Erfolgreiche Strategie

Bionorica weiter auf Wachstumskurs

Phytopharmaka mit wissenschaftlich gesichertem Wirknachweis sind das Geschäft von Bionorica. Mit dieser Strategie wächst das Unternehmen weiterhin rasant.

Hauke GerlofVon Hauke Gerlof Veröffentlicht:
Professor Michael Popp, Inhaber und Vorstandsvorsitzender von Bionorica, blickt auf ein erfolgreiches Jahr des Phytothrapeutika-Herstellers zurück.

Professor Michael Popp, Inhaber und Vorstandsvorsitzender von Bionorica, blickt auf ein erfolgreiches Jahr des Phytothrapeutika-Herstellers zurück.

© Lars Langemeier / Bionorica

DÜSSELDORF. Was für die Hersteller pflanzlicher Arzneimittel im Jahr 2004 eine schwere Bürde war, erweist sich derzeit für das Unternehmen Bionorica SE als Segen: die Herausnahme der nicht verschreibungspflichtigen Präparate aus der Erstattung für Kassenpatienten.

"2004 war richtig hart für uns. Heute, angesichts von Rabattverträgen und Nutzenbewertungen für rezeptpflichtige Medikamente, sind wir froh, dass wir in einem nicht preisregulierten Markt unterwegs sind", sagte Professor Michael Popp, Inhaber und Vorstandsvorsitzender von Bionorica, am Freitag bei der Bilanzpressekonferenz des Unternehmens in Düsseldorf.

Zudem könnten Ärzte die OTC-Präparate ohne Angst vor Regressen auf Privatrezept verordnen. Von 2004 bis 2013 haben sich die Netto-Umsatzerlöse der Bionorica-Gruppe von 62 Millionen Euro auf 232,9 Millionen Euro fast vervierfacht.

Das Unternehmen, nach eigenen Angaben Marktführer für pflanzliche Arzneimittel in Deutschland, ist auch 2013 wieder aus eigener Kraft zweistellig gewachsen. Der Netto-Umsatz stieg nach Popps Angaben um 15,2 Prozent auf 232,9 Millionen Euro.

Bezogen auf die Wachstumsraten im Umsatz und den Abverkauf von Packungen im Bereich Phytopharmaka sei Bionorica auch in Europa die Nummer 1, obwohl der Hersteller in großen Märkten wie zum Beispiel Frankreich bisher noch gar nicht vertreten ist.

Starkes Wachstum in Deutschland

In Deutschland ist Bionorica den Angaben zufolge deutlich stärker (plus 23,4 Prozent) als der Markt (plus 5,5 Prozent) gewachsen. In Deutschland beträgt der Anteil des Unternehmens am Phytopharmaka-Teilmarkt nach eigener Schätzung mittlerweile 12,5 Prozent.

Ein Teil des Erfolges sei auf die Grippewelle in der Wintersaison 2013 zurückzuführen, die unter anderem beim Atemwegspräparat Sinupret® (plus 25,7 Prozent) zu starken Zuwächsen geführt habe. Die Neueinführung von Sinupret® extract, vierfach konzentriert im Vergleich zu Sinupret®, habe zusätzlichen Schub gegeben. Besonders erfolgreich (plus 51,3 Prozent) habe sich das Präparat Canephron® zum Einsatz bei leichten Harnwegsinfekten entwickelt.

Als Basis für das Wachstum des Gesamtunternehmens sieht Popp drei Faktoren: eine intensive evidenzbasierte Forschung und Entwicklung, die Expansion in neue Märkte sowie ein ausgefeiltes Marketing-Konzept mit der direkten Ansprache von Ärzten und Apothekern.

Am wichtigsten sei die intensive Forschung und Entwicklung rund um die bereits eingeführten Präparate und auch in neue phytopharmazeutische Wirkstoffe und Indikationen.

Das Phytoneering-Konzept - Phytoneering als Kunstbegriff aus Phytos und Engineering - sei im Kern eine evidenzbasierte pharmakologische und klinische Forschung zu den eigenen Präparaten. "Wir sind stolz auf die kontinuierlich wachsende Akzeptanz unserer Forschung", so Popp.

Bionorica betreibt eigene Forschungseinrichtungen, unterhält aber auch Kooperationen mit 500 Universitäten und Kliniken. Im Austrian Drug Screening Institute in Innsbruck sollen in nächster Zeit über 100 verschiedene Heilpflanzen analysiert werden, um neue Wirkstoffkandidaten zu identifizieren.

In der Pipeline seien unter anderem Präparate zu den Indikationen Adipositas, Diabetes, metabolisches Syndrom, chronisch entzündliche Darmerkrankungen und nicht-alkoholische Fettlebererkrankung.

Marktführer in ausländischen Märkten

Das zweite Standbein für erfolgreiches Wachstum ist der Einstieg in neue Märkte. In Osteuropa, Russland und Zentralasien hat Bionorica bereits hohe Marktanteile und ist teilweise mit Abstand Marktführer.

Popp hofft denn auch auf eine diplomatische Lösung des Konflikts zwischen Russland und der Ukraine, auch wenn bis jetzt noch keine Auswirkungen der Krise auf den Umsatz zu spüren seien. Auch in China ist das Unternehmen jetzt selbst aktiv, in Indien soll bald der Markteintritt erfolgen.

Als dritten Erfolgsfaktor nannte Dr. Uwe Baumann, Vorstand Marketing & Vertrieb, das Marketing-Konzept. Auf klassische Werbung im Publikumsmarkt verzichtet das Unternehmen weitgehend.

Stattdessen kommuniziere man in erster Linie mit Apothekern und Ärzten. Sehr gut laufe zum Beispiel das "Phytothek"-Konzept für Apotheken, die sich auf pflanzliche Arzneimittel spezialisieren.

Dazu gehört eine spezielle Fortbildung für das Apotheken-Personal, aber auch eine eigene Ecke für die Beratung und den Verkauf zu Phytotherapeutika. Bis Ende 2013 habe Bionorica 525 Phytothek-Verträge abgeschlossen, 2014 sollen weitere 400 Installationen folgen. Ziel ist es, in den kommenden Jahren die Marke von 1500 Phytotheken zu erreichen.

Nach Angaben Baumanns haben Phytothek-Apotheker die Chance auf deutlich steigende Umsätze im Vergleich zu gleich großen Apotheken ohne Phytothek. "Das strahlt auch auf den nicht-pflanzlichen Bereich von OTC aus", so Baumann.

Das Konzept der Phytothek soll jetzt auch in anderen Märkten ausgerollt werden. Der Unternehmensinhaber hat auch für die kommenden Jahre hoch gesteckte Ziele: Bis 2018 will Popp aus eigener Kraft den Umsatz auf 500 Millionen Euro mehr als verdoppeln.

Basis für ein kräftiges Wachstum sei die hohe Eigenkapitalquote des Unternehmens (75 Prozent). Bionorica beschäftigte Ende 2013 1340 Mitarbeiter, 13 Prozent mehr als im Vorjahr.

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