Haupt Pharma

Für die Zukunft gerüstet

FRANKFURT/MAIN (cw). Nach zwei Jahrzehnten, die von Akquisitionen geprägt waren, will sich der pharmazeutische Auftragshersteller Haupt Pharma nun auf organisches Wachstum konzentrieren.

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Mit sechs von der US-Behörde FDA zertifizierten Standorten ist das 1937 in Berlin gegründete Unternehmen auch für Aufträge aus Übersee gut gerüstet. 280 Millionen Euro lautet die Umsatzprognose für 2012.

Damit hätten sich die jährlichen Einnahmen seit 2006 annähernd verdreifacht. Und nichts deutet darauf hin, dass sich die gute Entwicklung eintrüben könnte.

"Auftragsherstellung ist ein Markt mit Zukunft", versichert Vorstandschef Dr. Karl Heinz Brücher bei einem Pressegespräch Ende September in Frankfurt.

Breite Fertigungskompetenz

Als international aufgestellter Dienstleister erhofft man sich, sowohl von der Zunahme auslaufender Blockbuster-Patente profitieren zu können, als auch von dem Interesse großer Pharmakunden, den Strauß ihrer externen Fertiger auf eine übersichtliche Anzahl strategischer Partner zu reduzieren.

Erst kürzlich wurden vier Haupt-Betriebe von der FDA zertifiziert, insgesamt kann Haupt jetzt an sechs Standorten für die USA fertigen. Zudem kann Haupt ein Full-Service-Angebot machen: von der galenischen Entwicklung über klinische Prüfmuster und die Übertragung der Laborprozesse in den Industriemaßstab ("Upscaling") bis zur Herstellung, anschließender Lagerhaltung und Distribution.

Ein weiterer Pluspunkt, den Brücher für sein Unternehmen anführt, ist die breite Fertigungskompetenz: sämtliche festen, halbfesten und flüssigen Arzneiformen einschließlich Parenteralia als Flüssigkeiten oder Lyophilisat. Zudem ist man im Umgang mit besonders anspruchsvollen Wirkstoffen wie Zytostatika, Penicillinen oder Hormonen geübt.

So gehört Haupt Pharma zu den weltweit größten Produzenten von Kontrazeptiva. Die Kapazitäten dafür sollen mit Investitionen von rund 15 Millionen Euro am Standort Münster verdoppelt werden.

Dabei entstehen voraussichtlich 60 neue Stellen. Ab Ende 2014 werde dann "jede dritte Packung der ‚Pille‘ für Europa bei Haupt Pharma hergestellt", kündigt Finanzvorstand Dietmar Rohleder an.

Neun Werke

Gegründet wurde das Unternehmen vor 75 Jahren in Berlin als "Lohnanstalt für pharmazeutische Spezialitäten".

Anfang der 90er Jahre arbeiteten rund 200 Mitarbeiter für Haupt Pharma - gegenwärtig sind es mehr als 2000. Das zeigt, wie rasant sich Haupt in den vergangenen zwei Jahrzehnten verändert hat.

In dieser Zeit wurden allein in Deutschland vier Pharmabetriebe erworben. Hinzu kamen weitere Standorte in Frankreich, Japan und Italien.

Heute produziert Haupt Pharma in neun Werken, sechs davon im Heimatmarkt. Ein Vertriebsbüro in Chesterfield (Missouri) besorgt Produktionsaufträge von US-Kunden.

Die hohe Produktivität in Deutschland, steigende Energiekosten sowie teilweise schlechte Erfahrungen von Big Pharma mit Billiglohnstandorten lassen Vorstandschef Brücher dem Wettbewerb mit neu ins Geschäft drängenden Anbietern aus Asien gelassen entgegen sehen.

Auch der Haupt-Eigentümer, die Plettenberger Private-Equity-Gesellschaft Invita AG, dürfte mit ihrem Investment zufrieden sein. Das für 2012 von Finanzvorstand Rohleder in Aussicht gestellte Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) soll um 15 Prozent auf 30 Millionen Euro zulegen.

Das wären rund elf Prozent operative Gewinnmarge - für pharmazeutische Lohnhersteller eine beachtliche Größenordnung.

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Kosten und Nutzen

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