Mit Schnelltests Fertilität zu Hause bestimmen

Das börsennotierte Start-up-Unternehmen Nanorepro produziert medizinische Selbsttests für den Heimgebrauch. Unter anderem für die Darmkrebsvorsorge, Fruchtbarkeit und Wechseljahre.

Von Gesa Coordes Veröffentlicht:
Werbung für Schnelltests: Marketingleiterin Lisa Jüngst (28) mit den verschiedenen Tests von Nanorepro.

Werbung für Schnelltests: Marketingleiterin Lisa Jüngst (28) mit den verschiedenen Tests von Nanorepro.

© Coordes

MARBURG (coo). Die Auslandschefin ist 27 Jahre alt, die Marketingleiterin 28 und der Vorstandsvorsitzende ist 33. Das Durchschnittsalter der Belegschaft des Marburger Schnelldiagnostik-Herstellers Nanorepro AG liegt unter 30 Jahren. Dabei hat der Elf-Leute-Betrieb bereits den Sprung an die Börse gewagt und schreibt seit Kurzem schwarze Zahlen.

Medizinische Selbsttests für zu Hause sind das Kerngeschäft der Firma, die Wert darauf legt, komplett in Deutschland zu produzieren. Vor vier Jahren startete das Unternehmen als Ausgründung aus der Marburger Universität mit einem Fertilitätstest für den Mann. Heute hat Nanorepro sieben Tests im Programm, von denen in diesem Jahr mehrere Zehntausend ausgeliefert werden.

Auf der Düsseldorfer Medizinmesse Medica im November stellte die Firma zwei neue Schnelltests vor: einen Schwangerschaftstest, der nach Angaben des Unternehmens noch früher reagiere als die herkömmlichen Tests, und einen Schnelltest zur Darmkrebsvorsorge, der verborgenes Blut im Stuhl aufspüren soll.

"Obwohl wir ein kleines Unternehmen sind, sind wir teilweise Marktführer, weil es keine anderen Hersteller gibt", sagt Kommunikationsleiter Sven-David Müller. So gebe es keine Mitbewerber für den häuslichen Fertilitätstest für den Mann, der seit Kurzem rezeptfrei in allen Apotheken erhältlich ist.

Mit dem Schnelltest können Männer ihre Zeugungsfähigkeit zu Hause überprüfen. "Die Erfindung hat einen riesigen Markt", erklärt Müller. Schließlich gebe es allein in Deutschland mehr als zwei Millionen Paare, die vergeblich versuchten, Kinder zu bekommen.

Und dies liege ebenso oft beim Mann wie bei der Frau, weiß Müller. Doch Männer machten gern einen großen Bogen um die Praxen von Urologen. Mit dem Fertilitätstest könnten sie die Menge ihrer Spermien innerhalb von 20 Minuten selbst messen. Es gebe nämlich zahlreiche Männer, die gar keine oder zu wenig Spermien hätten.

Tauchen zwei rote Striche im Testfeld auf, ist die Fruchtbarkeit des Mannes in Ordnung: "Bei einem negativen Ergebnis sollten die Betroffenen zum Arzt gehen", betont Müller. Wer keine Spermien habe, könne nämlich oft trotzdem Kinder bekommen - allerdings nur über künstliche Befruchtung mit Hilfe von Hodenzellen.

Um die Tests weiterzuentwickeln, arbeitet Nanorepro mit einem Labor der Gießener Universität zusammen. So wollen die Experten in Zukunft auch die Beweglichkeit von Spermien testen.

Neben "Fertiquick" hat das Unternehmen einen häuslichen Eisprungtest entwickelt, der die fruchtbaren Tage bestimmt, sowie einen Menopausetest. Zudem lassen sich Scheidenpilze, Gluten und Cholesterin checken.

Den Sprung an die Börse hat das Unternehmen im Oktober 2008 mitten während der Wirtschaftskrise gewagt. Der Kurs hat sich seitdem "nicht wirklich gut" entwickelt, sagt Müller. Doch seit diesem Sommer werden schwarze Zahlen geschrieben. Inzwischen liefert das Unternehmen auch nach Griechenland, Italien, in die Türkei und die Niederlande.

Die Tests werden hauptsächlich über Apotheken und den Versandhandel verkauft. Der Schwangerschaftstest wird aber auch von Kliniken und Großpraxen bestellt. Der Glutentest nützt laut Nanorepro auch Hausärzten, wenn sie die Verträglichkeit von Getreideprodukten bei Patienten überprüfen wollten.

Bereits zweimal wurde die kleine Firma prämiert: Sie holte den ersten Platz beim Start-up-Wettbewerb des Sparkassen- und Giroverbandes Hessen und Thüringen und den vierten Platz beim Gründungswettbewerb "Promotion Nordhessen".

www.nano.ag

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