Die Pandemiepläne der Impfstoffhersteller: Einen Produktionsausfall wird es nicht geben

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Die Pharmaindustrie ist für den Ernstfall in Sachen neueGrippe gerüstet: Eigene Pandemiepläne sichern die Produktionvon Impfstoffen und Medikamenten. Und diese Notfallpläne geltenweltweit.

Von Anne-Kathrin Keller

Die Pharmaindustrie ist für eine mögliche Pandemiegerüstet, die Produktion von Impfstoffen und Medikamenten ist auchim Ernstfall sichergestellt. Ausreichend Atemschutz-Masken liegenbereit, Desinfektionsmittel ist in großen Mengen vorhanden. "Wirsind vorbereitet, wir können unsere Notfallpläne sofortumsetzen, wenn es losgehen sollte", sagt Dr. Anke Helten,Unternehmenssprecherin von GlaxoSmithKline (GSK).

Die Notfallpläne liegen schon bereit

Das schlimmste Szenario, das eintreten könnte: DasH1N1/09-Virus breitet sich so stark aus, dass in den Werken der Pharma-und Impfstoffhersteller nicht mehr genügend Mitarbeiter dieVersorgung mit Medikamenten und Impfstoffen sicherstellen können.Damit genau dieser Fall nicht eintritt, haben die UnternehmenNotfallpläne entwickelt, Hygienevorschriften verschärft undDienstreisen teilweise eingeschränkt.

Nicht nur für Mitarbeiter im Labor gelten strenge Pandemieregeln - Mundschutz wird im Ernstfall für alle Pflicht.

Nicht nur für Mitarbeiter im Labor gelten strenge Pandemieregeln - Mundschutz wird im Ernstfall für alle Pflicht.

© Foto: Dream-Emotionwww.fotolia.de

Der Novartis-Konzern, zu dem auch der Impfstoffhersteller NovartisBehring gehört, hält seine Mitarbeiter dazu an, wennmöglich, auf Geschäftsreisen zu verzichten. Die Kommunikationsoll über Video- oder Telefonkonferenzen geregelt werden. GSKhält Reiseeinschränkungen noch nicht für notwendig,versorgt aber jeden Mitarbeiter und seine Familie mit den MedikamentenRelenza® und Tamiflu®.

Die Pharmaunternehmen haben für den Fall einer Pandemiesogenannte "Business Continuity Plans" entwickelt - umfangreicheNotfallpläne, die sicherstellen, dass Geschäft und Produktionauch im Ernstfall weiter laufen. Diese Pläne gelten weltweit undwerden je nach Bedarf länderspezifisch angepasst.

"Oberste Priorität hat es, dass die Produktion in unserenWerken erhalten bleibt", sagt Helten. Dies betreffe vor allem dasGSK-Werk in Dresden, wo der Grippe-Impfstoff hergestellt wird. "Deshalbgibt es unterschiedliche Regelungen für Werkmitarbeiter undbeispielsweise Marketingmitarbeiter, die im Ernstfall theoretisch auchvon zu Hause arbeiten könnten." Welche Maßnahmen genau dieProduktion sicherstellen, ist detailliert in dem Pandemieplan geregelt.Aus Sicherheitsgründen wollen die Unternehmen solche Pläneaber nicht offen legen.

Dass sie tatsächlich darauf zurückgreifen müssen,glauben die Unternehmen derzeit nicht. Die Lage ist bei ihnen nochentspannt - dennoch sind sie wachsam. UnternehmenseigenePandemiegruppen beobachten die Verbreitung der Schweinegrippe ganzgenau. Über das Intranet informieren sie die Mitarbeiterausführlich über die Entwicklung des Virus und diemöglichen Gefahren. Sie stellen Fragenkataloge zusammen, erstellenländerspezifische Informationsblätter und sprechenReisehinweise aus.

Von Panik ist nichts zu spüren

Die Bayer AG stellt ihren Mitarbeitern Ärzte zurVerfügung, die bei Unsicherheiten beraten. Die Nachfrage derMitarbeiter sei groß, sagt Sprecher Hans Bernd Schmitts. "VonPanik ist allerdings keine Spur, die Informationen werden sehr sachlicheingeholt."

Neben dem Beratungsangebot sprechen Unternehmen zudemVerhaltensregeln aus. Novartis erinnert die Mitarbeiter anpersönliche Hygienemaßnahmen und daran, beipersönlichem Kontakt auf einen gewissen Abstand zu achten.Mitarbeitern, die sich krank fühlen, wird empfohlen, direkt einenArzt aufzusuchen. Diese praktischen Hinweise orientieren sich an denHygiene- und Verhaltenstipps des Robert Koch-Instituts. Zudem stehendie Unternehmen mit der WHO im Kontakt.

Die international agierenden Pharmaunternehmen profitieren von ihrerErfahrung mit derartigen Situationen. Schmitts war zur Zeit derVogelgrippe für die Bayer AG in Hongkong: "Alles liefunproblematisch, Informationen wurden schnell weitergeleitet,Maßnahmen sofort eingeleitet."

Pandemiehandbuch für Unternehmen

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfestellt Unternehmen ein Handbuch zur Pandemie-Planung zurVerfügung. Das Handbuch "Betriebliche Pandemieplanung" leitetBetriebe an, welche Maßnahmen bei einer Pandemie getroffen werdenmüssen und über welche Hygienehinweise die Mitarbeiterinformieren werden sollen. Es kann auf der Internetseite desBundesamtes (Publikationen) herunter geladen werden.

www.bbk.bund.de

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