Kommentar zu Empagliflozin
Die Realität nicht ignorieren
Seit Bestehen der frühen Nutzenbewertung werden die Kassen nicht müde, für Innovationen gegen chronische Erkrankungen klinische Endpunktstudien zu fordern.
Mit der kürzlich vorgestellten "EMPA-REG"-Studie sind nun erstmals Outcomes für ein modernes orales Antidiabetikum dokumentiert. Dass die beeindruckenden Daten erst nach Abschluss der Nutzenbewertung von Empagliflozin kommen - geschenkt.
Doch dass nun der Opt-out droht, weil die Preisverhandlungen zur Schiedsstelle geführt haben und die nach Aktenlage entscheiden muss, führt das Verfahren ad absurdum.
Natürlich könnte der GKV-Spitzenverband die Realität ignorieren und stur auf den GBA-Beschluss pochen, wonach das Empagliflozin-Dossier keinen Zusatznutzen habe erkennen lassen. Damit würde das Kassengremium aber nicht nur seine eigene, sondern auch die Glaubwürdigkeit der Nutzenbewertung aufs Spiel setzen.
Die ist ohnehin schon dadurch angekratzt, dass ein völlig neues Prinzip der Blutzuckerkontrolle andauernd mit der alles andere als anwendungssicheren Sulfonylharnstoff-Therapie gleichgesetzt wird.
Der GKV-Verband muss jetzt über seinen Schatten springen und einen innovationsgerechten Preis konzedieren. Eine Marktrücknahme von Empagliflozin wäre ein Skandal.
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