Stada Gesundheitsreport

Deutsche Patienten mit wenig Vertrauen in Schulmedizin

Sprechende Medizin steht ganz oben auf der Wunschliste der Patienten in Deutschland.

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Das ist Patienten in Deutschland laut einer Umfrage besonders wichtig beim Arzt: Geduldiges Zuhören und dass ihre Anliegen und Sorgen ernst genommen werden.

Das ist Patienten in Deutschland laut einer Umfrage besonders wichtig beim Arzt: Geduldiges Zuhören und dass ihre Anliegen und Sorgen ernst genommen werden.

© rogerphoto / stock.adobe.com

BERLIN. Die meisten Menschen wünschen sich von ihrem Arzt am dringendsten eine verständliche und detaillierte Erklärung von dem, was mit ihnen nicht stimmt und was sie tun können, damit es ihnen besser geht. Das belegt der Stada Gesundheitsreport 2019, der am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde, nun mit Daten aus über 18.000 Online-Interviews in neun Ländern Europas.

Für die repräsentative Online-Befragung wurden erstmals nicht nur mehr als 2000 Menschen in Deutschland, sondern jeweils ebenso viele in acht weiteren Ländern Europas interviewt, darunter neben England, Frankreich, Belgien, Italien und Spanien, auch Polen, Serbien und Russland.

63 Prozent der Befragten gaben an, dass ihnen verständliche und detaillierte Informationen bei der Behandlung besonders wichtig sind. Deutschland liegt dabei genau im Schnitt.

Mehr als in allen anderen Ländern wünschen sich die Befragten in Deutschland jedoch, dass ihr Arzt ihre Anliegen und Sorgen ernst nimmt (61 Prozent, Schnitt: 41 Prozent) und ihnen geduldig zuhört (48 Prozent, Durchschnitt: 35 Prozent). Wenig Wert legen Deutsche dagegen darauf, dass der Arzt ihnen etwas verschreibt, damit es ihnen besser geht (12 Prozent, Durchschnitt: 26 Prozent).

Dieses Ergebnis korrespondiert damit, dass die Deutschen deutlich mehr als die Befragten in allen anderen Ländern auf Hausmittel wie Pfefferminze, Ingwer und ähnliches setzen, wenn sie erste Symptome einer leichten Erkrankung wie etwa Bauchschmerzen bei sich bemerken (Deutschland: 49 Prozent, Durchschnitt: 27 Prozent). Außerdem greifen in Deutschland mehr Menschen als in anderen Ländern zu homöopathischen Medikamenten (fünf Prozent, Durchschnitt: zwei Prozent).

Individualisierung lässt Vertrauen in Schulmedizin schwinden

Nur 23 Prozent vertrauen der Schulmedizin voll und ganz, immerhin 39 Prozent der Deutschen vertrauen ihr wenigstens im Großen und Ganzen.

„Das liegt am Megatrend der Individualisierung“, sagte Trendforscher Sven Gábor Jánszky. Die Schulmedizin folge noch immer dem Prinzip „One fits all“. Das passe nicht zu der Gefühlslage, wie unterschiedlich und individuell Menschen und ihre Körper seien.

Besonders misstrauisch sind der Umfrage zufolge Frauen und Befragte zwischen 35 und 49 Jahren. Weniger Vertrauen in Schulmedizin als die Deutschen haben nur die Menschen in Russland, Polen und Serbien.

Gespaltenes Bild bei Fragen zur Organspende

Ein weiteres Ergebnis: 63 Prozent der Deutschen wären Organspender, wenn die Widerspruchslösung gelten würde. Den Angaben zufolge besitzen aber derzeit nur 36 Prozent einen Organspendeausweis.

In der Frage, ob die Zustimmungs- oder die Widerspruchslösung besser ist, zeigen sich die Befragten aus den sieben Ländern mit Widerspruchslösung insgesamt gespalten. Allerdings gehen 22 Prozent davon aus, dass durch die Zustimmungslösung viele Organspender verloren gehen. Weitere 24 Prozent betrachten Organspende als eine Art allgemeine Verpflichtung. (ami)

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