet, welches aus medizinischen Befunden semantisch die relevanten Informationen ermittle, so dass diese automatisch ausgewertet und ohne Medienbruch in das System integriert werden können.

Laut Projektbeschreibung verwendet MACSS als Plattform ein skalierbares Datenmodell auf Basis der SAP HANA Datenbanktechnologie. Es sind demnach standardisierte Schnittstellen zum sicheren Datenaustausch mit medizinischen Systemen wie Klinikinformationssystemen, Arzneidatenbanken und Praxissoftware vorgesehen.

Als Medium, um den Patienten einzubinden, dienten neben mobile Apps auch webbasierte Nutzeroberflächen. Die Anbindung von Zusatzgeräten wie Gesundheitsarmbändern werde ebenfalls unterstützt.

Patienten entscheiden über Zugriff

Die Plattform integriere und verknüpfe Rohdaten aus medizintechnischen Systemen mit Text-Beschreibungen von Ärzten (Anamnese, Befunde) und Patienten (Therapietagebuch). Mit Hilfe innovativer Analysemethoden sollen auch solche unstrukturiert vorliegenden Daten automatisch ausgewertet und ohne Medienbruch in das System integriert werden können.

Wesentliche Herausforderungen lägen neben der Datenauswertung in der Gewährleistung von Sicherheit und Datenschutz. Die Verarbeitung personenbezogener Daten erfolgt ausschließlich in einem geschützten Bereich innerhalb des Klinikinformationssystems.

Für die Nutzung individueller Patientendaten werde ein ausgefeiltes Datenschutz- und Sicherheitskonzept erarbeitet, das auf Basis pseudonymisierter und verschlüsselter Daten nur berechtigten Ärzten nach Einwilligung des Patienten den Zugriff und die personenbezogene Zuordnung ermöglicht.

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