Online-Umfrage deckt auf

Ärzte-Hopping oft aus Unsicherheit

Welcher Facharzt ist bei welchem Leiden der richtige Ansprechpartner? Für viele Patienten ist diese Frage mitunter eine große Herausforderung. Nicht selten werden sie in mehreren Praxen vorstellig, bis sie "ihren" Arzt gefunden haben.

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:
Hier geht's zum Arzt: Viele Patienten wissen offenbar manchmal nicht, welcher Facharzt der richtige Ansprechpartner für ihr Anliegen ist.

Hier geht's zum Arzt: Viele Patienten wissen offenbar manchmal nicht, welcher Facharzt der richtige Ansprechpartner für ihr Anliegen ist.

© chromorange / dpa

MÜNCHEN. Die mangelnde Gesundheitskompetenz der Patienten in Deutschland ist ein gesundheitspolitischer Dauerbrenner.

Wie in mehreren Studien attestiert, fehlt es vielen Patienten am einfachsten medizinischen Grundwissen, das sie aufgrund mangelnder digitaler Gesundheitskompetenz auch nicht sinnvoll durch Webangebote kompensieren können.

Welche Folgen das konkret haben kann, zeigt eine aktuelle für die Altersgruppe der 16- bis 65-Jährigen online-repräsentative Studie zur Arztsuche im Auftrag des Arztempfehlungsportals Jameda.

Viele Patienten sind demnach unsicher, zu welchem Facharzt sie mit ihrem jeweiligen Anliegen gehen sollten. So gaben 43 Prozent der Befragten an, manchmal nicht zu wissen, welcher Facharzt der richtige Ansprechpartner für ihr Anliegen ist (siehe nachfolgende Grafik).

An dieser Stelle finden Sie Inhalte aus Datawrapper Um mit Inhalten aus Datawrapper zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir Ihre Zustimmung. Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte aus Sozialen Netzwerken und von anderen Anbietern angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät notwendig. Weitere Information dazu finden Sie hier.

Nach Geschlechtern betrachtet, ergibt sich mit Werten von 45 Prozent für die Männer und 42 Prozent für die Frauen dabei kein großer Unterschied.

Im Alter wird man weise

Ein großes Gefälle ist jedoch erkennbar, sofern man die Alterskohorten gegenüberstellt. So ist der Anteil der Unsicheren mit 50 Prozent bei den 35- bis 44-Jährigen am größten und bei den 55- bis 65-Jährigen mit 32 Prozent am geringsten.

Letzteres bedeutet, dass immerhin noch einer von drei Patienten im Alter zwischen 55 und 65 Jahre manchmal nicht entscheiden kann, welche Facharztgruppe die richtige ist. Ob sie im Zweifelsfall dann – was nahe liegen würde – erst einmal zum Hausarzt gehen, war nicht Gegenstand der Befragung.

Wie die Studie weiter ergab, finden 46 Prozent der Befragten ihre Ärzte häufig nach dem "Trial and Error"-Prinzip: Sie besuchen verschiedene Ärzte, bis sie einen passenden finden.

So besucht jede zweite Frau (52 Prozent) mehrere Praxen, bis sie "ihren Arzt" gesunden hat – bei den Männern werden 40 Prozent in mehreren Praxen vorstellig, bis sie den richtigen Ansprechpartner für ihr jeweiliges Leiden gefunden haben.

Ob Frauen bei der Arztwahl tendenziell anspruchsvoller sind als die männlichen Patienten, lässt sich aus der Studie nicht erkennen, wie Jameda eingesteht.

Im Vergleich zu den Befragten im Alter von 25 bis 44 Jahren (52 Prozent) müssen die älteren Teilnehmer (55 bis 65 Jahre) mit 37 Prozent seltener mehrere Ärzte besuchen, bis sie den passenden finden.

Letzteres könnte daran liegen, dass sie mit den Jahren schon die passenden Ärzte gefunden haben und somit nicht mehr so häufig auf der Suche nach einem neuen Arzt sind.

Stellschraube Gesundheitsinfos

Informationen zur medizinischen Expertise fänden 76 Prozent der Befragten hilfreich für die Arztsuche – mit 87 Prozent besonders diejenigen, die sich schon einmal auf einem Arztempfehlungsportal über einen Arzt informiert haben, so Jameda mit Verweis auf seine vor Kurzem entsprechend modifizierte Online-Arztsuche.

Die Studie stützt das Bundesgesundheitsministerium (BMG), das angesichts mangelnder Gesundheitskompetenz Handlungsbedarf sieht. Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit (IQWiG) hat daher im BMG-Auftrag ein Konzept für ein Nationales Gesundheitsportal vorgelegt.

Mehr zum Thema

Wenige Genehmigungen entzogen

KBV veröffentlicht Qualitätsbericht für 2022

Weit weg von WHO-Zielen

hkk-Daten zeigen laue HPV-Impfquoten

Staatliche Unabhängigkeit in Gefahr?

Diabetesgesellschaft und AWMF besorgt über ÄZQ-Aus

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Weniger Rezidive

Hustenstiller lindert Agitation bei Alzheimer

Lesetipps
Ulrike Elsner

© Rolf Schulten

Interview

vdek-Chefin Elsner: „Es werden munter weiter Lasten auf die GKV verlagert!“

KBV-Chef Dr. Andreas Gassen forderte am Mittwoch beim Gesundheitskongress des Westens unter anderem, die dringend notwendige Entbudgetierung der niedergelassenen Haus- und Fachärzte müsse von einer „intelligenten“ Gebührenordnung flankiert werden.

© WISO/Schmidt-Dominé

Gesundheitskongress des Westens

KBV-Chef Gassen fordert: Vergütungsreform muss die Patienten einbeziehen