Bayer will wieder unter die Pharma-Top-Ten

Bayer wirbt für mehr Anerkennung innovativer Arzneien. Vier Blockbuster-Kandidaten sollen den Weg zurück zur ersten Pharmaliga ebnen.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Weltweit bekannt: das Bayer-Kreuz.

Weltweit bekannt: das Bayer-Kreuz.

© Oliver Berg/dpa

LEVERKUSEN. Wenn die Regierungen in Deutschland und anderen Ländern bei Gesundheitsreformen die Pharmaindustrie über Gebühr belasten, gefährden sie langfristig die Versorgung der Patienten mit innovativen Arzneimitteln.

Davor hat der Vorstandsvorsitzende des Bayer-Konzerns Dr. Marijn Dekkers gewarnt. "Wenn man den forschenden Pharma-Unternehmen den Erlös aus den aktuellen Produkten zu stark beschneidet, kann das mittelfristig dazu führen, dass für die Erforschung zukünftiger Medikamente die Ressourcen fehlen", sagte Dekkers bei der Bilanz-Pressekonferenz am Dienstag in Leverkusen.

Mangelnde Wertschätzung der Gesellschaft für Innovationen

Er beklagte die mangelnde Wertschätzung der Gesellschaft für Innovationen. Hinzu käme ein besonderes Problem der pharmazeutischen Industrie: Patienten interessieren sich in der Regel nicht dafür, welches Unternehmen das Arzneimittel entwickelt und hergestellt hat, das sie von einer schweren Erkrankung heilt.

Nach Einschätzung Dekkers' muss der Aufwand der Pharmaindustrie für innovative Arzneimittel besser verdeutlicht werden, um eine höhere gesellschaftliche Akzeptanz zu erreichen. "Ich denke, an dieser Stelle müssen wir uns als Unternehmen und als Industrie noch stärker in die aktuellen Debatten einbringen."

Bayer AG

Branche: Chemie, Pharma und Gesundheit

Sitz: Leverkusen

Geschäftszahlen 2011: Konzernumsatz: 36,5 Mrd. Euro (+5,5 %) davon HealthCare-Sparte 17,2 Mrd. Euro (+2,4 %) EBITDA: 7,6 Mrd. Euro (+7,2 %)

Wichtige Produkte:Pharma: Xarelto® (Rivaroxaban), Betaferon® (rekombinantes Interferon beta-1b), Kogenate® (rFaktor VIII), Mirena® (Levonorgestrel), Levitra® (Vardenafil),

Consumer Health: Aspirin® (ASS), Aleve® (Naproxen), Canesten® (Bifonazol), Bepanthen®/ Bepanthol® (Dexpanthenol)

Der Bayer-Chef verwies darauf, dass die Erforschung und Entwicklung neuer Medikamente teuer ist, der Erfolg aber ungewiss. "Trotz der weltweit stark gestiegenen Forschungsausgaben ist die Zahl der Zulassungen neuer Medikamente pro Jahr durch die US-Behörde FDA oder in der EU in den letzten 20 Jahren in etwa konstant geblieben."

Insgesamt hat Bayer zurzeit 40 Pharma-Projekte in der klinischen Entwicklung.

Allein für die Forschung und Entwicklung des Gerinnungshemmers Xarelto® (Rivaroxaban) hat das Unternehmen zwei Milliarden Euro aufgewendet - in den USA zusammen mit dem Partner Johnson & Johnson.

Das Patent läuft je nach Land zwischen 2020 und 2023 aus. In Deutschland ist das Mittel seit einigen Wochen auf dem Markt.

Für Xarelto® wird ein Spitzenumsatz erwartet

Der Start sei gut gewesen, sagte Dekkers. Aber: "Bis wir damit Geld verdienen, wird es wohl noch einige Jahre dauern."

Über alle Indikationen erwartet Bayer für Xarelto® einen Spitzenumsatz von über zwei Milliarden Euro. Der Gerinnungshemmer gehört zu den vier Mitteln in der fortgeschrittenen Entwicklung, denen der Konzern Blockbuster-Potenzial zuschreibt, die also einen Umsatz von einer Milliarde Euro und mehr erwirtschaften können.

Dazu zählen auch die Onkologika Alpharadin® (Radium-223-Chlorid) zur Behandlung von Patienten mit Knochenmetastasen bei Prostatakrebs und der Wirkstoff Regorafenib für die Indikation fortgeschrittener Darmkrebs.

Hinzu kommt VEGF Trap-Eye, das bei verschiedenen Augenerkrankungen eingesetzt werden soll, etwa der altersbedingten feuchten Makuladegeneration. Dekkers zeigte sich optimistisch, dass diese vier Blockbuster dazu beitragen können, Bayer wieder in die Liga der weltweit führenden zehn Pharmaunternehmen zu bringen.

Neue Umsatz-Rekordwerte im Jahr 2011

Für 2011 konnte Bayer neue Rekordwerte bei Umsatz und operativem Ergebnis vermelden. Der Umsatz stieg währungs- und portfoliobereinigt um 5,5 Prozent auf 36,5 Milliarden Euro, das operative Ergebnis um 52,0 Prozent auf 4,1 Milliarden Euro.

Das um Sondereinflüsse bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen erhöhte sich um 7,2 Prozent auf 7,6 Milliarden Euro. Für 2012 erwartet Dekkers einen Umsatz von 37 Milliarden Euro.

Im Bereich HealthCare legte der Umsatz 2011 um 2,4 Prozent auf 17,2 Milliarden Euro zu. "Diese Entwicklung beruhte in erster Linie auf der positiven Entwicklung im Segment Consumer Health", sagte er.

Dort stieg der Umsatz um 5,1 Prozent auf 7,2 Milliarden Euro, während Bayer bei Pharma ein Plus von 0,6 Prozent auf 10,0 Milliarden Euro verzeichnete. Die Gesundheitsreformen in verschiedenen Ländern hätten in den Jahren 2010 Umsatz und Ergebnis mit knapp 300 Millionen Euro belastet.

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Kosten und Nutzen

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