Nach Allergan-Deal

Pfizer zieht nach Dublin

Pfizer und Allergan sind sich einig: Beide Unternehmen gehen künftig gemeinsame Wege - und das vom Steuerparadies Irland aus.

Christoph WinnatVon Christoph Winnat Veröffentlicht:

NEW YORK/DUBLIN. Die Hochzeit zwischen dem Botox®-Anbieter Allergan und dem Viagra®-Erfinder Pfizer stellt den mit Abstand größten Pharmadeal dar, der bis dato über die Bühne gegangen ist. Allerdings geschieht das kapitalschonend im Aktientausch(wie kurz berichtet).

Mit 160 Milliarden Dollar bewertet Pfizers Offerte in eigenen Papieren Allergan, basierend auf dem Pfizer-Schlusskurs vom 20 November. Offiziell wird die Fusion jedoch als Übernahme Pfizers durch Allergan abgewickelt werden.

Anschließend soll sich das neue Unternehmen in "Pfizer" um-, respektive zurückbenennen. Auf diese Weise kann Allergans Headquarter im Steuerparadies Irland nahtlos von der neuen Pfizer genutzt werden. Der New Yorker Stammsitz soll als operative Konzernzentrale weitergeführt werden.

11,3 Aktien des neuen Unternehmens erhalten die Allergan-Eigner für einen ihrer alten Titel. Die Pfizer-Aktionäre werden 1:1 bedient. Am Ende werden die heutigen Pfizer-Aktionäre mit 56 Prozent die Mehrheit halten.

Auf dem Weg zurück zur Nummer Eins

Pfizer erhofft sich von dem Zusammenschluss operative Synergien von mehr als zwei Milliarden Dollar pro anno in den ersten drei Jahren nach der Fusion. Die Steuerquote werde im ersten Jahr nach dem Closing adjustiert um Sondereffekte maximal 18 Prozent betragen, heißt es.

In den USA sollen Unternehmensgewinne künftig mit 35 Prozent besteuert werden. Anlegern wird der Mega-Merger zudem mit einem großzügigen Dividenden-Versprechen schmackhaft gemacht: Pfizer will künftig die Hälfte des Konzerngewinns an die Aktionäre ausschütten.

Mit einem pro forma Umsatz von voraussichtlich 64 Milliarden Dollar - davon 16 Milliarden durch den Neuzugang - würde die neue Pfizer dieses Jahr an Novartis vorbeiziehen und sich wieder zur Nummer Eins im globalen Pharmageschäft aufschwingen.

Allerdings gehen mit dem Verkauf seiner Generikaaktivitäten an Teva, den Allergan Ende Juli perfekt gemacht hat, rund 6,5 Milliarden Dollar Umsatz verloren.

Unterdessen leidet Pfizer unter Patentausläufen für etliche große Produkte - Viagra® und Lipitor® (Atorvastatin) sind nur die bekanntesten. Auch Blockbuster wie der Cox2-Hemmer Celebrex® und der Blutdrucksenker Norvasc® (Amlodipin) sowie teilweise sogar das Hauptprodukt Lyrica® (Pregabalin) stehen unter Druck; zusätzlich zehrt der starke Dollar an den Einnahmen.

Mit Allergan erhält Pfizer vor allem ein starkes Produkt-Portfolio für die ästhetische Medizin und die Ophthalmologie. Dies sind neben ZNS und Biosimilars auch die Schwerpunkte in Allergans F&E-Pipeline.

Lange Akquisitionsstrecke

Die Iren haben eine lange Akquisitionsstrecke in kürzester Zeit absolviert: 2012 übernahm der US-Hersteller Watson den isländischen Generikakonzern Actavis und firmierte danach unter dessen Namen.

Mitte 2013 fusionierte Actavis via Aktientausch und Schuldenübernahme mit der in Dublin ansässigen Pharmafirma Warner Chilcott.

Nur wenige Monate später folgte der 25 Milliarden Dollar schwere Zusammenschluss mit dem US-Generika- und Originalanbieter Forest, gleichfalls überwiegend im Aktientausch.

Ende 2014 schließlich übernahm Actavis für 66 Milliarden Dollar Allergan, unter deren Namen der Konzern seither firmiert. Mit all diesen Transaktionen hat sich Actavis sukzessive vom einst reinen Nachahmerlieferanten zu einem diversifizierten Markenanbieter gewandelt. Die Veräußerung der Generikaaktivitäten an Teva war da nur konsequent.

Für Anleger dürfte die jüngste Konzernhochzeit noch einmal interessant werden, wenn Pfizer über eine Abspaltung des pro forma 30 Milliarden Dollar starken Geschäfts mit Altoriginalen und anderen Markenprodukten von den innovativen Pharmaprojekten entscheidet. Das soll bis Ende 2018 geschehen. Optionen wären ein Verkauf oder ein Börsengang.

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