Gesundheitsreformen in Asien - Chance für MedTech?

China, Vietnam und Indonesien wollen ihr Gesundheitssystem reformieren. Der asiatisch-pazifische Raum birgt somit für deutsche MedTech-Unternehmen großes Potenzial. Ohne Partner im Land kann der Marktzutritt allerdings in Frage stehen.

Von Eugenie Wulfert Veröffentlicht:
In China ist die Gesundheitsversorgung besonders auf dem Land, wie hier in der Provinz Yunnan, meist unzureichend.

In China ist die Gesundheitsversorgung besonders auf dem Land, wie hier in der Provinz Yunnan, meist unzureichend.

© Hung Chung Chih/Shutterstock.com

BERLIN. Nicht nur in Deutschland erhitzen sich die Gemüter an der Diskussion über die Zukunft des Gesundheitssystems. In vielen Ländern sehen sich Politiker vor der Herausforderung stehen, ein Gesundheitssystem zu organisieren, das bezahlbar ist und niemanden ausschließt.

Viele asiatische Länder müssen zunächst aber erstmal eine funktionierende medizinische Infrastruktur sprichwörtlich aus dem Boden stampfen.

Reich der Mitte gilt als der Zukunftsmarkt der Region

"Aufgrund dieser Herausforderungen und Pläne seitens der Regierungen erwarten wir einen hohen und steigenden Bedarf an Medizintechnik und -leistungen in den kommenden Jahren", sagte Alexander Hirschle von der deutschen Außenwirtschaftsagentur Germany Trade & Invest beim Dialogforum Gesundheit im Rahmen der Asien-Pazifik-Wochen in Berlin.

Krankenversichert? In Vietnam genießen derzeit vier von zehn Einwohnern keinen entsprechenden Schutz.

Krankenversichert? In Vietnam genießen derzeit vier von zehn Einwohnern keinen entsprechenden Schutz.

© Dana Ward / Shutterstock.com

Vor allem die Volksrepublik China gilt bei Experten als der Zukunftsmarkt. Das Reich der Mitte steht vor der immensen Herausforderung, 1,3 Milliarden Chinesen eine umfassende, effektive und bezahlbare Basisversorgung bereitzustellen.

Die chinesische Regierung hat daher 2009 einen Umbau des unterfinanzierten Gesundheitswesens beschlossen. Die Reformschwerpunkte sind nach Angaben des Sprechers des chinesischen Gesundheitsministeriums, Professor Mao Qunan, der Aufbau einer Krankenversicherung für alle Chinesen und die Regulierung der Arzneimittelversorgung.

Bau von medizinischen Einrichtungen auf dem Land

Nach wie vor bestehen aber in der gesundheitlichen Versorgung große qualitative Unterschiede zwischen städtischen und stark unterversorgten ländlichen Gebieten. Daher will die Regierung künftig vor allem in den Bau von medizinischen Einrichtungen auf dem Land investieren.

Ähnliche Probleme muss auch die vietnamesische Regierung lösen. "Wir wollen in der Zukunft sicherstellen, dass Arme und Kinder unter sechs Jahren in einer staatlichen Gesundheitsversicherung versichert sind", sagte Nguyen Huy Nga vom vietnamesischen Gesundheitsministerium. Derzeit sind seinen Angaben zufolge lediglich 60 Prozent der Bevölkerung krankenversichert.

Veraltete Geräte und Material

Die Qualität der medizinischen Grundversorgung in den ländlichen Gebieten sei nach wie vor niedrig und die Gesundheitseinrichtungen oft nur unzureichend und mit veralteten medizinischen Geräten und Material ausgestattet. Aufgrund fehlender lokaler Hersteller bestehe großer Bedarf an Verbrauchsmaterialien und bildgebender Diagnostik.

Auch wird mehr als die Hälfte der Arzneimittelkosten laut Nguyen für importierte Medikamente ausgegeben.

Auch in Indonesien bestehe ein großer Nachholbedarf in vielen Sparten der Medizintechnik, wie Triono Soendoro vom indonesischen Gesundheitsministerium erläuterte. Auch der Krankenhaussektor müsse aufgerüstet werden. Die steigende Bevölkerungszahl und Lebenserwartung sowie Naturkatastrophen und Infektionskrankheiten erhöhten die Nachfrage nach medizinischen Leistungen, so Soendoro.

Privatkliniken in Indonesien sind Modernisierungstreiber

Die stetig wachsende Bevölkerung kurbelt die Nachfrage nach medizinischen Leistungen in Indonesien an.

Die stetig wachsende Bevölkerung kurbelt die Nachfrage nach medizinischen Leistungen in Indonesien an.

© Warren Goldswain/Shutterstock.com

Vor allem investieren private Kliniken laut Soendoro in die Modernisierung. Die Nachfrage nach Medizintechnik in staatlichen Einrichtungen hänge von den Budgetzuteilungen der Zentralregierung und der Regionalverwaltungen ab. Seit der Dezentralisierung Indonesiens trage die Zentralregierung in Jakarta nur noch einen kleineren Teil der Gesundheitsversorgung.

Immenser Nachholbedarf im Gesundheitswesen

Nach Angaben von Soendoro beträgt das Budget für das Gesundheitswesen 2,25 Prozent des staatlichen Gesamthaushaltes. Den größeren Teil müssten die Regionalregierungen übernehmen.

Aufgrund des immensen Nachholbedarfes prognostizieren Experten für viele Länder im asiatisch-pazifischen Raum Zuwächse meist im zweistelligen Bereich. Trotz der Potenziale ist es laut Hirschle aber für deutsche Medizintechnikanbieter immer noch schwierig, Fuß auf den Märkten in Asien-Pazifik zu fassen.

"Die Vertriebsstrukturen sind teilweise sehr kompliziert und intransparent. Man muss in der Regel über einheimische Importeure in den Markt einsteigen", dämpfte er die Euphorie. Auch langwierige Registrierungsverfahren lassen es laut Hirschle kaum zu, dass kleine und mittelständische Unternehmen der Branche die Anforderungen ohne Partner erfüllen.

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